479/A(E) XXVI. GP

Eingebracht am 21.11.2018
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EntschlieSSungsantrag

 

der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Überarbeitung des Lehrplans ist in ein Gesamtkonzept einzubinden

 

Die Schule soll unsere Kinder auf die Herausforderungen einer unüberschaubaren Welt vorbereiten. Sie sollen sich darin zurechtfinden können und handlungsfähig sein. Dafür muss Schule neu gedacht werden. Bildung ist mehr als nur Wissen und Information. Sie dient der Entwicklung einer Haltung in der Auseinandersetzung mit der Welt und dem Erkennen, Entdecken und Entwickeln von persönlichen Stärken und Potenzialen. Doch das aktuelle System berücksichtigt diesen Umstand kaum und ist stark defizitorientiert. Es bedarf eines großen Energieaufwands, die Schwächen auszubügeln, während die Stärken kaum Berücksichtigung finden. So erschaffen wir Generationen des Mittelmaßes. Zukunftsweisende Felder wie die Digitalisierung oder innovatives Denken sind nicht ausreichend abgebildet. Es braucht fächerübergreifende Projekte, die unterschiedliche Phänomene des Lebens untersuchen und dabei die klassischen Schulfächer verknüpfen.

Die medial bekannt gewordenen Pläne der Regierung greifen hier zu kurz. Es reicht nicht, nur an den Lehrplänen zu schrauben. Wir brauchen ein stimmiges Gesamtkonzept bestehend aus:

·        Einführung Mittlere Reife: Wir wollen am Ende der Schulpflicht eine Mittlere Reife einführen, die sowohl einen schmalen Kompetenzgürtel in den Pflichtfächern und Kulturtechniken standardisiert überprüft, als auch aus einem persönlichen/individuellen Teil besteht. Damit schaffen wir ein gemeinsames Ziel am Ende der Schulpflicht. Der Weg zur Zielerreichung kann und soll so unterschiedlich wie die Talente unserer Kinder und auch deren individuelle Stärken sein.

·        Fächerkanon neu denken: Die Aufteilung des Stoffes in einzelne Schulfächer steht im krassen Gegensatz zu der Komplexität des Lebens. Wir müssen hier in eine zeitgemäße und zukunftweisende Neuausrichtung kommen und fachübergreifende Projekte stärken, die unterschiedliche "Phänomene" des Lebens untersuchen und die klassischen Schulfächer verknüpfen. Die altmodische Aufteilung in Einzeldisziplinen ist überholt, die Anforderungen im 21. Jahrhundert haben sich verändert. Jedes Fach wird sich in diesem Prozess legitimieren müssen. Verwandtschaftsverhältnisse zwischen einzelnen Fächern sollen aufgezeigt und berücksichtigt werden.

·        Erst dann Lehrpläne entrümpeln und neugestalten: Lehrpläne sind als Gesamtkonzept und nicht von Fach zu Fach zu entwickeln und organisieren. Dazu muss auch hier fächerübergreifend und in Projekten gedacht werden.

Zudem wird erneut hinter verschlossenen Türen und ohne Einbindung der Betroffenen diskutiert. Wir fordern in diesem Zusammenhang einen gesamtgesellschaftlichen Dialogprozess, um gemeinsam festlegen zu können, welche Kompetenzen Jugendliche mit 15 Jahren haben sollten und welche zeitgemäßen Fächer wir dafür brauchen. In diesen breit angelegten Prozess sollen Schüler_innen, Lehrer_innen, Eltern, Expert_innen und Vertreter_innen der Arbeitswelt, der Hochschulen und der Politik eingebunden werden.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG


Der Nationalrat wolle beschließen:

"Der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass die Überarbeitung der Lehrpläne in ein stimmiges Gesamtkonzept gebettet wird. Dieses besteht jedenfalls aus der Einführung einer "Mittleren Reife", Überarbeitung des Fächerkanons und Entrümpelung der Lehrpläne. In einem ersten Schritt ist hierzu ein gesamtgesellschaftlicher Dialogprozess zu starten. In diesen breit angelegten Prozess sollen Schüler_innen, Lehrer_innen, Eltern, Expert_innen und Vertreter_innen der Arbeitswelt, der Hochschulen und der Politik eingebunden werden."

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Unterrichtsausschuss vorgeschlagen.