Renate Kammer

Steinschötelgasse 6

1100 Wien

 

An das

Österreichische Parlament

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Wien, 30.04.2017

 

 

STELLUNGNAHME zum „Schulautonomiepaket“

 

Es steht außer Frage, dass Reformen sein müssen und auch viel Gutes bewirken können. Gerade im Bildungsbereich ist es notwendig, dass etwas geschieht. Doch mit diesem „Schulautonomiepaket“ werden nicht unbedingt die Probleme angegangen, die dringend zu lösen wären.

Ich möchte drei Punkte herausgreifen und meine persönliche Meinung dazu abgeben, da ich glaube, dass diese in Wien nicht durchführbar sind.

 

Schulcluster

Die Bildung solcher Schulcluster mag vielleicht im ländlichen Bereich sinnvoll sein, aber in Wien scheint es mir sinnlos.

In den für die / den Bereichsleiter/in vorgesehenen Stunden ist es unmöglich, qualitativ hochwertig zu arbeiten und die täglich anfallenden Aufgaben zu bewältigen.

An einem Schulstandort ist es wichtig, dass jederzeit eine Ansprechperson für  Lehrer/innen, Eltern und Schüler/innen, für die pädagogische Arbeit, für Diensteinteilungen (Supplierungen), Unterstützung für junge Kolleg/innen, für Krisenmanagement….. anwesend ist. Dies ist jedoch nicht der Fall, wenn die / der Bereichsleiter/in in einer Klasse steht und unterrichtet.

Schulleiter/innen leisten an ihren Standorten täglich wertvolle Arbeit. Sie haben sich das Vertrauen der Lehrer/innen, Eltern und auch Schüler/innen erworben, sie wissen um die positiven und negativen Aspekte ihres Standortes Bescheid,  Ein/e Clusteleiter/in kann dies nie erreichen, da er / sie nicht ständig am Standort arbeitet. Außerdem empfinde ich diese „Degradierung“ als Mangel an Wertschätzung der jetzigen Schulleiter/innen  und deren Arbeit.

 

Sonderpädagogik

Es ist notwendig, dass all die qualitativ hochwertigen Supportsysteme erhalten bleiben. Die hoch qualifizierten Sonderpädagog/innen müssen als kompetente Ansprechpartner/innen und Berater/innen für Lehrer/innen und Eltern weiterhin zur Verfügung stehen. Bei Abschaffung der Zentren für Inklusiv- und Sonderpädagogik verlieren die Kinder mit besonderen Bedürfnissen die Chance auf individuell abgestimmte Beschulung und Betreuung.

 

Klassenschüler/innenhöchstzahl

Eine Freigabe der Anzahl von Kindern in einer Klasse geht in eine falsche Richtung.

Es wird kaum eine/n Schulstandort geben, der weniger Kinder in eine Klasse setzt sondern jede/r Leiter /in wird mehr Kinder aufnehmen, um auch den Wünschen der Eltern zu entsprechen.

Nicht nur, dass es jetzt schon oft räumlich eine Herausforderung ist, 25 Kinder in einem Raum unterzubringen, so ist es auch durch die Zusammensetzung der Schüler/innen in einer Klasse kaum vorstellbar. Es sitzen Kinder aus den verschiedensten Ländern mit den unterschiedlichsten Kenntnissen der deutschen Sprache gemeinsam in der Klasse. Eine Erhöhung der Klassenschüler/innenhöchstzahl würde die Unterrichtsqualität senken.

Ebenso soll die Doppel- und Dreifachzählung für Kinder mit besonderen Bedürfnissen erhalten bleiben.

 

Ich bin immer ein positiv denkender Mensch und ich hoffe daher, dass im Falle des „Autonomiepaketes“ noch nicht das letzte Wort gesprochen ist, dass „Eckpfeiler“ sehr wohl noch verhandelbar sind.

 

In diesem Sinne wünsche ich erfolgreiche Gespräche und Verhandlungen!

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

Renate Kammer

 

 

Schulleiterin
        VS 1020, Darwingasse 14