Das vermeintlich immer im positiven Licht in der Öffentlichkeit präsentierte Paket der Schulautonomie entpuppt sich bei genauerem Betrachten als Trojanisches Pferd.

Ich möchte hier nur einige Punkte aus der Sicht des Ballungsraumes Wien beleuchten:

 

Fall der SchülerInnenhöchstzahl: ABER Richtwert 25 bleibt, das heißt, es ist nicht möglich aus 100 Kindern fünf Klassen zu bilden. Aber man darf mehr Kinder in eine Klasse stecken. Das nennt die Regierung Autonomie? Ich nenne es Sparpaket.

 

Auflassung aller Zentren für Inklusion und Sonderpädagogik: ABER haben Kinder mit besonderen Bedürfnissen keinen Anspruch auf adäquate Förderung und Unterstützung mehr, werden sie nun zu Menschen zweiter Klasse und müssen in einer Klasse mit mehr als 25 Kindern von einer einzigen Lehrperson „mitbetreut“ werden? Das nennt die Regierung Autonomie? Ich nenne es Sparpaket.

 

KlassenlehrerInnensystem in der Volksschule scheint überholt: ABER Kinder im Alter von sechs Jahren brauchen noch eine Bezugsperson, die nicht nur Fachunterricht abdeckt, sondern auch für die seelischen Bedürfnisse der Schulneulinge da ist.

 

Ganztagesschulen schließen an zwei Tagen um 13 Uhr mit dem Unterricht: ABER daraus ergibt sich, dass Sechsjährige an drei Tagen der Woche von 8 – 16 Uhr Unterricht haben. Denn es ist nicht geplant die Stundentafel zu adaptieren. Diese Bestimmungen für den Ganztagesbetrieb an Schulen widerspricht dem im Oktober veröffentlichtem Leitfaden der Frau Ministerin. Weiß sie das? War sie bei den Verhandlungen dabei?

 

Clusterbildung : hierfür braucht man räumliche, geographische Nähe, einen Clusterplan, eine bestimmte Anzahl an Kindern und das Einverständnis der Schulkonferenz. ABER wenn der Schulerhalter es möchte, kann er diese Punkte ignorieren  und die Clusterbildung erzwingen. Das nennt die Regierung Autonomie? Ich nenne es Sparpaket.

 

DirektorInnen können ihr Personal selbst auswählen: ABER es gibt keine SchulleiterInnen mehr. BereichsleiterInnen ersetzen diese und sollen mit bis zu 4 Abschlagstunden pro Woche die Schulentwicklung am Standort sichern, JunglehrerInnen unterweisen, Notfallpläne (Supplierungen,…) und Konfliktmanagement am Standort bewältigen. Dabei sind sie aber gleichzeitig KollegInnen. Welche Zwickmühle. Das nennt die Regierung Autonomie? Ich nenne es Sparpaket.

 

Und es gibt noch viele weitere Punkte in diesem 300 seitigem Papier. Ich gehe davon aus, dass diese bekannt sind, aber bewusste der Öffentlichkeit vorenthalten werden.

 

Daher gilt wohl auch im 21. Jahrhundert noch das Motto aus dem antiken Griechenland:

„Ich fürchte die… auch wenn sie Geschenke bringen.“

Offensichtlich ist man nicht daran interessiert mündige Bürger mit individuellen Begabungen, die sie der Gesellschaft zur Verfügung stellen, auszubilden, sondern Schafe zu erziehen.

Nun dies macht sicher das Regieren einfacher.

 

In tiefer Trauer um all die Bildungsfortschritte der letzten Jahrzehnte

Karin Petsovits