825/A(E) XXVI. GP

Eingebracht am 16.05.2019
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Entschließungsantrag

 

der Abgeordneten Stephanie Cox, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Fit 4 AI - Aufklärungsfokus bei der Entwicklung und Umsetzung der österreichischen Strategie für Künstliche Intelligenz „AlM AT 2030“

BEGRÜNDUNG

Künstliche Intelligenz (KI) ist keine Zukunftsmusik, sie ist Realität. Welche konkreten Details sich dahinter verbergen und welche spürbaren Konsequenzen das auf unser Leben hat, ist oft unklar, wird selten in der breiten Öffentlichkeit diskutiert. Der öffentliche Diskurs und die entsprechende mediale Berichterstattung beschränken sich immer noch in den meisten Fällen auf Schwarz-Weiß-Fantasien. Harry Gatterer, Zukunftsforscher und Geschäftsführer des deutschen Zukunftsinstituts, fasst das so zusammen:

„Es ist ja auch so, dass wir zu Künstlicher Intelligenz beides haben: Überschätzung und zugleich Unterschätzung in den systemischen Auswirkungen. Auf der einen Seite euphorische KÜNSTLICHE INTELLIGENZ-Utopien und eine quasireligiöse Hoffnung auf maschinelle Superintelligenz - auf der anderen Seite die dystopische Angst vor einer Unterwerfung der Menschheit durch intelligente Maschinen, Roboter und Algorithmen.“[1]

Die von Gatterer beschriebene „dystopische Angst“ wird nicht nur von VerschwörungstheoretikerInnen und Pseudoexpertlnnen angefeuert. Selbst angesehene Innovationsmacher wie Elon Musk und Bill Gates warnen vor der vermeintlich bevorstehenden Herrschaft der Maschinen über den Menschen, wenn sie z.B. vor Wirtschaftsführerlnnen oder in Social Media das Buch „Superintelligenz“ zur Lektüre empfehlen. Darin beschreibt der amerikanische Philosoph Nick Bostrom, wie sich die künstlich intelligenten Maschinen vernetzen und uns in absehbarer Zukunft zu wehrlosen Affen degradieren.

Das kann Angst machen. „Doch weder Schockstarre noch naiver Glaube an den Automatismus des Happy Ends bringen uns weiter. Zukunft zu gestalten heißt zunächst, die Entwicklungen zu verstehen, die sie prägen. Wir brauchen Begriffe für das, was uns Angst macht und das wir nicht kontrollieren können. Das ist der erste Schritt hin zu einem Gespräch über die Zukunft, das alle Menschen einschließen muss.“[2]


Um es in den Worten von Zukunftsforscher Harry Gatterer auf den Punkt zu bringen: „Die Zeit ist jetzt reif für eine neue, aufgeklärte und pragmatische Perspektive auf Künstliche Intelligenz.“[3] Dass diese Aufklärungsarbeit nicht ausschließlich die Aufgabe von Regierung und PolitikerInnen sein kann, liegt auf der Hand. Österreich hat aber gerade JETZT die Chance, im Rahmen der Arbeit an der AlM AT 2030 Strategie, den Grundstein für einen aufgeklärten und informierten Diskurs über Künstliche Intelligenz zu legen.

Einen wesentlichen Schlüssel zur Aufklärung sieht nicht nur der österreichische Rat für Robotik und Künstliche Intelligenz in der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Darum hat er Kommunikation auch als eines von vier zentralen Handlungsfeldern bei der Entwicklung einer nationalen Strategie für Künstliche Intelligenz definiert. Den Grund dafür formuliert der Rat so: „Viele Menschen haben kein detailliertes Wissen zu diesen Technologien und sind daher nicht ausreichend in der Lage, zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden. Das „Nicht-Verstehen-Können“, gepaart mit Science-Fiction-Informationen aus der Vergangenheit und wenig sachlicher Information in den Medien, öffnet viel Raum für Unsicherheit und Angst in der Bevölkerung.“[4]

In einem globaleren Kontext geht die Bundesregierung bereits jetzt einen Schritt in Richtung digitaler Aufklärung der Öffentlichkeit. Der Verein ,,fit4lnternet“ macht es sich zur Aufgabe, digitale Kompetenzen in allen Bundesländern zu vermitteln. Zum einen in Form von digitalen Weiterbildungs­angeboten, zum anderen in Form von Workshops und Seminaren.[5]

Die österreichische Bevölkerung sachlich über positive und negative Effekte vom Einsatz Künstlicher Intelligenz aufzuklären muss in den Fokus des Strategieprozesses AlM AT 2030 rücken und bei der weiteren Umsetzung im Fokus bleiben. Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation und Bildung sind dabei die wesentlichen Aufklärungsinstrumente.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie, wird aufgefordert, im Rahmen der Arbeit an der österreichischen KI Strategie „AlM AT 2030“ öffentliche Aufklärungsarbeit in den Fokus zu rücken. Im Speziellen wird gefordert, die Aufklärungsarbeit des Vereins zur Steigerung der digitalen Kompetenzen in Österreich, ,,fit4internet‘‘, um eine breit angelegte Weiterbildungsoffensive „Fit 4 AI" zu ergänzen, die SchülerInnen, Jugendlichen sowie Erwachsenen hilft, Künstliche Intelligenz in all ihren Facetten greifbar zu machen und zu verstehen. Abseits davon wird gefordert, die (Zwischen-)Ergebnisse und Erkenntnisse im Rahmen der Umsetzung der Strategie AlM AT 2030 in Form eines „KI Monitors Österreich“ öffentlich so zu dokumentieren und zu kommunizieren, dass jede/r österreichische BürgerIn ohne technisches Wissen stets informiert ist.“

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Ausschuss für Forschung, Innovation, Technologie und Digitalisierung vorgeschlagen.



[1] http://www.derstandard.at/2000100873194/Zukunftsforscher-Gatterer-koennen-Sie-mir-die-Anqst-vor- KÜNSTLICHE_INTELLIGENZ-nehmen.

[2] http://www.derstandard.at/2000097938644/Klimakollaps-Cyberwar-kuenstliche-Intelligenz-Nieder-mit-der-Angst.

 

[3]  http://www.derstandard.at/200100873194/Zukunftsforscher-Gatterer-koennen-Sie-mir-die-Angst-vor-

KÜNSTLICHE_INTELLIGENZ-nehmen.

[4]  https://www.bmvit.gv.at/innovation/downloads/white_paper_robotikrat.pdf

[5]  https://www.fit4internet.at/