479/J XXVI. GP

Eingelangt am 14.03.2018
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Sabine Schatz, Thomas Drozda,

Kolleginnen und Kollegen,

an die Bundesministerin für Frauen, Familien und Jugend

betreffend die neonazistische Internetplattform „Metapedia".

Begründung

Metapedia ist eine auf der open-source Wiki-software basierende neonazistische

Online-Enzyklopädie. Sie erschien erstmals 2006 auf Schwedisch und wurde vom mehrfach vorbestraften schwedischen Neonazi Anders Lagerström und seinem Kollegen Lennart Berg gestartet. Heute ist die Plattform auf Daniel Friberg registriert, der einer der wichtigsten Akteure der „Alt-Right"-Bewegung in Europa ist. Friberg arbeitet an einem Netz an Websites, Verlagen und Think Tanks, mit denen er rechtsextreme Propaganda betreibt. Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes ordnet die Seite „dem neonazistischen Spektrum" zu, wie der Standard berichtete.[1] Deutschsprachige Artikel auf Metapedia erschienen erstmals 2007. Mittlerweile ist die deutschsprachige Version auf über 65.000 Artikel angewachsen. Auf der Website ist als Ziel zu lesen: "Metapedia hat einen metapolitischen Zweck, die Mainstream-Debatte, die Kultur und die historische Sichtweise zu beeinflussen."

Gefährlich macht Metapedia, dass es äußerlich Wikipedia stark ähnelt. Während sich Metapedia zum herkömmlichen Wikipedia inhaltlich stark unterscheidet, ähneln sich Aufbau, Schriftbild, Schreibstil und Struktur enorm.


 

Ein Beispiel um den verfassungsfeindlichen Charakter von Metapedia zu verdeutlichen, sei hier angeführt.

Wer den Beitrag zu „Österreich" aufruft, merkt schnell, dass Metapedia Österreich gar nicht als souveränen Staat anerkennt. Es heißt in dem Text: „Die Republik Österreich ist ein deutscher Teilstaat[2]", denn defacto handle „es sich jedoch um ein Besatzungskonstrukt, weil sich die alliierten Siegermächte sehr weitgehende Rechte vorbehalten (u. a. Anschlußverbot"[3].

Auch ist zu lesen, Österreich sei durch "Überfremdung" in seiner "Volkssubstanz" bedroht. Schutzsuchende waren als „Invasoren" bezeichnet[4].

Überfremdung

Ebenso wie in der Bundesrepublik Deutschland sind die Deutschen in der Bundesrepublik Österreich durch fremdländische Einwanderung (— Überfremdung) - insbesondere durch Zuwanderer türkischer und arabischer Herkunft - in ihrer Volkssubstanz bedroht.

Abbildung 1 / Quelle: http://de.metapedia.org/wiki/Republik_%C3%96sterreich (abgerufen am 1. März 2018)

Metapedia strotzt vor antisemitischen Einträgen, etwa jener zu einer „jüdischen Rasse", der mit folgender widerlichen Grafik bebildert ist:

Eine bildliche Darstellung

Darstellung der Rassenmischung der Juden in .Das Judentum. seine blutsgebundene Wesensart in Vergangenheit und Gegenwart"'

Abbildung 2 I Quelle: http://de.metapedia.org/wiki/J%C3%BCdische_Rasse (abgerufen am 6. März 2018)

Auf der Seite "Juden" können angebliche "leibliche" wie "charakterliche" Merkmale von „Juden" nachgelesen werden.

Die überwiegende Mehrheit der Juden ist kurzköpfig, neigt aber eher zur Mitteiköpfigkeit (ca. 50 %). Die Lippen sind meist wulstiger als bei den abendländischen Völkern. Die Unterlippe hängt dabei sehr oft über. Oft erscheinen beide Augenlider wie verdickt und das Oberlid wirkt besonders schwer. So würde der verstohlene Blick“ entstehen, der oft als sinnlich-brütend oder lauernd gedeutet wird. Das Gesicht trägt so den Ausdruck von Müdig- bzw. Schläfrigkeit und Anspannung. Die Kennzeichnung des „jüdischen Blickes“ deutet Hans F. K. Günther nicht als eine Schilderung leiblicher Merkmale, sondern zu einer des seelischen Ausdrucks. Der populäre englische Anthropologe John Beddoe spricht von einem „Ausdruck nachdenklicher Weichheit mit einem Anflug von Bedauern oder gelegentlich von Ängstlichkeit"[42]

Im jüdischen Volk scheinen fleischige Ohrmuscheln häufiger zu sein[39] Die besonders bei Männern anzutreffenden großen Ohren, die besonders stark im Kindesalter abstehen, wurden neben der „Judennase“ (auch „6er-Nase“ genannt) zu den typischen jüdischen Rassemerkmalen erhoben.

Die „Judennase" ist weltweit das bekannteste rassische Merkmal der Juden, obwohl diese bei den Juden seltener auftritt, als gemeinhin bekannt.[43] Der jüdische Forscher Joseph Jacobs charakterisierte eine hakenförmige, nach unten gebogene Nasenspitze und und aufwärtsgezogene Nasenflügel.[44] So entstehe, von der Seite aus gesehen, die Gestalt einer 6 mit nach oben verlängertem Strich. Auch Mischlinge oder als solche untypischen Juden würden eine kennzeichnende weiche Gestaltung der Nasenflügel haben. Diese Judennase ähnelt stark der Nase der Vorderasiatische Rasse. Daher ähnelt sie auch der Nase der Dinarischen Rasse. Während die dinarische Nase mehr aus dem Gesicht herausspringt, hängt die vorderasiatische Nase mehr heraus. Bei den Ostjuden tritt die Judennase selten auf.

Abbildung 3 I Quelle: http://de.metapedia.org/wiki/Juden (abgerufen am 6. März 2018)


Der Holocaust wird extrem: verharmlost "Die jüdische Weltbevölkerung blieb zwischen 1930 und 1947 in etwa konstant. Demnach kann die Zahl der sogenannten Holocaust-Opfer nicht größer gewesen sein als das hypothetische Bevölkerungswachstum während dieses Zeitraumes."[5]

 

Als Quellennachweise gibt Metapedia neben nationalsozialistischen Propagandawerken auch „Literaturtipps" von bekannten Rechtsextremen und Links zu Online-Portalen der neuen Rechten an.

Für österreichische NutzerInnen ist zusätzlich besonders gefährlich, dass Metapedia in den Ergebnissen der Suchmaschinen relativ weit vorne unter den Suchergebnissen gelistet wird. Anders als in Österreich scheint Metapedia in Deutschland bei großen Suchmaschinen wie Google und nicht mehr auf. Die deutsche Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien[6] hat Metapedia in die Liste jugendgefährdender Medien aufgenommen. Die großen deutschen Suchmaschinenanbieter haben sich verpflichtet, Webseiten, die auf dieser Liste stehen, nicht in den Suchergebnissen anzuzeigen. Eine solche bundesweite Jugendschutzbehörde gibt es in Österreich nicht. Medienberichten zufolge gebe es keine großen Bestrebungen der österreichischen Behörden, die Seite und deren Betreiber zu rechtlich verfolgen?[7]

Die unterzeichnenden Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

1.     Welche Maßnahmen hat die Ministerin bisher gesetzt, um Jugendliche vor rechtsextremen Inhalten im Internet zu schützen? Bitte um detaillierte Ausführungen.

2.      Welche Maßnahmen plant die Ministerin, um Jugendliche vor rechtsextremen, neonazistischen Inhalten zu schützen? Bitte um detaillierte Ausführungen.

3.      Liegt dem Ministerium seitens Expertinnen eine Einschätzung zum Ausmaß des Gefährdungspotentials von Rechtsextremismus im Internet für Jugendliche

vor?

a.      Wenn ja, wie sieht diese aus? Was sind ihre Handlungsableitungen?

b.      Wenn nein, die plant der Minister, eine solche ExpertInnenmeinung einzuholen?

4.      Wurden seitens der Ministerin bisher Gespräche mit Unternehmen, die Internetsuchmaschinen betreiben, geführt, um wie in Deutschland zu verhindern, dass Metapedia weiter gelistet wird?

2.1.            Wenn ja, was wurde besprochen?

2.2.            Wenn nein, warum nicht? Ist dies geplant?

3.      Wurden seitens der Ministerin bisher Gespräche mit Unternehmen, die Internetsuchmaschinen betreiben, geführt, um wie in Deutschland zu verhindern, dass neonazistische Internetseiten nicht weiter gelistet werden?

3.1.            Wenn ja, was wurde besprochen?

3.2.            Wenn nein, warum nicht? Ist dies geplant?

4.      Wann wurde die Zusammenarbeit mit der Initiative „Safer Internet" zum letzten Mal evaluiert?

4.1.            Zu welchen Ergebnissen ist die Evaluation gekommen?

4.2.            Wenn bisher keine Evaluation stattgefunden hat, warum nicht?

4.3.            Ist geplant, das Thema Rechtsextremismus in die Zusammenarbeit mit „Safer Internet" angesichts aktueller Vorkommnisse stärker einfließen zu lassen?

5.      Wie oft wurde die Medien-Jugend-Info (MJI) des BMFJ seit seiner Einrichtung für Workshops und Seminaren für Jugendliche und Erziehende im Bereich Medienkompetenz bisher angefordert? (Bitte um Aufschlüsselung nach

Workshop/Seminartitel, Kalendermonat, Typ des Einsatzortes, Alter der Zielgruppe und Bezirk)?

5.1.           Werden im Rahmen des Workshops der Medien-Jugend-Info (MJI) des BMFJ auch Themen zur Rechtsextremismusprävention angeboten?

5.1.1.      Wenn nein, warum nicht



[1] https://derstandard.at/200003023Q332/Wer-Republik-Oesterreich-gooeelt-landet-auf-Nazi-Seite. abgerufen am 5. März 2018

[2]http://de.metapedia.org/wiki/Republik %C3%96sterreich, abgerufen am 1. März 2018

[3]ebenda

[4]ebenda

[5] http://de.metapedia.org/wiki/Juden, abgerufen am 6. März 2018

[6] http://www.bundespruefstelle.de/, abgerufen am 1. März 2018

[7] https://www.vice.com/de at/article/xdp8vk/ein-lexikon-fuer-nazis-456, abgerufen am 5. März 2018