Sehr geehrte Damen und Herren! 

In den Medien wird seit vielen Jahren beklagt, dass an österreichischen Schulen im internationalen Vergleich SchülerInnen bei (PISA-)Studien schlecht abschneiden. Umso mehr finde ich es verwunderlich und auch besorgniserregend, dass es sich bei dieser angeblichen Bildungsreform lediglich um eine Sparmaßnahme und eine Verwaltungsreform zu handeln scheint.

Inklusion ist wichtig! Dazu braucht es allerdings geeignete Rahmenbedingungen, die Inklusion überhaupt möglich machen. Diese Rahmenbedingungen sind unter anderem die Einhaltung der SchülerInnenhöchstzahlen, genügend Lehrpersonal in den Klassen, räumliche Gegebenheiten und vor allem gut ausgebildete SonderpädagogInnen.

Durch die geplanten Clusterbildungen - bis zu 8 Schulstandorte, d.h. bis zu 2500 SchülerInnen sollen zusammengefasst werden - können Kinder nur mehr als Nummer wahrgenommen werden, qualitative Elternarbeit wird nicht mehr möglich sein. Eine professionelle Betreuung für alle am Schulprozess beteiligten Personen sollte weiterhin gewährleistet sein, dazu braucht es eine Schulleitung vor Ort.

ZIS (Zentren für Inklusiv- und Sonderpädagogik) dürfen nicht einer Clusterbildung unterliegen und müssen in organisatorischen und inhaltlichen Belangen autonom bleiben. Bestehende ZIS und Inklusion sollten sich ergänzen. Es gibt Kinder, für die es nicht möglich ist, in einer Regelschulklasse unterrichtet zu werden, weil sie zum einen in normalen Regelschulklassen aufgrund ihrer psychischen Verfassung überfordert sind und zum anderen aufgrund ihrer Schwerstmehrfachbehinderung in dieser Form der Beschulung die notwendige Förderung nicht möglich ist. Auch für diese Kinder muss es zukünftig einen geeigneten Platz geben! Werden diese Kinder dann zu Hause beschult? Bedeutet dies einen Schritt zurück ins vergangene Jahrhundert? 

Die Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs muss zum Wohle des Kindes weiterhin Fachkräften unterschiedlicher Berufsgruppen (SonderpädagogInnen, SchulpsychologInnen, ÄrztInnen…) überlassen werden. 

Die Anzahl von SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf soll in den kommenden Jahren sinken. Was passiert mit Kindern, die eine spezielle Unterstützung benötigen, die aber nicht mehr ins geplante Budget für spezielle Förderung passen?

Vorhandene Ressourcen sollten genutzt werden, um ernstgemeinte Inklusion leben zu können. Ich appelliere hiermit an Sie als verantwortliche PolitikerInnen, die geplante Bildungsreform zu überdenken und nicht Sparmaßnahmen auf dem Rücken aller Kinder auszutragen! 

Mit freundlichen Grüßen 

Mag.a Renate Punz