Guten Tag!

 

Ich bin Lehrerin an einer Wiener Grundschule und beobachte mit großer Sorge die Entwicklungen im Zuge der gegenwärtigen Bildungsreform.

Als Grundschullehrerin mit über 30 Dienstjahren, von denen ich auch viele im sonderpädagogischen Bereich abgeleistet habe, muss ich mit großem Bedauern feststellen,

dass es leider wieder einmal nicht um unsere Kinder und um die Pädagogik geht, sondern einzig und allein um das Sparen um jeden Preis.

Es wird umstrukturiert, es soll manches über den Haufen geworfen werden, ohne zu bedenken, dass es im Bildungsbereich vor allem um die Qualität von Beziehung geht – und dass man diese Netze nicht ungestraft einfach auseinanderreißt , denn das richtet Schäden an, die sich erst Jahre später zeigen werden.

 

Wir hatten das schon einmal - unter der Unterrichtsministerin Gehrer: Da gab es Kürzungen im Förderbereich.

Tausende Lehrer gingen damals auf die Straße und demonstrierten dagegen. Sie wurden nur von oben herab milde belächelt.

Einige Jahre später sah man das Resultat dieser Politik des Sparstiftes: Schlechte Werte bei Pisa.

Nicht überraschend für jene, die davor gewarnt hatten. Die Politik zeigte sich überrascht.

 

Hat aber die Politik daraus gelernt? Hört sie nun auf jene, die tagtäglich an der pädagogische  Front stehen?

 

Mitnichten, will mir scheinen.

Wien hatte bislang immer noch ein hervorragendes  Konzept  mobiler Supportsysteme, die neben den Kindern mit erhöhtem Förderbedarf über die Beratung der Lehrer am Standort auch den Regelschulkindern zugute kamen.

 

Nun soll durch die Auflösung dieser regionalen Kompetenzzentren wieder eine wichtige Stütze im System wegfallen!

 

Der Klassenlehrer soll dann zum Universalgenie werden, der alles und jedes gleichzeitig und auf unzählig verschiedenen Ebenen alleine abzuleisten hat. ( lernbehinderte Kinder, hochbegabte Kinder, Flüchtlingskinder, Kinder mit anderer Muttersprache, emotional beeinträchtigte Kinder, Kinder mit mangelnde Reife, legasthenische Kinder......)

Ich kann dazu aus meiner langjährigen Praxis nur sagen: Der, dem dieser Irrwitz eingefallen ist, hat keine Ahnung vom Schulalltag!

Überforderte, in der Vielfalt ihrer Aufgabengebieten hin-und hergerissene Lehrer werde keine Wunder bewirken können.

Da ist schon viel eher möglich, dass wir ein blaues Wunder erleben werden, in ein paar Jahren nämlich, beim nächsten Pisa-Vergleich.

  

Wenn man diese bunte Durchmischung in den Klassen tatsächlich so haben will, dann müsste man 4-5 Lehrer in eine Grundschulklasse stellen, um den Bedürfnissen der so unterschiedlichen Schüler einigermaßen gerecht zu werden. Alles andere ist eine Illusion.

 

Ich aber bin Realist. Deshalb mein Zuruf:

Macht die Schule nicht kaputt!

Die gegenwärtige Reform deformiert sie – und was nachkommt, wird nicht besser sein!

 

Mit freundlichen Grüße,

Andrea Prochazka

VS 1220, Meißnergasse 1