S.g. Damen und Herren!

Seit vierzig Jahren ohne Unterbrechung im Schuldienst tätig, bereits in meiner Zivildienstzeit gegen Ende der 1970er Jahre in der Sonderpädagogik/Betreuung tätig, alle Entwicklungen der Schulpolitik in diesen Jahren erlebt zu haben, vom Zweizugsystem der HS über die IGS, die Wiener Schulautonomie, Einführung der Integration bis hin zu KMS und NMS, seit 30 Jahren die Wiener AG der Musisch Kreativen Schulen leitend, unter anderem mit einer seit ebenfalls mehr als 40 Jahren tätigen VS-Lehrerin verheiratet, meine jüngste Tochter seit vielen Jahren als aktive Sonderpädagogin tätig, habe ich leider festzustellen, dass alle Veränderungen zur Qualitätsverbesserung im Schulwesen im Hintergrund nur Einsparungsmaßnahmen verdecken sollten. 

So sieht jemand, der das Schulwesen doch seit mehr als 40 Jahren ziemlich gut kennt, sehr deutlich, was dahinter steckt, bei Cluster, Inklusion usw.! Auch meine jahrzehntelange Erfahrung bei der Erstellung von Lfven und Dienstplänen, sowie den Rechenspielen bei Stundenzuteilungen und Sonderkontingenten für Schwerpunktgestaltung an Schulstandorten gab mir die Möglichkeit, kontinuierlich einen deutlichen Sparkurs zu beobachten.

 

Nur was nichts kostete war gestattet, gewünscht, eventuell willkommen!

Seit Fr. Min. Gehrer, aber auch unter Fr. Min. Schmied und Hosek ging es nur um Budgetkostenminimierungen, immer unter dem Deckmantel der Verbesserung des Schulsystems, bzw. der Anpassung an veränderte Erfordernisse. 

Ich bin nun wenige Monate vor Schulschluss fast am Ende meines aktiven Lehrerlebens angekommen und bedaure, dass sich nicht viel im Denken, was Schule und Ausbildung der jungen Menschen in Österreich kosten darf, verändert hat während der vielen Jahrzehnte.

Nach einer Aufschwungzeit am Beginn der 70er Jahre regiert das Blockieren und Reduzieren.

Noch dazu wurden durch die Migrationsproblematik die Anforderungen an das Bildungssystem wesentlich erhöht aber niemals richtig und rechtzeitig erkannt, bzw. darauf auch nur annähernd passend reagiert! Hier hat die Politik insgesamt aber vor allem die Wirtschaft gänzlich versagt. Billige Arbeitskräfte ins Land, aber was mit den nächsten Generationen passiert, interessierte viel zu wenig!

Lehrerstunden (Wochenstunden pro Schüler mehr als 20%) und Stundentafeln wurden seit Gehrer's Zeiten nur mehr gekürzt, niemals durften wichtige Entwicklungsschritte zusätzliche Kosten verursachen, Zuschüsse im Bildungsbudgetplan waren immer nur den allgemein steigenden Ausgaben des Systems im Vergleich mit der Wirtschaft und anderen notwendigen Staatsausgaben geschuldet. Die Lehrerarbeitszeit soll aber ständig nach oben korrigiert und maximiert werden!

Das soll der Schlüssel zum Erfolg sein, den ohnehin umtriebigen, hoch belasteten Lehrern mehr und mehr Verwaltungstätigkeit, pseudowissenschaftliche Schülerdokumentationen und ähnliche ziemlich sinnlose Grausamkeiten aufzulasten, siehe zum Bespiel die in Wien die Arbeit so ungemein erleichternde, sehr gut funktionierende und von allen begeistert aufgenommene WISION, die zwar bereits eine Reihe von Schulleitern frühzeitig zum Pensionsantritt veranlasst hat, aber das gehört ja schließlich auch zu einem Einsparungsprogramm, wozu braucht man "teure", wenn auch erfahrene Pädagogen und Schulleiter?

Dann darf man nicht über PISA, Leseschwächen und andere Kompetenztestungsergebnisse jammern!

Waren die Jahre unter Fr. Min. Schmied der "Hammer", jetzt haben wir die Fr. Min. Hammerschmid, es scheint nicht besser zu werden!

Hoffentlich dürfen und können in der Zukunft die engagierten Lehrkräfte, die täglich in den Schulen und Klassenräumen mit den Schülern beste Arbeit leisten und sehr genau die Bedürfnisse kennen, einen gewichtigen Beitrag zu echten Bildungsreformen beitragen!

Mit  Besorgnis grüßt

SR Dipl.Päd. Alfred Baudisch