Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Mein Name ist Irene Janu, ich bin 1980 in den Schuldienst eingetreten und seit nunmehr 13 Jahren als Schulleiterin einer Wiener Volksschule tätig. Da meine schulischen Wurzeln im sonderpädagogischen Bereich liegen und ich während meiner Lehrertätigkeit sowohl in Sonderschulklassen als auch in Integrationsklassen unterrichtet habe verfüge ich über mehr als oberflächliche Einblicke auch in diesem Bereich.

Im vorliegenden Gesetzesentwurf sehe ich in vielen Teilen keine Bildungsreform sondern eine Verwaltungs- und Organisationsreform. Für Schülerinnen und Schüler ist für mich kein pädagogischer Mehrwert zu entdecken.

Im Ballungsraum Wien stehen die Schulen bereits jetzt vor vielfältigen Problemen welche durch das neue Bildungsreformgesetz nur noch verschärft würden.

Ständig stark wachsende SchülerInnenzahlen und besonders heterogene Klassen, gekoppelt mit Raumnot und LehrerInnenmangel, führen schon derzeit zu einer angespannten Situation.

 

Klassenschülerhöchstzahl:

Vor dem Hintergrund zu erwartender Pensionierungen, der Änderung der LehrerInnenausbildung, also akutem LehrerInnenmangel und des bereits jetzt bestehenden massiven Schulraummangels, kombiniert mit den auf Grund des Zuzuges kontinuierlich steigenden SchülerInnenzahlen ist klar, dass die Klassenschülerzahlen mit der geplanten Reform in Wien steigen werden.

 

ZIS Standorte:

Im Bereich der Sonderpädagogik erfüllen die ZIS-Standorte in Wien in der aktuelle Funktion ganz wichtige beratende, soziale und unterstützende Arbeit. Nur durch die Kenntnis der regionalen Gegebenheiten vor Ort können pädagogisch wertvolle Entscheidungen, die Schullaufbahn von Kindern mit besonderen Bedürfnissen betreffend, getroffen werden. Nicht für jedes Kind ist eine integrative Beschulung hilfreich und sinnvoll. Es ist unverantwortlich ein so gut funktionierendes System aufzulösen!

 

Clusterbildung:

Durch die räumliche Nähe der Wiener Schulen bekommt die Clusterbildung hier eine ganz andere Dynamik als in ländlichen Bereichen. Für mich kommt ausschließlich eine Clusterbildung auf freiwilliger Basis in Frage!

Unvorstellbar erscheint mir auch die minimale Freistellung für künftige BereichsleiterInnen. Ich lade Sie herzlich ein nur einen Tag an meiner Stelle die Betreuung von LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern vor Ort zu übernehmen. Pädagogische Arbeit, Schulentwicklung und Administration sind da noch gar nicht dabei!

 

Schulische Autonomie ist von mir ausdrücklich gewünscht! Ich erwarte jedoch eine nochmalige Aufschnürung des Paketes und eine professionelle, pädagogisch sinnvolle Berücksichtigung des Wiener Raumes.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

OSRin Irene Janu