Sehr geehrte Damen und Herren,

die geplanten Änderungen im Bereich der Pflichtschulen, im besonderen der sonderpädagogischen Zentren, sehe ich mit großer Sorge.

Wenn die Inklusion von Menschen mit körperlichen und /oder geistigen Einschränkungen in unserer Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit werden soll, sehe ich dafür nur eine Chance, wenn das schon bei den Kindern beginnt.

Das erfordert aber dafür ausgebildete und dafür vorbereitete LehrerInnen und auch SchulleiterInnen, die mit dem Themenfeld vertraut sind.

Die Inklusion von Kindern mit unterschiedlichen Behinderungen bringt auch unterschiedliche Erfordernisse mit sich. Ein gehörloses oder schwerhöriges Kind braucht andere Unterstützung als ein Kind, das auf einen Rollstuhl angewiesen ist und ein Kind mit Autismus wieder andere.

Schon jetzt sind LehrerInnen in ihren Klassen sehr gefordert, auch in den Regelklassen. Denn wenn wir ehrlich sind, hat jeder Schüler und jede Schülerin besondere Bedürfnisse, die der Lehrer oder die Lehrerin erkennen und denen er oder sie Rechnung tragen soll.

Um die Qualität der Bildung in unserem Land zu verbessern, kann es nicht der Weisheit letzter Schluss sein, größere Einheiten zu schaffen, wo ein Leiter oder eine Leiterin über die Organisation mehrerer Schulen zu entscheiden hat, der oder die gerade in spezialisierten Schulformen nicht das nötige Wissen hat, um gute Entscheidungen zu treffen, und im übrigen bei seinem vergrößerten Zuständigkeitsbereich auch nicht die Zeit, sich dieses durch persönliche Kontakte mit den LehrerInnen und den Besuch des Unterrichts in den Klassen zu verschaffen.

Wir alle wissen, dass jetzt schon zu viele Schüler und Schülerinnen ohne grundlegende Fähigkeiten wie Rechnen oder sinnerfassendes Lesen die Pflichtschule beenden und deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen nahe 0 sind.
Die geplanten Änderungen scheinen mir nicht dazu geeignet, dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen, im Gegenteil.

Und auf die Expertise spezialisierter Schulen sollten wir, um das Ziel zu erreichen, dass alle Kinder mit einer guten Basisbildung die Schule verlassen, keinesfalls verzichten.

Eine mögliche Erhöhung der Klassenschülerzahlen oder Reduktion der von Lehrerteams geführten Klassen ist dabei jedenfalls keine hilfreiche Massnahme.

Dass es Änderungen im Schulwesen geben muss, ist unbestritten, doch das Ziel muss es sein, individuelle Herangehensweisen von Seiten der DirektorInnen und des Lehrerteams an den unterschiedlichen Schulen zu fördern, um die Motivation von LehrerInnen und SchülerInnen zu erhöhen und ein gutes Lernumfeld zu schaffen.

Ich stimme der Veröffentlichung dieser Stellungnahme zu.

Mit freundlichen Grüßen

Pamela Kuhn