Wien, am 17.4.17

 

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Seit mittlerweile 22 Jahren unterrichte ich im SPZ 13, dem heutigen ZIS 13 in der Volksschule zusammen mit meinem Kollegen. Ich bin überzeugt, dass unsere Arbeit durch Schließung der ZIS´ nicht einfach abgeschafft werden darf! Auf der Strecke blieben unsere Schüler, was ich Ihnen an ein paar Fallbeispielen verdeutlichen möchte:

Schüler 1: Ganz zu Beginn seiner Schullaufbahn in unserer Klasse lag er die meiste Zeit unter seinem Tisch. Erst durch enorm viel Geduld und Einfühlungsvermögen hat er seine persönlichen Traumata überwinden können und hat somit in seiner Nicht-Muttersprache Deutsch  gut Lesen, Schreiben und Rechnen lernen können.

Schüler 2 schaffte es nicht, sich in seiner ursprünglichen VS integrieren zu können. Durch freiwillige Wiederholung der 2.VS bei uns im ZIS schaffte er dies. Er konnte seine Lernversäumnisse und zwischenmenschlichen Defizite in der Kleingruppe aufarbeiten.

Schüler 3 war aufgrund seiner ADHS-Diagnose in seiner Stamm-VS nicht mehr tragbar. Zu gefährlich waren seine Aggressionsausbrüche unter 25 Kindern. Auch er hat bei uns die 2.VS freiwillig wiederholt. In der Kleingruppe hat er es geschafft, die Schreibschrift zu lernen und bereits auch ein wenig das 1x1. Aggressionsausbrüche (speziell wenn die Medikamente-Wirkung nachlässt) passieren immer noch, aber in der Kleinklasse mit einem Lehrer-Team sind sie leichter abfangbar und bewältigbar.

Schüler 4 ist ein ganz spezieller „Fall“. Bereits in seiner 2.Schulwoche in der 1.VS seiner Stammschule war klar, dass er mit den anderen Kindern nicht mithalten kann, was er in seinem Verhalten ausdrückte! So kam er zu uns ins ZIS. Mit diagnostizierter Lernschwäche ist es auch für uns eine enorme Herausforderung, ihm Lesen und Rechnen beizubringen. Mit knapp 9 Jahren ist er beim Lesen noch immer am Stand der 1.Klasse. Sein fast täglicher Originalton:“ Ich will eine andere Schulübung! Ich hasse Lesen! Das ist mir zu schwer! Ich kann das nicht lesen. Ich hasse dich! Lesen ist blöd! Du bist blöd!“ Und das kann er seeeeeeehr laaaaaaaaaaaange lautstark durchhalten.

Wir haben in unseren 22 Teamjahren so viel unpassendes Schülerverhalten miterlebt (auf´s ordinärste beschimpft werden, bespuckt werden,….), was wir uns unmöglich in einer „normalen“ VS-Klasse vorstellen können. Ich bin mir sicher, „normale“ Kinder wollen in Ruhe lernen und deren Eltern wollen ihre Kinder gut aufgehoben wissen. Unsere ZIS-Schüler sind in „normalen“ Klassen nicht tragbar, dafür bei uns bestens betreut , aus sozial- wie auch aus lernpädagogischer Sicht.

Daher bitte ich Sie im Sinne unserer Schüler mit besonderen Bedürfnissen, kleine Schulen wie unser Zentrum für Inklusiv- und Sonderpädagogik eine ist, weiter so bestehen zu lassen.

                                              Ihre

                               Mag. Petra Werbowsky  ( ZIS 13, Hackinger Kai 15)