456/A(E) XXVI. GP

Eingebracht am 16.11.2018  
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

des Abgeordneten Bruno Rossmann, Freundinnen und Freunde betreffend Ökologisierung der Tourismuswirtschaft

BEGRÜNDUNG

Der aktuellste Bericht zur Tourismus- und Freizeitwirtschaft[1] lobt die Fortsetzung des Aufwärtstrends vergangener Jahre, und die zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger vermerkt wörtlich: „Noch nie wurden so viele Urlauberinnen und Urlauber begrüßt und noch nie konnten so viele Nächtigungen gezählt werden.“ Die Zahl an Gästen und Nächtigungen ist es auch, die der Bericht rund um die Erfolge von 2017 und 2018 gleich zu Beginn ins Treffen führt.

Wolfgang Kleemann, Generaldirektor der Österreichischen Hotel-und Tourismusbank, hält dieser Sicht in einem aktuellen Interview[2] entgegen: „Wir müssen vom reinen Volumensdenken zu einem Wertschöpfungsdenken kommen. Wir müssen davon wegkommen, dass der Erfolg einer touristischen Destination nur an den Nächtigungszahlen und deren jährlicher Steigerung gemessen wird, und wir müssen den Mut haben, manche Arten von Tourismus eben auch nicht zu wollen.“ Der Trend, das Geschäft über die Menge bis hin zur Masse zu machen, führt zu immer mehr Umweltbelastungen bei immer geringerer Wertschöpfung. Bilder von mit großenteils künstlichem Depotschnee präparierten Pisten mitten im Oktober fügen der Branche ebenso einen Imageschaden zu, wie die zunehmende mediale Präsenz anderer umweltvernichtender Formen des Tourismus. Gerade vor dem Hintergrund, dass der Tourismus nun in die Zuständigkeit der Bundesministerin für Nachhaltigkeit fällt, ist diesem Trend dringend entgegen zu wirken. Wolfgang Kleemann ergänzt an anderer Stelle des Interviews: „Tourismus kann man lenken und steuern.“

Lenken und steuern ist, was Steuern - nicht nur dem Namen nach - tun. Eine Ökologisierung des Steuersystems, wie in anderen Anträgen schon mehrmals gefordert, ist demnach auch für die Steuerung und Lenkung des Tourismus ein Gebot der Stunde. Bis bzw. parallel zur Umsetzung einer umfassenden ökosozialen Steuerreform lassen sich jedoch auch branchenspezifisch erste Akzente für mehr Nachhaltigkeit im Tourismus setzen:

Ökologisch bemessene Abgaben senden Preissignale zugunsten von Angeboten mit geringerem ökologischen Fußabdruck. An Umweltverträglichkeit und Wertschöpfung ausgerichtete zeitliche und räumliche Zugangs- und Zufahrtsbeschränkungen sorgen für eine sowohl ökologisch als auch ökonomisch nachhaltigere Verteilung des Tourismus über unterschiedliche Regionen und Termine. Österreichweite in den Sommermonaten gültige Ermäßigungen im öffentlichen Verkehr steigern die Attraktivität inländischer Urlaubs(an)reisen. Im Zuge einer Nachfrageverschiebung ins Inland kann dies den ökologischen Fußabdruck der inländischen Tourismusnachfrage reduzieren und zugleich den saisonalen Schwankungen in der Freizeitwirtschaft entgegenwirken.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus, wird aufgefordert, in der angekündigten Tourismusstrategie bzw. im Zuge derselben bis spätestens Ende März 2019 Maßnahmen zur Ökologisierung des Tourismus vorzulegen -
darunter

-        ökologisch bemessene Abgaben;

-        an Umweltverträglichkeit und Wertschöpfung ausgerichtete zeitliche und räumliche Zugangs- und Zufahrtsbeschränkungen;

-        Österreichweite, in den Sommermonaten gültige Ermäßigungen im öffentlichen Verkehr.

 

In formeller Hinsicht wird eine Zuweisung an den Tourismusausschuss vorgeschlagen.



[1] https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVI/lll/lll_00208/index.shtml (III-208 d.B.) bzw. https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/BR/lll-BR/lll-BR_00664/index.shtml III-664-BR/2018 d.B.).

[2] ÖGZ - Österreichische Gastronomie- & Hotel-Zeitung, 02.11.2018, S. 7-8.