Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Anlässlich der geplanten Veränderungen der Sonder– und Inklusionspädagogik ist es mir ein großes Anliegen Ihnen Einblick in meinen Praxisalltag zu geben.

 

Ich unterrichte derzeit eine Integrationsklasse (2. Schulstufe) und bin davon überzeugt, dass es für die Kinder mit SPF sowie für die Volksschulkinder ein enormer Vorteil ist, gemeinsam unterrichtet zu werden.

Jedoch ist es derzeit so, dass unsere Kinder von einer Volksschullehrerin UND einer Sonderschulpädagogin betreut werden. Ich könnte es mir als Volksschullehrerin in keiner Weise vorstellen, all diese Kinder alleine zu betreuen!

Die Stunden, in denen meine Kollegin fehlt, zeigen mir, wie es wäre wenn die Idee des §27a tatsächlich gelebt wird.

In diesen Stunden kann ich weder den Volkschulkindern noch den Integrationskindern gerecht werden.

Selbst bei offenem Unterricht , brauchen SPF Kinder extrem viel Unterstützung und warten zumeist nicht still auf ihrem Platz, bis man wieder „vorbeikommt“ –  übrigens ebenso wenig wie die meisten unserer VS Kinder, die ebenfalls besondere Bedürfnisse haben.

 

Hiermit möchte ich erwähnen, dass in meiner Klasse (wie in sehr vielen Wiener Schulen) ein einziges Kind mit deutscher Muttersprache ist (und dieses lebt in einer WG)!

Wir haben also ohnehin mit erschwerten Bedingungen zu kämpfen, da nach wie vor viele Kinder mit äußerst wenig Deutschkenntnissen in die Schule kommen bzw. oft nicht einmal eine Schere oder einen Stift in Händen gehalten haben, bevor der Schulalltag für sie beginnt.

Ich kann also guten Gewissens behaupten, dass wir Inklusion ohnehin täglich leben!

 

Im österreichischen Schulwesen muss sicherlich einiges verändert werden, aber die geplanten Änderungen sind meiner Ansicht nach nicht der richtige Weg!

Nach der PISA Studie waren alle in heller Aufregung - es wurden neue Bücher geschrieben, Bildungsstandards sowie Bildungskompetenzen eingeführt und definiert – nun das Thema „Inklusion“ – wie werden wir wohl da bei der nächsten PISA Studie abschneiden?

 

Ich würde alle Verantwortlichen, die zu schulischen Veränderungen beitragen, bitten, sich die Zeit zu nehmen und Schulen (vor allem jene mit hohem Anteil an Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache) für einige Tage zu besuchen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie der schulische Alltag inklusive

der Flüchtlingsproblematik tatsächlich aussieht und nicht vom Schreibtisch aus Entscheidungen zu treffen.

 

Herzlichen Dank und freundliche Grüße

Karin Redling

VS Lortzinggasse