387/J XXVI. GP

Eingelangt am 01.03.2018
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Anfrage

 

der Abgeordneten Ing. Markus Vogl

Genossinnen und Genossen

 

an die Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus Elisabeth Köstinger

 

betreffend multiresistente Erreger in österreichischen Gewässern und Lebensmitteln

 

 

In den letzten Jahren ist der Anteil antibiotikaresistenter Bakterien europaweit gestiegen. Die Ursachen sind vielfältig und stehen in Wechselbeziehung zueinander. Zum einen liegt es am hohen Antibiotikaverbrauch in der Humanmedizin, zum anderen am hohen Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung. Dort, wo häufig Antibiotika eingesetzt werden, also z.B. in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder in großen landwirtschaftlichen Betrieben mit Intensivtierhaltung, ist die Gefahr, dass resistente Erreger entstehen, am größten.

Gängige Antibiotika wirken gegen immer weniger Bakterien. Laut Europäischem Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten sterben geschätzt jährlich 25.000 Menschen in der EU wegen einer Infektion mit Erregern, gegen die Antibiotika nicht ausreichend wirken.

 

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten folgende

 

 

Anfrage

 

1.    Gibt es aktuelle Untersuchungen und Studien zur Belastung österreichischer Gewässer mit multiresistenten Erregern?

2.    Wenn ja, unter welchem Titel wurden diese wann, wo und von wem veröffentlicht?

3.    Gibt es Untersuchungen, wie hoch die Konzentration an multiresistenten Erregern in den Abwässern von österreichischen Kläranlagen ist?


4.    Gibt es spezifische Untersuchungen bei Abwässern aus Spitälern oder bei Oberflächengewässern in Gebieten mit einem erhöhten Anteil von landwirtschaftlicher Intensivtierhaltung in Bezug auf multiresistente Erreger?

5.    Können österreichische Kläranlagen Antibiotika und gesundheitsgefährdende Erreger aus den Abwässern filtern oder sie mit anderen Methoden eliminieren?

6.    Gibt es in Österreich Kläranlagen, die eine eigene Stufe zum Filtern oder zur UV-Bestrahlung von Abwässern haben?

7.    Gibt es ein Monitoring von Kläranlagen nach ihrem Risiko einer Belastung durch Antibiotika bzw. zur Bildung multiresistenten Keime?

8.    Setzen Sie künftig verstärkte Unterstützungsmaßnahmen für den qualitativen Ausbau von Kläranlagen, die einem erhöhten Risiko von Antibiotikabelastungen bzw. multiresistentem Keimbilden ausgesetzt sind?

9.    Das Umweltbundesamt hat 2005 einen Bericht über „Veterinärantibiotika in

Wirtschaftsdünger und Boden“ publiziert. Zusammenfassend wird u.a. festgehalten: „Als wichtigstes Ergebnis dieser Untersuchung sind daher die positiven Funde von Chlortetracyclin und Enrofloxacin und seines Hauptmetaboliten Ciprofloxacin in den Bodenproben herauszustreichen. Beide Wirkstoffe persistieren offensichtlich in der Bodenmatrix und es besteht die Gefahr einer Anreicherung in den obersten Bodenschichten. Auch aus ökotoxikologischer Sicht sind sie kritisch zu betrachten.“ Fünf Jahre später, 2010, wurde in einer weiteren Studie des Umweltbundesamtes zu den „Antibiotika in Biogasanlagen - Abbauverhalten und Einfluss auf die Biogasproduktion“ berichtet: „Arzneimittelwirkstoffe, insbesondere Antibiotika, in der Nutztierhaltung in beachtenswerten Mengen verwendet und finden sich in Wirtschaftsdüngern (Gülle, Jauche, Festmist etc.)  wieder. Werden die Wirtschaftsdünger auf den Boden aufgebracht, können sich diese Substanzen im Boden anreichern. Wirtschaftsdünger werden auch oft in Biogasanlagen eingesetzt, um das bei der Vergärung entstehende Methangas zur Energiegewinnung zu nutzen.“: Was hat ihr Ressort seitdem unternommen, um die Problematik von Veterinär- und Fütterungsantibiotika in der Umwelt in den Griff zu bekommen und deren Vorhandensein zu unterbinden oder zu minimieren?

 

10. In einem Forschungsprojektendbericht aus 2015 zum „Monitoringprogramm von Pharmazeutika und Abwasserindikatoren in Grund- und Trinkwasser“ wird festgestellt: „Die dabei ermittelten Höchstkonzentrationen liegen im Grundwasser im Allgemeinen über den Gehalten im Trinkwasser, jedoch jeweils deutlich unterhalb gesicherter humantoxikologischer Relevanz. Trotzdem sind bei Vorhandensein derartiger Substanzen die Ursachen abzuklären, Eintragsquellen zu identifizieren und Maßnahmen zu setzen, um ihr Auftreten im Trinkwasser zu minimieren oder zu eliminieren.“ Weitere Referenzen zur Problematik der Arzneimittelrückstände in der Umwelt finden sich auf der Homepage des Umweltbundesamtes:

a) Welche Maßnahmen wurden im Zusammenhang mit dieser Problemlage bisher gesetzt?

b)    Gibt es besondere Pläne in Ihrem Ressort oder wurde die Entwicklung von Plänen schon in Auftrag gegeben, um dieser Problemlage allgemein und speziell gerecht zu werden?


11. Werden Methoden wie UV-Desinfektion oder andere Methoden der Desinfektion bei Abwässern auch regelmäßig eingesetzt? Wo in Österreich gibt es „Best Practice“-Beispiele?

12. Wie hoch ist die jährliche Verabreichungsmenge an Antibiotika in der Tierhaltung in Österreich?

13. Kommt in Österreich bei der Behandlung kranker Tiere die sogenannte Herdenbehandlung zur Anwendung?

14. Werden in Österreich Notfallantibiotika wie beispielsweise Colistin in der Tierhaltung verwendet?

15. Wenn ja, welche Menge wird pro Jahr verabreicht?

16. Welche Strategien zur Reduktion von Antibiotika in der Tierhaltung gibt es?

17. Wie hoch ist die jährliche Ausbringungsmenge an Gülle in Österreich?

18. Gibt es aktuelle Untersuchungen und Studien zur Belastung der Gülle mit multiresistenten Erregern (d.h. innerhalb der letzten 5 Jahre)?

19. Wenn ja, unter welchem Titel wurden diese wann, wo und von wem veröffentlicht?

20. Wie häufig wird durchschnittlich ein Masthuhn, ein Schwein oder ein Rind im Laufe seines Lebens (von Geburt bis zur Schlachtung) mit Antibiotika behandelt?

21. Gibt es Studien, nach denen die unterschiedliche Anwendung von Antibiotika im Vergleich zwischen Tierhaltungsbetrieben erhoben wird? Wenn ja, wie ist das Ergebnis?