Stellungnahme eines besorgten Volksschullehrers:

 

Ich arbeite seit vielen Jahren in einer integrativen Mehrstufenklasse. Gemeinsam mit meinem Sonderschulkollegin unterrichte ich 22 bis 23 Kinder davon 6 Kinder mit einem Förderbedarf in Sprache. Die meisten unserer Integrationskinder schaffen, aufgrund der zusätzlichen permanenten sprachheilpädagogischen Betreuung, den Übertritt in die weiterführenden Schulen ohne Probleme. Das ist nur möglich weil wir in einem Team arbeiten, in dem sich unsere unterschiedlichen pädagogischen Kompetenzen ergänzen. Keiner von uns könnte diesen Erfolg erreichen, wenn er alleine in der Klasse stehen würde.

 

Diese Bildungsreform stellt eine Strukturreform dar, die aufgrund der Auflösung der ZIS-Standorte, den Verlust von fachlich hoch kompetenten, bewährten  und dringend benötigten pädagogisch unverzichtbaren Betreuungsstrukturen für SchülerInnen mit erhöhtem Förderbedarf, bedeutet.

Das hat den Verlust von hoch kompetenten dringend notwendigen und bewährten Supportsystemen auch für ALLE Regelschulkinder in Wien in den folgenden Jahren zur Folge!!!!

Alle ambulanten LehrerInnen, wie Sonderpädagogische Beraterinnen und Berater, Psychagoginnen und Psychagogen, Beratungslehrerinnen und –lehrer, Sprachheillehrerinnen und -lehrer, Heilstättenlehrerinnen und  -lehrer, Intensivpädagoginnen und –pädagogen, Autistenmentorinnen und –mentoren,  Stützlehrerinnen und –lehrer, mobile Lehrerinnen und Lehrer für sinnes- und körperbehinderte Kinder sind davon gefährdet.

Es werden 78% aller SchülerInnen inklusiv betreut!

 

Es bedeutet für die Wiener Sprachheilschule mit jährlich rund 4500 ambulant, inklusiv und niederschwellig betreuten SchülerInnen die Ausdünnung der fachlichen Kompetenzen, damit eine Gefährdung des Schriftspracherwerbs, daraus resultierende Dauerdefizite und damit eine Bildungspolitik 2. Klasse!

 

Eine kurzsichtige, nur auf Kostenneutralität hin ausgerichtete Bildungspolitik führt zur Notwendigkeit (lebens)langer Unterstützungsmaßnahmen für beeinträchtigte Menschen. Diese Kosten werden die jetzt eingesparten Beträge bei weitem übersteigen.

 

Zum Schluss möchte ich noch meine Angst darüber äußern, dass alle angedachten Umstrukturierungen auf Kosten der Kinder durchgeführt werden.

 

Mit freundlichen Grüßen

Florian Holzer