Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde

 

Präsident:

Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Sperl

Sekretär:

OÄ. PD Dr. Waltraud Eder

c/o

Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde

 

Müllner Hauptstraße 48

 

5020 Salzburg

                             Salzburg,  17.05.2017/s

 

Sehr geehrte Mitglieder des Begutachtungsverfahrens,

sehr geehrte Frau Pribitzer,

 

im vorliegenden Primary Health Care Gesetz, dessen Begutachtungsfrist noch bis zum  21. Mai 2017 geht, wurden die Kinder- und JugendfachärztInnen aufgrund unserer zahlreichen Bemühungen sehr wohl mit in die Kernversorgung und in das Kernteam eingebunden. Das trägt der Tatsache Genüge, dass die Kinder- und JugendfachärztInnen nicht nur Fachärzte mit vielen Subspezialisierungen sind, sondern ein Teil von ihnen auch echte Primärversorger und Hausärzte. Das ist auch europaweit im dualen Versorgungssystem abgebildet. In den meisten Ländern mit qualitativer kinder- und jugendfachärztlicher Versorgung ist neben dem Allgemeinmediziner auch der Kinder- und Jugendfacharzt anerkannter Hausarzt und Primärversorger.

 

Der vorliegende Gesetzesentwurf ist aber leider inkomplett und sowohl für eine gute Versorgung von Kindern und Jugendlichen alsauch für die Zukunft der Kinder- und JugendfachärzteInnen nicht gut geeignet.

 

Wie bei der sehr gelungenen 4. Fachtagung für Kinder- und Jugendgesundheits-strategie am 15. Mai im Wiener Rathaus durch den Vortrag von Ministerialrat Primarius Dr. Helmuth Howanietz klar aufgezeigt wurde,  kann nur durch einen Zugang zu innovativen  modernen Versorgungsstrukturen für die Kinder- und Jugendfachärztinnen derselben Notstand behoben werden, wie er bei den Allgemeinmedizinern besteht.  In der derzeitigen Form des PHC Gesetzes ist das nicht möglich. Nur wenn  die KinderfachärztInnen denselben Zugang wie Allgemeinmediziner zu eigenständigen Bildung von Primary Health Care Zentren bekommen, wird  eine adäquate Abdeckung der Kinder- und Jugendlichenversorgung und auch die Attraktivität für Wege in die Praxis mit modernen Organisationsformen ermöglicht.

Ich bitte eindringlich, unsere Intention einer Modifikation bzw. Ergänzung des Gesetzes zu unterstützen. Faktum ist auch, dass die Allgemeinmediziner in der Ausbildung immer weniger Pädiatrie mit bekommen. Derzeit hat der Allgemeinmediziner drei Monate Pädiatrie in der Ausbildung und auch im Medizinstudium wurde in Österreich aus unverständlichen Gründen die Pädiatrie im PJ-Jahr als Pflichtfach gestrichen.

Daher  ist es umso wichtiger, dass Kinder- und JugendfachärztInnen die Rolle der kompetenten Primärversorger inhaltlich klar für Ihre Patienten auch im Gesetztestext zugesprochen bekommen.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Sperl