111/J XXVI. GP

Eingelangt am 12.01.2018
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

des Abgeordneten Hannes Jarolim sowie zahlreicher Genossinnen und Genossen an den

Herrn Bundeskanzler der Republik Österreich

Verehrung eines jungen Bundeskanzlers im einzigartigen „Sissy-Stil“

In der bekannten Publikation „business data Consulting GmbH" werden im Rahmen der Jänner-Ausgabe alle Wiener Haushalte im Wege einer bemerkenswerten Werbung darüber informiert, dass ihnen die Möglichkeit des Erwerbs einer besonderen Pretiose zugänglich gemacht werden soll:

„Das Jahr 2018 bringt für Österreich eine neue, von der ÖVP geführte Regierung. Als jüngster Kanzler der 100jährigen Geschichte unserer Republik wird Sebastian Kurz in den kommenden Jahren diese Regierung anführen.

Sichern Sie sich jetzt die mit reinem Gold veredelte Silber-Ausgabe zu Ehren des Bundeskanzlers mit fast 30,- Euro Ersparnis!“.

Die Abbildung des jungen Kanzlers weist laut Expertenkreisen frappante Ähnlichkeiten mit Darstellungen der seinerzeitigen sich in so manchen Kreisen hoher Beliebtheit erfreuender Kaiserin „Sissy“ auf. Die Bezeichnung „Gedenkprägung“ unterstreicht diese Wirkung.

Dem entgegen steht allerdings der Umstand, dass die Pretiose nicht - wie der erste Eindruck vermittelt - tatsächlich aus Gold hergestellt wird sondern „nur“ aus vergoldetem Silber, was in der Wertermittlung aber einen erheblichen, wenn nicht zentralen Unterschied darstellt. Ob dieser Umstand eines „Vermittelnwollens“ höherer Werte als tatsächlich vorhandener im Zusammenhang mit der abgebildeten Person gebracht werden soll oder kann, erschließt sich dem wohlmeinenden Leser allerdings nicht auf den ersten Anblick.

Ein Hinweis auf „die erste Ausgabe zu Ehren des neuen Bundeskanzlers Kurz“ legt dem Betrachter dieser Offenbarung nahe, dass er/sie zukünftig noch weitere derartige käuflich erwerbbare Huldigungen erwarten darf.

Zudem ranken sich um die Münzimitation noch weitere Auffälligkeiten, etwa die einer gewissen Brisanz nicht entbehrende Frage, ob die Prägung der Verehrungsmünze mit expliziter oder stillschweigender Zustimmung oder gar über Wunsch des Abgebildeten oder seines näheren oder weitern Umfeldes erfolgt ist.

Die Anfragenden erlauben sich daher in diesem Sinne zur Aufklärung betroffener Bevölkerungskreise nachstehende

Anfrage

zu stellen:

1)    Inwieweit und wenn ja, wann und warum haben Sie der Verwendung Ihres Abbilds im Rahmen der Verehrungsprägung dieser Münze ihre Zustimmung gegeben?

2)    Inwieweit ist das Weglassen des Wortes „Republik“ im Zusammenhang mit „Österreich“ und dem österreichischen Wappentier auf der Rückseite der Münze eine geeignete Anspielung auf Ihren Anspruch, Österreich „neu zu regieren“?

3)    Wie beurteilen Sie den Umstand, dass der Verweis auf ihre Kanzlerschaft in den Kontext eines abgeänderten Wappentier gestellt wird, das zwar die Stadtmauerkrone als Symbol des Bürgertums enthält, aber folgendes vermissen lässt:

a)    Den Hammer als Symbol der Arbeiterschaft

b)    Die Sichel als Symbol des Bauernstands

c)    Die gesprengte Eisenkette als Symbol der Befreiung von der nationalsozialistischen Diktatur

4)    Muss bzw. kann - wie angekündigt - mit weiteren derartigen Verehrungsaktionen gerechnet werden und wenn ja, warum und mit welcher Zielrichtung?

5)    Soll die Aktion im Falle der Bejahung der Frage 4) auf Ihre Person beschränkt bleiben oder auch noch weitere Mitglieder der derzeitigen Bundesregierung, etwa Herrn Vizekanzler Strache oder Innenminister Kickl mitumfassen und wenn nein, warum nicht?