Sehr geehrte Damen und Herren,

 

ich möchte hiermit als Österreicherin meine Stellungnahme (bzw. eigentlich Kritik) am geplanten Anti-Gesichtsverhüllungsgesetztes abgeben.

 

Ich sehe dieses Gesetz als eine Diskriminierung von Frauen, denen nun vorgeschrieben wird, was sie tun dürfen und was nicht. Zugleich finde ich es unerhört, dass der Grad der Integration nun plötzlich an der Kleidung einer Person abgelesen werden kann. Was sagt denn das bitteschön aus? Ist eine Dame, die seit Jahren in Österreich lebt, kein Wort Deutsch kann, sich nicht am gesellschaftlichen Leben beteiligt besser integriert, nur weil sie keinen Schleier oder ein Kopftuch trägt, als eine Anwältin/Ärztin/Lehrerin mit einem Kopftuch?

 

Ich betrachte dieses Gesetzt nur als Vorreiter für den nächsten Schritt: nämlich einem weitreichenden Kopftuchverbot. Denn vor nicht allzulanger Zeit bezeichnete Herr Kurz auch eine Debatte zum Schleier als scheinheilig, weil es nicht die wahren Probleme lösen würde. Aber siehe da, nun fechtet er es selber an. Daher sehe ich es nur als eine Frage der Zeit, bis auch anderen Damen ihr Recht auf Selbstbestimmung abgesprochen wird. Was folgt dann als nächstes? Keine rosa Haare mehr gestattet, oder nur Angestellte mit blonden Haaren?

 

Es mag sich lächerlich anhören, aber in einer Zeit, in denen Frauen, die für sich selbst Entscheidungen bezüglich ihrer  Kleidungswahl treffen, ihre Vorbildfunktion deshalb abgesprochen werden kann, kann uns alles erwarten.

 

Deshalb lehne ich dieses Gesetzt vehement ab und bitte auch Sie, meine Damen und Herren, dem wahren Feminismus (nämlich dem, der für die Selbstbestimmung der Frau auf allen Ebenen sich bekennt) gerecht zu werden. 

 

mfG

Gül Sibljakovic