An das österreichische Parlament

 

Betreff: Integrationsgesetz und Gesichtsverhüllungsgesetz

 

Sehr geehrte Abgeordnete des österreichischen Parlaments!

 

Ich möchte eine Stellungnahme abgeben zum Thema Verschleierungsverbot in der Öffentlichkeit und Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst.

Zuerst möchte ich einige grundlegende Dinge klarstellen. Der Islam wird tagtäglich angegriffen. Diese Angriffe werden einer Integration nicht behilflich sein. Es haben schon so oft Menschen die den Islam studiert haben, die den Koran auswendig können - jede einzelne Zeile - ganz klar gesagt, dass Rassismus, Missbrauch von Frauen und Kindern, Antisemitismus, Terrorismus, Missachtung von Demokratie, Gewalt gegen Nichtmuslime, Lügen, Täuschen, Intoleranz, Integration- und Bildungsunwilligkeit sowie Missionierung mit Gewalt nichts mit dem ISLAM zu tun haben. Ein gläubiger Muslim ist kein Rassist, da er weiß, dass unser Schöpfer uns unterschiedlich erschaffen hat, damit wir uns gegenseitig kennenlernen, um mehr Vielfalt auf diese Welt zu bringen. Wäre doch langweilig, würden wir alle gleich aussehen. Missbrauch von Frauen und Kindern geschieht in allen Ländern, Schichten, Religionen und Nationen.

Die Frau im Islam hat viele Rechte. Dass in Ländern wie z. B. Afghanistan die Rechte der Frauen eingeschränkt sind, hat nichts mit dem Islam zu tun, sondern dass die Rechte und Pflichten welche im Koran stehen nicht eingehalten werden.

 

Welchen Weg will Österreich gehen? In Ländern wie Afghanistan aber auch Saudi Arabien sind Frauen gesetzlich verpflichtet einen Niqab, Burka oder einen Hijab zu tragen. Für mich persönlich ein klarer Wiederspruch dazu, dass es im Glauben keinen Zwang gibt. (In der zweiten Sure wird verboten jemanden in der Religion zu zwingen.) Jede Frau muss das Recht haben selbst für sich entscheiden zu können, frei und ohne Zwang. Durch Gesetze wie das Verschleierungsverbot bzw. Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst werden die Rechte der Frauen eingeschränkt. Was ist dann noch der Unterschied zwischen Saudi Arabien und Österreich?

 

Menschenrechte werden in Österreich großgeschrieben, ich fordere Sie auf, dass es so bleibt. Herr Kurz hat in der Sendung am Hanger 7 (ServusTV) am 17.2.2017 gesagt, dass Österreich mehr ausgebildete junge Menschen braucht. Da möchte ich mal wissen wie es bei Mädchen aussehen soll. Welche alternativen bietet das freie Österreich jungen und offenen muslimischen Mädchen, welche auch das Kopftuch tragen möchten, weil sie es als religiöse Pflicht sehen. Religionslehrerin, Hausfrau oder kein Kopftuch. Wer stellt eine junge Frau mit Kopftuch ein, wenn der Staat mit gutem Beispiel voran geht und ein Gesetz beschließt um Kopftuchträgerinnen zu verbannen? Wem soll dieses Gesetz dienen? Ich gehe davon aus, dass es den radikalen Gruppen dienen wird, die schon darauf warten sagen zu können: „Seht ihr, sie wollen euch nicht.“

 

Ein Vollverschleierungsverbot hilft der Integration nicht, es behindert sie. Es gibt wenige Frauen in Österreich die Eine tragen - einige freiwillig aus tiefer religiöser Überzeugung. Oft sind es sogar Österreicherinnen – zum Islam konvertierten -, aus traditionellen österreichisch christlichen Familien, die einen Niqab tragen. Welches Signal gibt man denn damit? Dass sie ihre Religion nicht frei ausüben dürfen. Frauen die es tragen, unter Zwang wird nicht geholfen. Es wird dazu führen, dass diese ihr Haus nicht mehr verlassen dürfen. Dadurch kommt es dann noch mehr zu einer Abschottung, welche so häufig kritisiert wird.

Wie sollen diese Frauen Deutsch lernen? Mit anderen Frauen in Kontakt kommen? Etwas an den Traditionen zu Hause ändern? Ist es nicht vielmehr so, dass der Radikalismus gefördert wird? Kinder von solchen Frauen, werden sich nicht willkommen fühlen. Alte Traditionen werden an die Jüngeren weitergegeben. Mit Gesetzen kommt man nicht weiter.

 

Zu dem Problem dass Frauen gezwungen werden sowas zu tragen: Eine bessere Lösung wäre, wenn andere Musliminnen diesen Frauen erklären, dass sie das nicht tragen müssen nur weil ihr Mann das von ihr so will. Die dazu gezwungenen Frauen sollten verstehen, dass wenn sie das wollen, es für Gott tun sollen, nicht für ihre Männer.

Mit gut wird man vorwärtskommen, mit schlecht wird nur eine riesige Mauer der Abschottung kommen. Welches Bild würde es vermitteln wenn Lehrerinnen mit Kopftuch mit anderen Kollegen zusammen, die Christen oder Atheisten sind, unterrichten. Nicht nur Religion, auch andere Fächer - Mathematik, Englisch,.. Ich persönlich finde, dass Kinder von klein auf lernen sollten, dass es verschiedene Religionen gibt und jeder das Recht hat sich frei für Eine zu entscheiden. Kopftuchtragende Lehrerinnen würden die Vielfalt widerspiegeln, in der wir leben. Alle müssen sich daran gewöhnen, dass zu Zeiten wie heute, es eben auch Kopftuchtragende Frauen in Österreich gibt.

 

Der Islam ist keine Terrororganisation - weiß mittlerweile jeder - dennoch wird es immer wieder vermittelt. Es fördert nicht das Vertrauen zwischen den Menschen, wenn immer wieder der Islam als gefährlich bezeichnet wird, wo es doch Randgruppen sind. Die Mehrheit der Muslime sind sehr gut fähig in Frieden und mit gegenseitigem Respekt zu leben. Sehr oft wird Integration mit: „Man muss österreichisch leben…“ gleichgesetzt. Wenn man den Minderheiten das Gefühl gibt, dass sie, so wie sie sind angenommen werden, wird das Zusammenleben leichter gehen. In Österreich müssen Menschen verstehen, dass es Personen gibt die Angst haben ihre Identität zu verlieren, ihre Kultur, Sprache, Traditionen. Mit Gesetzen, Strafen, Gewalt ändern Sie nichts. Was Sie wünschen ist Assimilation. Wie oft habe ich gelesen das Kopftuchträgerinnen dorthin gehen sollen, wo sie hergekommen sind. Sehr geehrte Abgeordnete, ich bin genau dort, in meinem Heimatort. Dort haben bereits meine Urgroßväter gelebt.

 

Ich bitte Sie bevor Sie ein Gesetz beschließen, sich gut zu überlegen. Zum Wohle aller in Österreich lebenden Bürger, egal welcher Herkunft oder Religion. Sie sollten nicht auf andere Länder schauen, sondern auf ihr eigenes. Welchen Weg soll dieses Land gehen?

 

Hochachtungsvoll,

Brigitte Tifeki