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Elsbethen, 30.April 2017

 

Stellungnahme zum Entwurf des Bildungsreformgesetzes 2017 (299/ME XXV.GP) – Autonomiepaket

 

Wir beziehen uns in der vorliegenden Stellungnahme auf die Regelung der KlassenschülerInnenzahl und Auswirkung auf die von uns unterrichteten Fächer.

„Die Zahl der SchülerInnen und Schüler (…) ist vom Schulleiter oder von der Schulleiterin unter Bedachtnahme auf die Erfordernisse der Pädagogik und der Sicherheit, auf die räumlichen Möglichkeiten, auf die mögliche Belastung der Lehrperson und nach Maßgabe der der Schule gemäß § 8a Abs. 3 zugeteilten Lehrpersonalressourcen festzulegen.“

 

Teilungszahlen in Werkfächern

Die zurzeit festgesetzte Obergrenze von maximal 19 SchülerInnen im Gegenstand Technisches (und in Zukunft technisches und Textiles) Werken besteht aus mehreren Gründen.

Problemlösendes, entdeckendes und handelndes Lernen benötigen Bedingungen und Betreuung durch die Lehrperson. Bereits mit 19 SchülerInnen einen Unterricht so zu gestalten, dass sich Kinder intensiv und kreativ mit technischen und gestalterischen Themenstellungen / Aufgabenstellungen auseinandersetzten können, erfordert von der Lehrperson und den Kindern viel an Kraft, Struktur und Einsatz. Bereits 19 Schülerinnen sind in der derzeitigen Praxis schon zu viel! Für ein Mindestmaß an notwendiger individueller Betreuung aller SchülerInnen ist die Zahl jetzt schon zu groß. Um Werkunterricht nicht in vor- nachmachen von Techniken und Verfahren zu drängen, sind kleine Gruppengrößen unabdingbar. Große und größere Gruppen belasten, speziell auch durch die Lärmbelastung und die den Fächern immanente hohe Komplexität des Unterrichts, die Lehrpersonen massiv.

 

Als einzelne/r LehrerIn mit einer Gruppe mit mehr als 19 SchülerInnen mit Werkzeugen oder Maschinen zu arbeiten ist aus Gründen der Sicherheit schier unmöglich!

 

Weiteres sind die Werkräume derzeit für maximal 19 SchülerInnen ausgelegt. Auch hier ist die Grenze der Sicherheit im Alltag bereits bei 19 meist schon deutlich überschritten. Bei Pubertierenden, die ohnedies schon eng sitzen und dann noch Raum zum praktischen Tun benötigen, ist es kaum möglich, sich nicht gegenseitig im Tun zu behindern.

Dadurch steigt die Verletzungsgefahr drastisch an. Viele Schulen haben noch weniger Platz zur Verfügung wie wir und sind daher derzeit bereits jetzt schon an ihren Raum-Grenzen angelangt oder haben diese bereits deutlich überschritten. Worunter die Unterrichtsqualität leidet.

 

Handhabung von Werkzeug und Maschinen muss nicht nur gelernt, sondern auch angewendet und geübt werden, um Gefahrenquellen zu verhindern und den Einsatz der verwendeten Werkzeuge über einen genügend großen Zeitraum hinweg verwenden zu können. Anschaffung Reparatur von Werkzeugen und Maschinen kostet auch Geld.

Genauso wie die Ausstattung und die baulichen Maßnahmen für größeren Werkräume.

 

Teilungszahlen in Bewegung und Sport

Wer schon einmal eine Oberstufenklasse in Bewegung und Sport unterrichtet hat weiß, was es bedeutet eine Turngruppe von bis zu 30 SchülerInnen zu unterrichten. Spiele wie Fußball oder Basketball sind in einer Standardturnhalle nur sinnvoll möglich, wenn zwei Teams spielen.  Die restlichen SchülerInnen warten darauf, auch dran zu kommen. Bei Volleyball können gleichzeitig zwölf S/S spielen während die anderen warten. Eine Beschäftigung der anderen Schülerinnen ist aus Platzgründen nicht möglich. Eine zusätzliche Beschäftigung außerhalb der Turnräume ist ohne Aufsicht nicht erlaubt. Ein Großteil der bei SchülerInnen beliebten Ballspiele sind also kaum sinnvoll durchzuführen. Auch technikrelevantes Arbeiten ist in großen Gruppen nicht befriedigend möglich.

Die Lärmbelastung für die LehrerInnen und Schülerinnen ist enorm. (Auch bei sehr disziplinierten Klassen.)

 

Gruppengrößen von 15 bis 20 sind gut bewältigbar. Sie gewährleisten eine gute und individuelle Betreuung der Schüler und Schülerinnen. Besonders im Hinblick darauf, dass Kinder kaum mehr ausreichend Bewegungs- und Körpererfahrung haben, um von zu Haus aus gesunde und koordinierte Bewegungsmuster zu entwickeln. Jedes Kind der Klasse/Gruppe muss gefördert und dabei unterstützt werden seine Kompetenzen zu erwerben und maximale Leistung bringen zu können.

25 oder gar 30 SchülerInnen sind für alle Beteiligten, besonders für die SchülerInnen, wie oben erklärt, absolut unzumutbar.

 

Wir sind entschieden gegen eine Öffnung der SchülerInnenhöchstzahlen in Klassen und Gruppen.

Wenn kleinere Gruppen aus pädagogischen Gründen erforderlich sind, heißt das auch, dass andere LehrerInnen mit großen Gruppen zu arbeiten haben. Die Notwendigkeiten von einerseits oft kleinen Gruppen in den Schulschwerpunkten, bewirken eine Verschlechterung des „Normalbetriebes“. Ein gegenseitiges Ausspielen der Fachgruppen ist somit auch Tür und Tor geöffnet.

 

 

Eine Bildungsreform, die in der Klasse bei den Heranwachsenden ankommt, können wir im vorliegenden Entwurf nicht finden. Einige Punkte in diesem Gesetzesentwurf schränken genau diese Möglichkeiten weiter massiv ein. Daher fordere ich Sie dazu auf diesen Entwurf des Bildungsreformgesetzes 2017 (299/ME XXV.GP) – Autonomiepaket komplett zu überarbeiten und der Schule eine Chance zu geben einen wichtigen Beitrag zur Bildung unserer Jugend leisten zu können.

 

Damit ein Direktor in einer großen Schule den täglich Anforderungen in der Zusammenarbeit mit LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern und Vorgesetzten gut bewältigen kann, sollten nicht noch größere Einheiten geschaffen werden. Eine Leitung für mehrere Schulen gleichzeitig ist eine weitere Verschlechterung für unser Schulsystem.

 

Wir fordere Sie auf, eine Bildungsreform zu entwickeln und entsprechende Mittel zur Verfügung zu stellen, dass in der Schule den individuellen Bedürfnissen der SchülerInnen entsprechend gut und nachhaltig gearbeitet werden kann.

 

Wir sind dagegen, dass neue Projekte / Vorhaben, welche von Seite des Bildungsministeriums gewünscht werden, im Sinne der Kostenneutralität, massive Einsparungen in anderen Bereichen der Schule nach sich ziehen !!! 

 

 

Wir bitte Sie und fordere Sie dringend dazu auf der Aufhebung der KlassenschülerInnenhöchstzahl und der Teilungszahlen in diesem Entwurf NICHT zuzustimmen.

 

Eine Schulreform muss in erster Linie dazu beitragen die Qualität der Ausbildung zu steigern.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

Mag.a Renate Rinke

(Lehrerin für Bewegung und Sport und technisches Werken)

Mag. Alexander Schwab

(Lehrer für Bewegung und Sport und technisches Werken)