Stellungnahme der Institutsleitung (IK.KK) und des Vorsitzenden der Studienkommission für das künstlerische Lehramt  an der Universität für angewandte Kunst Wien zum Entwurf Schulrechtspaket 2016 (Ministerialentwurf 196 / ME XXV.GP)

 

Die äußerst problematischen Konsequenzen der Zusammenlegung der zwei  Unterrichtsfächer Technisches Werken und Textiles Werken zu einem Unterrichtsfach Technisches und Textiles Werken, und die mit der simplen „Eindampfung“ der Inhalte beider Fächer auf die halbe Zeit curricular erkennbare Fahrlässigkeit im Umgang mit Bildungsaufgaben und gesellschaftlichen Erwartungen an Schule neu, sind mehr als deutlich durch die Rückmeldung aus den NMS belegt worden und bekannt.

Was als fortschrittliche und überfällige Reform der beiden Werkfächer im Sinne einer  Geschlechtergerechtigkeit begründet wurde und nun auch für die AHS umgesetzt werden soll, erwächst weder aus einem aktuellen Forschungsstand, noch einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der Frage, wie eine notwendige Überwindung von Geschlechterstereotypen in einer reflektierten und kritischen Unterrichtspraxis sinnvoll aufgesetzt werden muss. Die Zusammenlegung, wie sie jetzt vorgenommen werden soll, wird einem solchen Anspruch nicht gerecht, sondern verschleiert bloß die damit nicht angemessen angegangene Aufgabe.

Wenn schon vor mehr als zehn Jahren in Positionspapieren angesichts der aktuellen und zukünftigen Lebensaufgaben ein angemessenes Bildungsfundament gefordert wurde, „ das in einer sich rapide verändernden Welt die notwendigen Orientierungsmarken setzt und zum konstruktiven und kritischen Umgang mit ihr befähigt“ - was natürlich auch heißt, handwerklich-technische sowie gestalterische Handlungskompetenzen auszubilden, um sich in der Welt orientieren, sie erkennen, in ihr handeln und sie mitgestalten zu können – sind derartige Maßnahmen - wie eine Zusammenlegung ohne jedes ernsthafte innovative Fachkonzept - nicht mitzuvollziehen.

Vielmehr ist die Schaffung von Strukturen im Bildungsfeld gefordert, die bei Kindern und Jugendlichen Welterfahrung, -erkenntnis und Handlungsfähigkeit in vielfältiger Weise und über unterschiedliche Zugänge fördern. Dazu gehört, die Kunst- und Werkfächer nicht zu schwächen, sondern vielmehr inhaltlich verantwortungsvoll und kompetent auszubauen. Es ist evident, dass die in den Fächern fokussierten Bereiche der gebauten und gestalteten Umwelt – Architektur, Design, Environment, Technik - und Moden, Konsum-, Körper- und Alltagskulturen derart wichtig sind und unser Leben in einem solchen Maße tangieren und bestimmen, dass sie unbedingt in die Oberstufe mitgenommen und dort thematisiert und bearbeitet werden müssen.

In diesem Sinne fordern wir endlich eine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesen Schulfächern und protestieren gegen eine Zusammenlegung, die letztendlich einfach einer administrativen Vereinfachung und einem daraus resultierenden Einsparungspotenzial geschuldet ist und keiner engagierten inhaltlichen Orientierung.

Wien, 4. Mai 2016       

                       

Univ.Prof. Mag.art. Barbara Putz-Plecko , Univ.Prof. Mag.art. BSc Christoph Kaltenbrunner

                                                                       

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Dr. Gerald BAST
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