677/A(E) XXVI. GP

Eingebracht am 27.03.2019
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

EntschlieSSungsantrag

 

der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Medienkompetenz in der Erwachsenenbildung zum Aufbau einer resilienten Gesellschaft

Verschiedene staatliche und nicht-staatliche Akteure, die ein Interesse daran haben, demokratische Systeme in Europa und anderswo zu untergraben und zu destabilisieren, investieren bereits seit einigen Jahren intensiv in Desinformationskampagnen. Das schließt etwa die Nutzung von Desinformationsportalen, Verbreitung von Fake News, Trollfabriken etc. ein.

In einer Eurobarometer-Umfrage im November 2018 gaben 73 Prozent der Befragten an, Desinformation und Misinformation im Vorfeld der Wahlen zu fürchten. Die Problematik ist also der Bevölkerung weitgehend bekannt. Auf europäischer Ebene erstellte der Europäische Auswärtige Dienst in Reaktion auf u.a. den Fall Skripal einen Aktionsplan gegen Desinformation. 

Mögliche Maßnahmen zur Bekämpfung solcher Manipulationsversuche von außen umfassen das Melden und Löschen von Newsmeldungen, was die Gefahr der übermäßigen Zensur birgt oder etwa offensive Kommunikation einer Gegenmessage, eine Maßnahme, die Eigenschaften von Propaganda hat. Hybride Methoden wie gezielte Desinformationskampagnen zielen in erster Linie auf Gesellschaften ab und auf das Mindset der Bürger_innen, auf ihre Ängste, Unsicherheit und ihr Vertrauen. Die einzig langfristige und nachhaltige Maßnahme zur Bekämpfung dieses Sicherheitsrisikos ist also eine gut gebildete, medienkompetente und resiliente Gesellschaft. Um das zu erreichen braucht es zügig umfassende Investitionen in die Medienkompetenz der Österreicher_innen aller Altersgruppen. Während dieses Thema zumindest in Grundzügen in den Lehrplänen abgebildet ist, gibt es für Erwachsene in Österreich kaum Angebote, die dazu beitragen, dass Bürger_innen ihre Kompetenzen im Bereich der Quellenkritik erweitern können. 

Aus dem E-Paper "Kritische Medienkompetenz und Community Medien" auf der vom Bildungsministerium betriebenen Website erwachsenenbildung.at geht klar hervor, dass Medienkompetenz in der Erwachsenenbildung ein Thema ist, das in den vergangenen Jahren weitgehend vernachlässigt wurde. In einer EU-weit durchgeführten Studie zu Media Literacy-Projekten in Europa wurde aufgezeigt, dass sich Bildungsangebote zum Thema Medienkompetenz in fast allen Ländern fast nur an Kinder und Jugendliche wenden und sich nur in wenigen Fällen auch an Erwachsene richten. Doch gerade heute sind alle Generationen von Medienwandel betroffen und gerade von Erwachsenen wird erwartet, dass sie selbst verantwortungsvoll handeln und Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, Medien kompetent zu nutzen. Laut dem E-Paper braucht es, um diese Lücke in der Auseinandersetzung zu schließen, längerfristige Anstrengungen vieler Akteur_innen in der Erwachsenenbildung. Dem Bildungsministerium scheint das Problem also bekannt zu sein, doch hat es noch keine entsprechenden Maßnahmen gesetzt. 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG


Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, inbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wird aufgefordert dem Nationalrat ehestmöglich einen Plan vorzulegen, wie die Medienkompetenz in der Erwachsenenbildung nachhaltig verankert werden kann, um angemessen auf Bedrohungen durch Desinformationskampagnen zu reagieren und am Aufbau einer resilienten Gesellschaft mitzuwirken."

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Unterrichtsausschuss vorgeschlagen.