Sehr geehrte Damen und Herren,

 

dass die Sprache weit mehr verrät als diverse Verlautbarungen, Ankündigungen oder auch Autonomiepakete von ihren Zwecken sagen wollen, davor sollte in der Stadt von Karl Kraus und Sigmund Freud niemand gewarnt werden müssen.

 

Ernst gemeinte Autonomiebestrebungen benötigen den Freiraum der Gestaltung, das Vertrauen in Kompetenz und Einschätzung, also den ernsten Willen Subsidiarität zuzulassen.

Der Begriff Paket demaskiert die behauptete Reform zur einengenden Spar- und Verwaltungsmaßnahme.

 

Ein mehr an Autonomie in den Schulen wäre aber tatsächlich sehr, sehr sinnvoll. Und zwar in Hinblick auf die vielfältigen Aufgaben und Möglichkeiten, die mit qualifizierter Schulleitung verbunden sind. Entscheidungen zu allen Aspekten der Schulqualität sollten in vielen Fällen in der jeweiligen Schule, von der jeweiligen Schulleitung, jedenfalls in großer Nähe zur spezifischen Situation getroffen werden; natürlich im Rahmen zentraler Vorgaben.

 

Effizienz und Effektivität von allen qualitativen Maßnahmen  - vom Personaleinsatz bis zur Unterrichtsorganisation, von langfristigen Schwerpunkten bis zu Reaktion auf aktuelle Problemstellungen - könnten so wesentlich gesteigert werden.

 

Zentrale Voraussetzung für eine echte Reform für mehr Autonomie ist die Entlastung der Schulleitung im Verwaltungsbereich, um relevantes Qualitätsmanagement leisten zu können.

 

Das vorliegende „Paket“ sieht Schulleitung primär als Verwaltungsnotwendigkeit.

Das steht in krassem Gegensatz zu den Erkenntnissen der Bildungswissenschaft, zur erlebten Praxis und zur bisherigen Ausbildung der SchulleiterInnen.

Die gegenwärtigen, gesellschaftlichen Herausforderungen bedürfen unbedingt einer vielfältig kompetenten Schulleitung.

Von hoher Relevanz sind dabei Inklusion und die Betreuung von Kindern mit Fluchterfahrung, welche überaus sensible und komplexe Themenfelder darstellen, aus denen sich eine Fülle neuer Aufgaben für die Schule ergeben.

Beispielhaft für die Detailverliebtheit bzw. Fehleranfälligkeit zentraler Weichenstellungen ist ganz aktuell die unsinnige Idee, das Programm verschränkter Ganztagsschulformen an zwei Wochentagen zu reduzieren.

Dass die SchulleiterInnen künftig als „BereichsleiterInnen“ arbeiten sollen, ist von beängstigender Signifikanz und keineswegs gleichgültige Wortspalterei.

 

Fazit:

Die Idee der Cluster sollte zu einer Verwaltungsentlastung der SchulleiterInnen (und ebenso ClusterleiterInnen) führen, die, ab nun durch mehr Autonomie in ihren Möglichkeiten bereichert, Zeit finden werden, allen Aspekten ihrer hochrelevanten Führungsaufgabe  gerecht zu werden.

 

Mit freundlichen Grüßen,

Elisabeth Kugler

 

Direktorin der Ganztagsvolksschule Novaragasse