Wien, am 18.4.2017

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

ich bin Mutter eines 7jährigen Sohnes mit Sonderpädagogischem Förderbedarf und selbst AHS- Lehrerin  und lehne aus vielen Gründen den geplanten Total -Umbau des sonderpädagogischen Bereichs und die damit verbundene Auflösung aller Zentren für Inklusion und Sonderpädagogik vehement ab!

Mein Sohn besucht derzeit die erste Klasse des ZIS Herchenhahngasse und mein Mann und ich sind begeistert von den Fortschritten, die Elias seither gemacht hat. Er ist höchst motiviert, geht gerne in die Schule und ist dort sozial sowie fachlich genau an der richtigen Stelle. An seinen Fortschritten kann ich sehen, dass mein Sohn gut gefördert wird, ohne überfordert zu sein und dass die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Pädagogen und Therapeuten extrem gut funktioniert. Auch die Kommunikation mit uns Eltern ist hervorragend.

Der Gedanke der Inklusion, alle Kinder wären gleich und hätten ihre starken und schwachen Seiten, mag ein guter sein, ist aber in der Praxis nicht umsetzbar. Kinder wie Elias brauchen kleine Gruppen, gut ausgebildete, liebevolle, fachlich kompetente Pädagogen, die auf dem Gebiet der Sonderpädagogik gut geschult sind!!! In einer größeren Gruppe mit weniger Betreuungspersonal (derzeit kommen in Elias Klasse 4-6 Betreuungspersonen auf 12 Kinder) könnte er seine Fähigkeiten nicht in dieser Qualität entfalten wie er es jetzt tut. Auch sozial sehe ich ein riesiges Problem. Mobbing ist schon jetzt ein Schlagwort, das in der Schule zum Alltag gehört. Für Kinder wie Elias kann so der Schulalltag in einer „normalen“ Schule zur Hölle werden und somit kommt es nicht nur zu geringeren Fortschritten, sondern eventuell sogar zu Rückschritten. Jedes Kind hat ein Recht auf Ausbildung und darauf glücklich zu werden. Manche Kinder brauchen dafür aber eindeutig ein anderes Umfeld als andere.

Die Auflösung der ZIS halte ich persönlich für eine Katastrophe: überforderte Kinder, überforderte Lehrer ohne Spezialausbildung und soziale Missstimmungen in den Klassen zwischen den „normalen“ Kindern, die Rücksicht nehmen müssen und den „besonderen“ Kindern, die ständig überfordert werden, sind meiner Meinung nach die Folge davon. Das kann so ja nicht der Sinn sein.

Ich appelliere somit an Sie die ZIS Standorte weiterhin als Orte der gezielten Förderung, der fachlichen Kompetenz und der liebevollen Betreuung für besondere Kinder zu erhalten.

 

Hochachtungsvoll

Mag. Barbara Schick