Sehr geehrte Damen und Herren,

 

wie zweifellos schon viele andere in Österreichs Schulen tätige PädagogInnen möchte auch ich Ihnen meine Sicht auf die Problematik des Bildungsreformpakets rückmelden.

 

1)      Um eine echte Reform im Bildungswesen zu erreichen, wäre meines Erachtens eine Einbeziehung der AHSen in Schulkooperationen unumgänglich. Eine solche ist jedoch im Entwurf nicht vorgesehen (keine Verclusterung von APSen mit AHSen). Damit wäre das äußerst problematische segregierende Schulsystem in Österreich weiter tradiert!

 

2)      Insgesamt stellen die avisierten Bildungscluster ein von Vornherein zu eng gefasstes und zu starr ausdefiniertes Modell von Zusammenarbeit mehrerer Standorte dar – wünschenswert erschiene mir vielmehr eine Öffnung von Zusammenarbeitsmöglichkeiten über die Schularten hinweg ohne vorherige Festlegung von administrativen Modellen; diese könnten sich vielmehr erst durch entsprechende Erfahrungen und Versuche entwickeln.

 

3)      Der Plan, in Ganztagsschulen zwei Nachmittage unterrichtsfrei zu halten, widerspricht der Idee  der verschränkten Form der Ganztagsschule grundsätzlich und würde eine massive Verschlechterung der Qualität von Ganztagsschulen bedeuten (stressige „Unterrichtstage“ und dazwischen Leerläufe, Personalnotstände durch Parallelisierung von Freizeitschienen, Raumnot in Freizeiträumen, Turnsälen und Speisesälen, u.v.m.).

 

4)      Insgesamt bedeuten einige der ins Auge gefassten Pläne (1.-3.) keine Ausweitung von Schulautonomie, sondern vielmehr eine Verengung standortautonomer Möglichkeiten.

 

5)      Um mit einem Schulautonomiepakt keine Verschlechterungen sozialer Rahmenbedingungen zu erwirken, müssten meines Erachtens verschiedene Probleme angegangen werden, die im geplanten Entwurf keine Rolle spielen, z.B. Maßnahmen zu sozialen und sprachlichen Durchmischung der SchülerInnenpopulationen einzelner Standorte insbesondere in Ballungsgebieten, Kooperationen und Verzahnungen von Neuen Mittelschulen und AHSen in Hinblick auf eine gemeinsame Schule der 10-14/15jährigen, u.v.m.

 

Der vorliegende Gesetzesentwurf entspricht somit in kaum einer Weise den von den meisten mir bekannten PädagogInnen gewünschten und für notwendig erachteten Schritten zur Reformierung des Bildungswesens in Österreich.

 

Mit freundlichen Grüßen,

G. Lener

 

 

 

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VDn  Mag.a Dr.in Gabriele Lener

 

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