Stellungnahme zum Entwurf des Bildungsreformgesetzes 2017

Vorausgehend möchte ich festhalten, dass ich prinzipiell erfreut bin, dass das überaus wichtige Thema Bildungsreform in Angriff genommen wird. Wenn Verwaltung effizienter funktionieren kann, ist das sinnvoll und möglichst rasch umzusetzen. Mehr Autonomie für Schulen ist an sich äußerst begrüßenswert. Sehr gelungen finde ich die in §2 (1)  verankerte Wahlfreiheit für Erziehungs-berechtigte von Frühgeborenen sowie das Recht auf verlängerten Schulbesuch für I-Kinder oder a.o. SchülerInnen (§32 (2), (2a)).

Als Mutter zweier Kinder in jeweils einer Mehrstufenklasse und Tante eines I-Kindes möchte ich aber auch meiner großen Besorgnis Ausdruck verleihen!

Guter Unterricht braucht nicht nur engagierte LehrerInnen (die gibt es ja), sondern auch ausreichend räumliche und personelle Ressourcen! Die Streichung der KlassenschülerInnen-Höchstzahlen mag in kleinen Schulen in den Bundesländern vertretbar sein, in Wien derzeit sicher nicht. Hier steigen die SchülerInnenzahlen kontinuierlich. Auch auf andere Herausforderungen, die speziell in Wien gegeben sind, wird nicht weiter eingegangen (Stichwort Integration, Migration, Flüchtlingssituation, Brennpunktschulen). Autonome Schulen, deren einzige Autonomie es ist, schwindende Ressourcen zu verwalten, werden das von Ihnen formulierte Ziel (die Erhöhung des Bildungsniveaus der SchülerInnen und eine Verbesserung der Chancen- und Geschlechtergerechtigkeit) wohl niemals erreichen können.

Unterricht in MSK ist ohne besonderen Einsatz von personellen Ressourcen nicht sinnvoll. Deshalb gibt es ja in Wien in den MSK zusätzliche Teamlehrer-Stunden vom SSR (die übrigens leider im Laufe der Jahre aufgrund von Sparmaßnahmen weniger geworden sind). Gerade in Wien boomen die MSK aber, weil immer mehr Eltern dieses bisher so erfolgreiche Modell schätzen. Ich befürchte, dass ein/e einzelne/r LehrerIn keinen erfolgreichen Unterreicht in einer MSK mit 25 (oder mehr!) Kindern anbieten kann.

Auch irritiert mich die stark reduzierte Ausbildung der zukünftigen SonderpädagogInnen. Gehen Sie ernsthaft davon aus, dass Kinder in Zukunft weniger beeinträchtigt sein werden? Hier liegt ganz offensichtlich der Spargedanke im Vordergrund. Und das auf dem Rücken der Allerschwächsten, es ist eine Schande!

Echte Inklusion kann nur mit der Einbindung von Fachkräften (Ergo-, Logotherapeuten, etc.) gelingen!

Ich befürchte aber, dass Förderstunden bzw. Therapien gekürzt/eingespart werden. Auch die kleinen Klassen in Sonderschulen sehe ich gefährdet. Somit ist es gut möglich, dass I-Kinder in Zukunft nicht dieselbe Qualität in ihrer Ausbildung erfahren werden wie bisher.

Zum Thema Cluster: Transparenz in Bezug auf die Personal- und Sachressourcen scheint nicht gegeben zu sein – die Öffentlichkeit sollte aber die Möglichkeit haben, darüber Bescheid zu wissen. Wie sonst kann ich die beste Schule für mein Kind finden?

 

Irene Sauer