881/J XXVI. GP

Eingelangt am 17.05.2018
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Petra Bayr, Genossinnen und Genossen

an die Bundesministerin für Europa, Integration und Äußeres

betreffend das Umsetzen der Empfehlungen des OECD DAC Mid-Term Reviews

Alle fünf Jahre wird die österreichische Entwicklungspolitik samt deren Umsetzung im Peer Review Verfahren des Development Assistance Committee (DAC) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) überprüft[1]. Vor einem Jahr, im April 2017, fand ein Mid-Term Review statt, bei dem es um die Umsetzung der Empfehlungen aus dem Jahr 2015 ging. Bei ihrem Besuch in Wien trafen zwei Mitarbeiterinnen der OECD VertreterInnen des Aussenministeriums, der Austrian Development Agency, des Finanzministeriums, des Innenministeriums, Abgeordnete zum Nationalrat sowie VertreterInnen von entwicklungspolitischen NGOs.

Der Besuch war inhaltlich von diesen drei Ereignissen dominiert:

       Erhöhte Anzahl an Asylanträgen seit 2015

       Das kürzlich ausgearbeitete Drei-Jahres-Programm für die Jahre 2016 - 2018

       Umsetzen der Agenda 2030 und Resultatsorientierung der OEZA

Im Vergleich zu anderen mitteleuropäischen Ländern ist Österreich in der Umsetzung der Empfehlungen der Peer Reviews wenig ambitioniert. Laut OECD hat Österreich lediglich 7 Prozent der Empfehlungen aus dem Jahr 2009, in dem der vorletzte Peer Review veröffentlich wurde, umgesetzt. 73 Prozent der Empfehlungen wurden teilweise, 20 Prozent nicht umgesetzt. Dänemark hat beispielhaft 47 Prozent, Finnland 31 Prozent und Italien 18 Prozent der Empfehlungen umgesetzt. Bis zum nächsten Prüfverfahren 2019 hat Österreich noch zwei Jahre Zeit, um die im jüngsten Peer Review ausgesprochenen Empfehlungen (teilweise) umzusetzen.

Der Bericht zum Mid-Term Review ist auf der Website der OECD zu finden:            http://www.oecd.org/dac/peer-reviews/Mid-Term-Review-Austria-2017.pdf

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an die Bundesministerin für Europa, Integration und Äußeres folgende

Anfrage:

Least Developed Countries - LDCs

1.     Welche Maßnahmen treffen Sie, um die Empfehlung des DAC Peer Review 2015 und des DAC Mid-Term Review umzusetzen, sodass der Anteil an ODA an die ärmsten Länder wieder signifikant steigt?

Diese Frage bezieht sich auf den Absatz „failing aid allocations to least developed countries“ aus dem Mid-Term Review und die DAC Peer Review Empfehlung 3.3. aus dem Jahr 2015:

 

“Austria should reverse the decline in the share of its ODA allocated to the LDCs, in keeping with its commitment to poverty reduction. ”

Der Mid-Term Review 2017 stellt dazu fest: “White this downward trend on allocations to the poorest countries was due largely to Austria’s increasing share of in donor refugee costs and increase in allocations for migration management programmes in Europe and the MENA region, Austria has regressed on the DAC’s 2015 recommendation to reverse the decline in the share of its ODA allocated to the LDCs in keeping with its commitment to poverty reduction. ”

Realistisches Prognoseszenario

2.     Hat der Pariser Club eine Entschuldung des Sudans in den kommenden Jahren in Aussicht gestellt?

Wenn nicht:

3.     Warum missachtet ihr Ressort die Empfehlung des DAC Peer Reviews in den ODA- Prognoseszenarien?

4.     Wann werden Sie eine realistische, verbindliche ODA Planung - entsprechend den DAC Peer Review Empfehlungen vorlegen?

Das 0,7% Ziel ist mit dem Budgetbeschluss 2018/2019 - entgegen aller internationaler Zusagen und Empfehlungen in weite Ferne gerückt. Auch die Entschuldung des Sudans mit rund 1,6 Milliarden Euro findet sich entgegen aller internationaler Empfehlungen wieder im Prognoseszenario in der EZA Beilage It. § 42 Abs. 4 BHG 2013.

Der Peer Review 2015 enthält dazu die Empfehlung 3.1.:

“Austria should deliver on its commitment to develop a realistic time-bound roadmap to increase ODA in order to make progress towards meeting the 0.7% ODA/GNI target.

Karen Jorgensen, die Leiterin des Mid-Term Reviews, kommentiert die Reaktion Österreichs seit dem DAC Peer Review im Jahr 2015 folgendermaßen im Bericht:

„In 2015, the DAC recommended that Austria develop a realistic, time-bound roadmap for scaling up ODA. (...) The previous review also raised concerns about Austria’s inclusion of debt relief in financial forecasts prior to agreement in the Paris Club, which has inflated aid projections and undermined credibility and predictability for partners in the past. Austria’s most recent forecast does not include debt reduction for Sudan in 2017 in line with current practice from other members. Nevertheless, I noted this had been included from 2018. As a result, I encouraged Austria to continue to review its long -term approach to debt relief. ”

 

Aid Effectiveness

5.     Welche Maßnahmen hat Ihr Ressort seit der Empfehlung des DAC Peer Review im Jahr 2015 “Austria should reverse the decline in the share of its aid that is untied, bearing in mind the Accra and Busan commitments.” und seit dem Mid-Term Review unternommen, um dieser nachzukommen?

6.     Welche Maßnahmen planen Sie für die Periode des in Ausarbeitung befindlichen 3 Jahres-Programmes, um den Anteil an tied aid zu reduzieren?

Österreich hat traditionell im internationalen Vergleich einen hohen Anteil an tied aid. Der Mid- Term Review rät abermals, diesen zu reduzieren:

“In its last review, the DAC recommended Austria should reverse the decline in the share of its aid that is untied, bearing in mind the Accra and Busan commitments. I was encouraged to hear that the recent decision to double the Austrian Development Agency’s operational budget, which is largely untied, should help to reverse this trend. We also discussed that Austria could review the effectiveness of some components of its tied aid Programme and re- examine reporting of the tying status of aid to and through Austrian NGOs. ”

SDGs und Resultatsorientierung

7.     Welche Maßnahmen hat Ihr Ressort getroffen, um die Resultatsorientierung im in Ausarbeitung befindlichen 3 Jahres-Programm öffentlich nachvollziehbar zu machen?

Der Mid-Term Review greift das Thema der Resultatsorientierung folgendermaßen auf:

“(...) the next Programme might also clarify how different actors in Austria’s development co­operation are responsible for delivering specific areas of the Programme (the 3 years Programme). (...) the ministry has introduced biannual self-assessments with SDG-aligned indicators and is designing country level results frameworks to strengthen links between the programme-level and decision-making processes. In parallel, the Austrian Development Agency has developed Standard indicators based on the SDGs for monitoring progress across its bilateral programmes and to better link results to decision-making.

8.     Welche weiterführenden Maßnahmen sind künftig zur Festigung der Resultatsorientierung geplant?

Personalstrategie

9.     Hat es seit dem Mid-Term Review Schritte gegeben, um eine Personalstrategie auszuarbeiten?

Die Empfehlung 4.2. aus dem Peer Review 2015 spricht die Notwendigkeit an, eine Personalstrategie zu entwickeln:

„Austria needs to develop a staff development strategy to ensure that it has the competence and expertise to engage in and deliver quality aid in its priority partner countries.”

Aus der Beobachtung des Mid-Term Reviews ist zu schließen, dass es diesbezüglich zwischen 2015 und 2017 keine (erfolgreichen) Aktivitäten im BMEIA gegeben hat:

“I reminded Austria that a more joined-up approach to building expertise for development co­operation, including for interior ministry staff who manage in-donor refugee costs, could help

Austria to ensure it had the right skills in the right places while increasing understanding of Austria’s development co-operation objectives across the entire system.”

10.   Erachtet ihr Ressort diese Empfehlung als sinnvoll?

a.    Wenn ja, wie ist der Zeitplan, um die Empfehlung umzusetzen?

b.    Wenn nein, warum nicht?

c.     Wenn nein, wann werden Resultate veröffentlich werden?

Transparenz und Resultate

11.  Hat Ihr Ressort 2018 bereits erste Resultate veröffentlicht?

a.    Wenn ja, wo sind diese zu finden?

b.    Wenn nein, warum wurden keine Resultate veröffentlicht?

Der Mid-Term Review fordert abermals mehr Transparenz in der Kommunikation und Transparenz über die Resultate der OEZA:

„According to the 2016 monitoring report of the Global Partnership for effective Development Co-operation, Austria’s performance on transparency remains poor, with Information on forward spending plans decreasing. During our discussions, I welcomed Austria’s commitment to publish Information on results from 2018 and urged Austria to work towards a more strategic system-wide approach to communicating development results, as recommended by the DAC in the last review. I also noted that current efforts to develop a national implementation plan for the SDGs could also provide a good entry point for increasing public Information about international development co-operation.

12.  Wann wird der angesprochene Plan zur Implementierung der SDGs ausgearbeitet?

13.  Welche Stakeholder werden in die Umsetzung des Planes involviert sein?

14.  In welcher Form wird die Evaluierung der SDG-Implementierung durchgeführt werden?

Humanitäre Hilfe

15.  Besteht in Ihrem Ressort die Bereitschaft, die wenigen zur Verfügung stehenden Mittel für humanitäre Hilfe aus dem Auslandskatastrophenfonds (AKF) strategisch nach den Gesichtspunkten: i) Krisen/Katastrophen in den Schwerpunktländern der OEZA, ii) vergessene/eingefrorene Krise und iii) sonstige unerwartete Katastrophen einzusetzen?

a.    Wenn ja, wie soll die strategische Vergabe der AKF-Mittel umgesetzt werden?

b.    Wenn nein, warum nicht?

Der Peer Review spricht sich in der Empfehlung 7.1. für ein strategisches Vorgehen in der Vergabe der Mittel für Humanitäre Hilfe aus:

“Austria should reflect on its humanitarian achievements, and develop a strategic focus and allocation criteria for its humanitarian Programme, in order to increase predictability, facilitate performance monitoring, and to raise its profile on the international stage. ”

 

 

 

Die Prüferin Karen Jorgensen greift diese Empfehlung im Mid-Term Review folgendermaßen auf:

“The 2015 review was critical of the lack of clear criteria to guide humanitarian allocations. To improve alignment between the strategic focus of Austria’s Programme and humanitarian funding decisions, the current three-year Programme includes, for the first time, a substantive chapter on humanitarian aid with thematic priorities defined. However, this strategy does not yet set out a rationale for increased humanitarian spending in countries of origin, transit and destination.”

Allgemeine Fragen

16.  Welchen Stellenwert haben DAC Peer Reviews bei der Erarbeitung des künftigen Dreijahresprogramms?

17.  Wie werden die Empfehlungen des DAC Peer Reviews 2015 und des Mid-Term Reviews 2017 in das künftige Dreijahresprogramm einfließen?

18.  Nachdem zahlreiche Leitungsfunktionen in der Sektion VII des BMEIA neu besetzt wurden: Wie stellen Sie sicher, dass die Empfehlungen des DAC bei der Erstellung neuer Strategien und Programme berücksichtigt werden?

19.  Gibt es einen organisationsinternen einheitlichen Prozess, der in der Umsetzung der Empfehlungen eingehalten wird?

a.    Wenn ja, wie sieht dieser aus?

b.    Welche Einheiten werden zu welchem Zweck und Zeitpunkt im Prozess befasst?

c.     Wenn nein, wie sonst kommt Ihr Ressort in Kooperation mit der Austrian Development Agency den Empfehlungen nach.

20.  Wie bindet das BMEIA im Sinne von Politikkohärenz für nachhaltige Entwicklung andere Ressorts in die Umsetzung der Peer Review bzw. der Mid-Term Review Empfehlungen ein?

21.  Vor den Prüfungen 2004 und 2009 hat wurden 15.000[2] bzw. 20.000 Euro[3] an das DAC für das Ausarbeiten des Peer Reviews zur Verfügung gestellt. Wurde des DAC für die Prüfung 2015 auch finanziell unterstützt?

a. Wenn ja, in welchem Ausmaß?



[1] Alle Berichte finden sich auch der Seite des DAC: http://www.oecd.org/dac/peer-reviews/peer- review-austria.htm

[2] http://www.entwicklung.at/projekte/detail/project/show/oecd-peer-review-of-austria-2004/

[3] http://www.entwickluna.at/proiekte/detail/proiect/show/oecd-dac-peer-review-austria-2008/