Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Es ist jetzt 4 Jahre her, dass ich die Pension angetreten habe. Über Jahrzehnte hinweg konnte ich Erfahrungen im Schulsystem sammeln. Alle, jene, welche die Schließung der Pädagogischen Zentren beantragen, verstehen zu wenig, was es heißt: "die Schule ist für die Kinder da", sonst würden sie diesen unverständlichen Vorschlag nicht unterbreiten. Gerade jene Kinder, haben besondere Bedürfnisse, die Sie Ihnen versagen wollen. Umgekehrt sollte es sein! Noch mehr Lehrkräfte wären eine Förderung für diese Kinder, zumal Eltern auch an ihre Grenzen stoßen. Wenn Sie die Palette von Behinderungen sehen, werden Sie feststellen, nicht alles ist integrierbar. Aus meinem eigenen Umfeld kann ich Ihnen ein Beispiel aufzeigen. 

Ein hörbehindertes Mädchen wurde aus der Sonderschule herausgenommen, damals gab es noch keine Integrationsklassen und mit Einverständnis der Schulleitung in eine Regelklasse eingeschult. Damals waren die Mitschüler noch viel bemühter und nicht verhaltensoriginell wie heute, aber wirklich dazugehört hat sie nie. Damals habe auch ich es gut gemeint und die Eltern zum Versuch motiviert. Heute weiß ich, es war falsch, die junge Frau gehört nicht zu den Gehörlosen und nicht zu den Hörenden, trotz Operationen und Hörgerät. Welch glücklichen Eindruck machen da die Gehörlosen, wenn diese in einer Runde beisammen sind. Denken Sie an die Seelen dieser Kinder, an die zugefügten Wunden mit denen sie leben lernen müssen in Klassen, wo sie mit Verhaltensoriginalität und Rücksichtslosigkeit konfrontiert sind.

Mittlerweilen ist es ja gelungen, den Eltern große Hoffnungen zu machen, bezüglich des Abschlusses. Wie schaut aber die Wirklichkeit aus, sind unsere Betriebe so sozial, wie es den Eltern vorgemacht wird? Um diesen Plan richtig umzusetzen, müsste erst einmal eine Änderung in der Gesellschaft erfolgen.  Warum wird den Eltern nicht die Wahl überlassen, wo ihr Kind weiter die Schule besuchen soll?

Nicht alles was früher war, ist schlecht. Es gab im Jahre 1983/84 an der Schule an der ich unterrichtete die Möglichkeit, nach der achten Klasse ASO ein Jahr die HS - Aufbaulehrgang - zu besuchen und mit dem HS Zeugnis abzuschließen. Diese Schüler haben fast alle im Herbst eine Lehrstelle gehabt. Wie wäre diese Alternative für Eltern und Schüler statt Schließung?

 

Bitte überdenken Sie diesen Plan nochmals. Vielleicht wurden  Sie von Profilierungssucht und Ehrgeiz mancher Verantwortlichen getäuscht, überdenken Sie dieses Vorgehen unter Einbeziehung Ihres Gewissens und treffen Sie eine Entscheidung zum Wohle unserer Schüler!

 

Mit freundlichen Grüßen

Gertrude Döll, Dipl.Päd.