Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich bin nun in meinem 9. Dienstjahr als Volksschullehrerin in Wien tätig. Durch die Arbeit an zwei verschiedenen Schulen, diverse Fortbildungsveranstaltungen sowie die Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule durch die Betreuung von Studierenden konnte ich mittlerweile genügend Erfahrung sammeln, um den neuen Gesetzesentwurf zu kritisieren:

·         Die Klassenschülerhöchstzahl von 25 Kindern muss erhalten bleiben! Gerade in Wien sind wir mit immer heterogeneren Gruppen konfrontiert und es ist schon heute sehr schwierig, jedem Kind gerecht zu werden!

·         Die Auflösung der ZIS:

SonderpädagogInnen aller Art ( Sonderpädagogische Beraterinnen und Berater, Psychagoginnen und Psychagogen, Beratungslehrerinnen und –lehrer, Sprachheillehrerinnen und -lehrer, Heilstättenlehrerinnen und  -lehrer, Intensivpädagoginnen und –pädagogen, Autistenmentorinnen und –mentoren,  Stützlehrerinnen und –lehrer, mobile Lehrerinnen und Lehrer für sinnes- und körperbehinderte Kinde) leisten hervorragende Arbeit! Es ist nicht nachzuvollziehen, warum wir auf sie und ihr Fachwissen verzichten sollen und stattdessen alle Kinder, ob sinnesbehindert, geistig behindert, mehrfach behindert, sprachbehindert, verhaltensauffällig, mit nichtdeutscher Muttersprache, autistisch, hochbegabt,….. mit nur einer Lehrerin/einem Lehrer in einer Klasse vereinen sollen.

Die Leidtragenden wären dann auf jeden Fall wieder die Kinder!

·         Clusterbildung:

Als Lehrerin der größten Volksschule Wiens kann ich es mir überhaupt nicht vorstellen, dass unser Direktor möglicherweise nur an drei Tagen an unserem Standort sein könnte, da er eine zweite Schule mitleitet! Direktoren leisten wertvolle Arbeit an ihren Standorten, sowohl für Eltern, Lehrer und Lehrerinnen und Kinder!

Die Schule wird durch diese Bildungsreform bestimmt nicht besser! Ich lade gerne alle Verantwortlichen ein, in meine Klasse zu kommen und zu unterrichten. Dann werden Sie sehen, wie vielfältig, individuell und differenziert der Unterricht schon jetzt sein muss, um der Heterogenität der Kinder gerecht zu werden! Eine komplett inklusive Schule ohne Supportsystem wäre dann auch für Sie bestimmt keine Option mehr!

Vielleicht sollten einmal die Betroffenen  (Pädagogen/innen im Schulalltag und die Schulpartner) gefragt werden,  was in den Schulen gebraucht wird. Wir Leute aus der Praxis hätten sicher Vorschläge und Erfahrungswerte, die zu einer kind-und lehrerInnengerechten Lösung führen können.  

Mit der Hoffnung auf Beachtung der Stellungsnahme,

Tanja Loidolt

Mit der Veröffentlichung meiner Stellungnahme erkläre ich mich ausdrücklich einverstanden!