Sehr geehrte Damen und Herren,

 

seit einigen Jahrzehnten arbeite ich als Pädagogin mit großer Freude in unterschiedlichsten Bereichen des österreichichen Schulsystems.

Ich bin  Mutter zweier erwachsener Kinder und Großmutter von 3 Enkelkindern, außerdem österreichische Staatsbürgerin und somit Suverän dieses Landes.

Als solche mache ich heute Gebrauch vom Recht jedes Suveräns zur Stellungnahme des Begutachtungsentwurfs zu §27a des Schulorganisationsgesetzes.

 

In dem Entwurf vermisse ich schmerzlich die notwendige Sicht auf die tatsächlichen Bedürfnisse von SchülerInnen, die aus verschiedenen Gründen besondere Unterstützung brauchen. Die Kinder und Jugendlichen, mit denen meine KollegInnen und ich im ZIS 20 arbeiten, leben in schwierigen Umständen, die Ihnen eine gute Entwicklung  -in unserer, und für unsere Gesellschaft-  kaum möglich machen. Wir treten in intensiven persönlichen Kontakt mit diesen jungen Menschen, da ohne gewachsenem Vertrauen keine nachhaltige und sinnvolle Entwicklungs- und Bildungsbegleitung möglich ist.

In Wien konnte durch engagierte Personen in den vergangenen Jahrzehnten ein vielschichtiges Netzwerk von unterschiedlichen Kompetenzzentren wachsen.

MitarbeiteInnen dieser Kompetenzzentren arbeiten regional und überregional gut vernetzt in engem persönlichen Kontakt miteinander.

 

Durch den geplanten Entfall von §27a des Schulorganisationsgesetzes, ginge ein Schatz an Austauschmöglichkeiten, Kompetenz, Erfahrung etc. sehr motivierter PädagogInnen verloren, bzw. könnte in den geplanten neuen Bildungsdirektionen die nötige Arbeit kaum in der derzeitigen Qualität weitergeführt werden.

 

Das macht mir große Sorge, auch wenn ich selbst demnächst in den Ruhestand treten werde. Schließlich geht es bei  Schulthemen immer auch darum, in was für einer Gesellschaft wir Menschen jetzt und in Zukunft miteinander leben wollen. Schon heute fallen immer mehr Menschen aus unserer Gesellschaft „raus“, weil sie den „allgemeinen Anforderungen“ nicht genügen können. Heranwachsenden Menschen geben diverse Zentren für Inklusions- und Sonderpädagogik (ZIS) Chancen, die sie sonst nicht, oder nur in weit geringerem Ausmaß, hätten.

 

Ich ersuche Sie dringend, erprobte und bewährte Strukturen zum Wohl unserer Kinder, und unserer Gesellschaft, nicht fahrlässig aufs Spiel zu setzten!

Besonders bedenklich/leichtfertig wäre es, wenn es bei der Streichung der ZIS in erster Linie um Kosteneinsparung (s. Dienstrechtsnovelle) ginge.

 

Mit freundlichen Grüßen freue ich mich auf Ihre Antwort und Stellungnahme,

 

Barbara Guttmann