31/J XXVI. GP

Eingelangt am 05.12.2017
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

der Abgeordneten Douglas Hoyos, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport

betreffend Maßnahmen zur Gleichstellung von Frauen und Männern im Sport

 

In den vergangenen Tagen und Wochen ist es im Zuge der #metoo Debatte zu zahlreichen öffentlichen Auseinandersetzungen rund um das Thema sexuelle Belästigung und sexualisierte Gewalt gekommen. Auslöser der Kontroverse war ein Skandal rund um den US-amerikanischen Regisseur Harvey Weinstein, gegen den Dutzende Frauen Vorwürfe der sexuellen Belästigung, bis hin zu sexualisierten Gewaltakten, erhoben. Stand ursprünglich die Filmbranche im Zentrum der Auseinandersetzung, so ist in Österreich nun auch der Österreichische Skiverband (ÖSV) in den Fokus gerückt. Nachdem eine Ex-Skirennläuferin Vergewaltigungsvorwürfe erhob, die allerdings verjährt und damit strafrechtlich nicht mehr relevant sind, hat die Staatsanwaltschaft Innsbruck ein Verfahren eingeleitet, in dem es um einen weiteren Fall vermeintlicher sexualisierter Gewalt geht, der sich im Jahr 2005 ereignet haben soll (der Standard, 26.11.2017).

Das Problem der eklatanten Unterrepräsentation von Frauen im österreichischen Sportverbandswesen und den Gremien der einzelnen Organisationen ist schon länger bekannt; das Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport schreibt selbst auf seiner Website: "Auch im Sport gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen: Egal ob Breiten- oder Spitzensport, Mädchen und Frauen sind unterrepräsentiert. In den Leitungsgremien der österreichischen Sportverbände sind kaum Frauen zu finden. Schlechtere Trainingsbedingungen, fehlende sozialrechtliche Absicherung und Unkenntnis geschlechtsspezifischer Trainingsvoraussetzungen erschweren Sportlerinnen den Weg zum Sieg." (Website Sportsektion BMLVS, 29.11.2017). Im Jahr 2015 wurde die  "Strategiegruppe Gender Equality im Sport" eingerichtet, die damit beauftragt ist, die EU-Strategie "Gender Equality in Sport 2014-2020" umzusetzen. Als allgemeines Ziel der Gruppe wird unter anderem die Entwicklung und Umsetzung konkreter Maßnahmen in vier Schwerpunktbereichen angegeben. Im Jahr 2015 gab es ein erstes Treffen der Beteiligten, seitdem sind keine konkreten weiteren Arbeitsschritte bekannt.

Es steht somit außer Streit, dass das Problem der ungleichen Behandlung von Frauen und Männern im österreichischen Sport zwar bekannt ist; konkrete, umsetzbare und evaluierbare Maßnahmen, dieses Problem zu lösen, sind jedoch nicht bekannt.


Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehende

Anfrage:

 

1.    Der Frauenanteil unter jenen, die Trainer_innenausbildungen absolvieren, hat sich in den Jahren 2005-2011 nicht maßgeblich gesteigert (Quelle: Verein "100% Sport", 29.11.2017). Welche konkreten Maßnahmen wurden gesetzt, um den Anteil an Trainer_innen zwischen 2011 und 2017 zu erhöhen?

/download/attachments/22686225/image2017-11-29%2016%3A7%3A31.png?version=1&modificationDate=1511967655000&api=v2

 

2.    Wie viele Frauen und Männer absolvierten zwischen 2011 und 2017 eine Ausbildung zur Instruktor_in, Übungsleiter_in oder Trainer_in? (Bitte um Aufschlüsselung nach Jahr und Geschlecht)

3.    Im Rahmen der EU-Strategie "Gender Equality in Sport 2014-2020" wurde im Handlungsfeld "Geschlechtergleichstellung im Coaching" das Ziel avisiert, bis zum Jahr 2018 rund 40% Frauen im Coachingbereich (Freiwillige oder Angestellte) zu erreichen. Welche konkreten Maßnahmen werden vom Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport gesetzt, um dieses Ziel zu erreichen?

4.    Inwiefern arbeitet das Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport mit anderen Ministerien, insbesondere dem Bundesministerium für Bildung und/oder dem Bundesministerium für Gesundheit und Frauen zusammen, um den Frauenanteil im Bereich Coaching zu erhöhen und Frauen dazu zu animieren, Ausbildungen im Bereich Coaching zu absolvieren?

a.    Gibt es hier interministerielle Strategien und wenn ja, wie sind diese ausgestaltet?

5.    Wie viele weibliche und wie viele männliche Vereinspräsident_innen bzw. -obleute gibt es derzeit in den den Sport-Fachverbänden angehörenden Vereinen?

6.    Wie viele Frauen und Männer gibt es in den Vorständen der einzelnen Fachverbände, die Mitglied der BSO sind? (Bitte um Aufschlüsselung nach Verband, Jahr und Geschlecht ab dem Jahr 2011)

7.    Wie viele Frauen und Männer gibt es in den Vorständen der Dachverbände, die Mitglied der BSO sind? (Bitte um Aufschlüsselung nach Verband, Jahr und Geschlecht ab dem Jahr 2011)


8.    In wie vielen bzw. welchen Dach- und Fachverbänden gibt es ein eigenes Frauenreferat?

a.    In wie vielen den Sport-Fachverbänden angehörenden Vereinen gibt es eigene Vertrauenspersonen und/oder Frauenbeauftragte?

9.    Welche Maßnahmen werden von Seiten des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport umgesetzt, um das Ziel, bis zum Jahr 2018 ein Minimum von 40% Frauen in den nationalen Sportgremien, dem nationalen Verbandsmanagement sowie Sport-Dachverbänden zu erreichen?

10. Wann wird der von der Strategiegruppe für Gender Equality ausgearbeitete Aktionsplan vorgestellt?

11. Auf der Website der Sportsektion des BMLVS wird angegeben, dass die "Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen unter Sportminister Hans Peter Doskozil" jetzt im Mittelpunkt steht. Welche konkreten Maßnahmen befinden sich derzeit in Umsetzung und wie hoch sind die Kosten für die einzelnen umgesetzen Maßnahmen und Projekte?

a.    Wie werden die Ergebnisse der eingeleiteten Maßnahmen evaluiert und bewertet?

b.    Ist es angedacht, ein entsprechendes Monitoring bzgl. Wirkung und Umsetzung der ausgearbeiteten Maßnahmen einzuführen?

12. Christa Prets, Vorsitzende des Vereins "100% Sport", hat in einer Pressekonferenz vom 29.11.2017 als Antwort auf die Frage, was bisher im Bereich der Prävention und Verhinderung sexualisierter Gewalt geschehen sei, ausgeführt, dass die veröffentlichte Broschüre "Für Respekt und Sicherheit" ein erstes sichtbares Zeichen der geleisteten Arbeit in diesem Bereich sei. Diese Broschüre sei unter anderem von Expert_innen in ihrer Freizeit unentgeltlich produziert worden, die Erarbeitung habe rund zwei Jahre gedauert (ORF Sport Plus, 29.11.2017). Wie hoch waren die finanziellen Aufwendungen für die Produktion der Broschüre "Für Respekt und Sicherheit"?

a.    Wurde die Broschüre, abgesehen von der Möglichkeit eines Downloads auf der Website von "100% Sport", analog zur Verfügung gestellt?

b.    Wie viele Vereinsfunktionär_innen und Mitglieder haben diese Broschüre nachgefragt bzw. erhalten?

c.    Wird die Broschüre Ausbildungsstätten, wie beispielsweise den Bundessportakademien, analog zur Verfügung gestellt?

d.    Wird die Broschüre in Trainer_innenausbildungen o.ä. als Unterrichtsmaterial verwendet?

13. Wie hoch sind die jährlichen Aufwendungen des BMLVS für den Verein "100% Sport"?

14. In welcher Höhe wurden Förderungen, die der spezifischen Förderung von Frauen gedient haben, an den Österreichischen Skiverband seit 2007 vergeben? (Bitte um Aufschlüsselung nach Jahren, Fördersummen und Projekten)

15. In welcher Höhe wurden Förderungen, die der spezifischen Förderung von Frauen gedient haben, an die weiteren österreichischen Fachverbände seit 2007 vergeben? (Bitte um Aufschlüsselung nach Jahren, Verbänden, Fördersummen und Projekten)


16. Das Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport gibt auf seiner Website an, dass alle Förderungsentscheidungen im Sport "hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Frauen und Männer reflektiert" werden. In welcher Form findet eine solche Reflexion statt?

a.    Gibt es Bestrebungen, Evaluierungs- oder Reflexionsbögen nach Abschluss der Projekte einzuführen, um den zielgerichteten Einsatz der Fördermittel zu garantieren und zu überprüfen? Wenn nein, warum nicht?

17. Gemäß §8 (2) BSFG wurden im Jahr 2017 73.000 Euro an Sporförderung für verbandsorientierte Gender- und Frauenprojekte zugesagt. Die gesamte Fördermenge betrug über 87,1 Millionen Euro. Wie erklärt man sich im Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport diesen geringen Betrag?

a.    Welche Maßnahmen werden von Seiten des Bundesministeriums ergriffen, um Projekte, die der Verbesserung der Situation von Frauen im Sport dienen, stärker zu fördern?

18. Inwieweit wurde die verbesserte Repräsentation und spezifische Förderung von Frauen in der Förderstrategie des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport berücksichtigt?