779/J XXVI. GP

Eingelangt am 09.05.2018
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Anfrage

 

 

der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz

betreffend Ermittlungstätigkeit der Staatsanwaltschaft in zahlreichen Causen rund um Beschaffungsvorgänge und Immobilientransaktionen des BMI sowie dem BMI unterstellter Fonds

 

Im Zuge der politischen und öffentlichen Debatte zum bevorstehenden Untersuchungsausschuss zum Bundesministerium für Inneres, ausgelöst durch die "Causa BVT", wurde einmal mehr offensichtlich, wie viele ungeklärte Fragen rund um diverse Vorgänge innerhalb des BMI nach wie vor bestehen. Dies betrifft nicht nur, aber vor allem, zahlreiche Beschaffungsvorgänge der vergangenen Jahre, in denen Ermittungsverfahren der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) eingeleitet wurden. Manche dieser Verfahren sind dem Vernehmen nach mittlerweile eingestellt oder anderweitig beendet, andere ziehen sich ungewöhnlich lange hin. Darin könnte ein Indiz für Überlastung bzw. personelle Unterausstattung der WKStA liegen. Ihre ausreichende personelle Ausstattung, Fachkompetenz und Unabhängigkeit von der Politik ist jedoch zwingend notwendig und muss langfristig gesichert sein.
Als eine der wesentlichen Erkenntnisse des HYPO-Untersuchungsausschusses kann angeführt werden, dass das Vorgehen der österreichischen Justiz in Causen mit Involvierung hochrangiger AmtsträgerInnen nicht immer frei vom teils sehr starkem Anschein bewusster Verzögerung und parteiischen Vorgehens ist.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

 

1.    Unter welcher Aktenzahl wurde jeweils seit wann gegen jeweils wie viele Personen wegen jeweils welcher Delikte ein Ermittlungsverfahren in den folgenden Causen eingeleitet?

a. Verkauf einer Liegenschaft des Stadterweiterungsfonds am Heumarkt/Lothringerstraße in Wien
b. Verkauf einer Liegenschaft des Stadterweiterungsfonds an der Mölkerbastei in Wien
c. Ankauf/Verkauf einer Liegenschaft in Eberau
d. Verkauf von Wohnungen des Integrationsfonds in Wien
e. Anmietung des Hauptsitzes des Integrationsfonds
f. Vergabe des Betriebs des Flüchtlingszentrums Vordernberg/Leoben
g. Renovierung des Palais Kaunitz in Laxenburg
h. Vergabe Behördenfunktnetz Adonis/Tetron
i.  Vergabe Eurocopter
j.  Vergabe von IMSI-Catchern des Herstellers Rohde & Schwarz im BMI
k. Vergabe von Ausweisprojekten an die Österreichische Staatsdruckerei GmbH bzw. an youniqx Identity AG
l. Vergabe von IT-Projekten an die rubicon IT GmbH


2.    In welchen der genannten Causen gab oder gibt es Kronzeugen?

3.    In welchem Verfahrensstadium befinden sich die jeweiligen Ermittlungen?
Es wird um Aufgliederung in eingestellte Ermittlungsverfahren unter Nennung des jeweiligen Einstellungsgrundes sowie anderweitig beendete Verfahren unter Nennung des Beendigungsgrundes sowie Verfahren gebeten, die in einer Anklage mündeten, wobei im Falle von Anklagen um Angabe der angeklagten Delikte ersucht wird.

4.    Wie viele Tage während laufendem Ermittlungsverfahren befand sich der jeweilige Akt
a. bei SachbearbeiterInnen
b. bei GruppenleiterInnen
c. bei der Leitung der WKStA
d. bei der OStA
e. im Justizministerium?

5.    Wie viele Besprechungen gab es im jeweiligen Ermittlungsverfahren jeweils wann? Es wird darum ersucht, jeweils auch das Datum des Beginns des Verfahrens anzuführen.
a. innerhalb der StA
b. mit der OStA
c. mit dem Justizministerium?

6.    Falls es vor der Einstellung oder Anklageerhebung Berichte in der Weisungskette gab, wie viele gab es jeweils zu jeweils welchem Zeitpunkt und welchem Zweck diente der jeweilige Bericht?

7.    In welchen der zu den unter "1." genannten Causen eingeleiteten Verfahren wurden jeweils wie viele Haftanträge gestellt?

8.    Wie viele Haftanträge wurden in den Jahren 2015, 2016 und 2017 bei der StA Wien bearbeitet, wie viele Haftanträge in diesen Jahren bei der WKStA?


9.    Wie vielen SachbearbeiterInnen, die Haftanträge bearbeiten, gab es in den Jahren 2015, 2016 und 2017 bei der StA Wien, wie viele bei der WKStA?