901/J XXVI. GP

Eingelangt am 17.05.2018
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Anfrage

der Abgeordneten Ing. Markus Vogl Genossinnen und Genossen

an die Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz Beate Hartinger-Klein

betreffend multiresistente Erreger

Auf Grund der Anfragebeantwortung 389/AB vom 30.4.2018 zu 387/J (XXVI.GP) besteht weiterer Bedarf, die Thematik betreffend multiresistente Keime näher zu beleuchten.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an die Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz folgende

Anfrage

1.    Das Umweltbundesamt hat 2005 einen Bericht über "Veterinärantibiotika in Wirtschaftsdünger und Boden" publiziert. Zusammenfassend wird u.a. festgehalten: "Als wichtigstes Ergebnis dieser Untersuchung sind daher die positiven Funde von Chlortetracyclin und Enrofloxacin und seines Hauptmetaboliten Ciprofloxacin in den Bodenproben herauszustreichen. Beide Wirkstoffe persistieren offensichtlich in der Bodenmatrix und es besteht die Gefahr einer Anreicherung in den obersten Bodenschichten. Auch aus ökotoxikologischer Sicht sind sie kritisch zu betrachten." Fünf Jahre später, 2010, wurde in einer weiteren Studie des Umweltbundesamtes zu den "Antibiotika in Biogasanlagen - Abbauverhalten und Einfluss auf die Biogasproduktion" berichtet: "Arzneimittelwirkstoffe, insbesondere Antibiotika, in der Nutztierhaltung in beachtenswerten Mengen verwendet und finden sich in Wirtschaftsdüngern (Gülle, Jauche, Festmist etc.) wieder. Werden die Wirtschaftsdünger auf den Boden aufgebracht, können sich diese Substanzen im Boden anreichern. Wirtschaftsdünger werden auch oft in Biogasanlagen eingesetzt, um das bei der Vergärung entstehende Methangas zur Energiegewinnung zu nutzen.": Was hat ihr Ressort seitdem unternommen, um die Problematik von Veterinär- und Fütterungsantibiotika in der Umwelt in den Griff zu bekommen und deren Vorhandensein zu unterbinden oder zu minimieren?

2.    In einem Forschungsprojektendbericht aus 2015 zum "Monitoringprogramm von Pharmazeutika und Abwasserindikatoren in Grund- und Trinkwasser" wird festgestellt: "Die dabei ermittelten Höchstkonzentrationen liegen im Grundwasser im Allgemeinen über den Gehalten im Trinkwasser, jedoch jeweils deutlich unterhalb gesicherter humantoxikologischer Relevanz. Trotzdem sind bei Vorhandensein derartiger Substanzen die Ursachen abzuklären, Eintragsquellen zu identifizieren und Maßnahmen zu setzen, um ihr Auftreten im Trinkwasser zu minimieren oder zu eliminieren." Weitere Referenzen zur Problematik der Arzneimittelrückstände in der Umwelt finden sich auf der Homepage des Umweltbundesamtes: Welche Maßnahmen wurden im Zusammenhang mit dieser Problemlage bisher gesetzt?
Gibt es besondere Pläne in Ihrem Ressort oder wurde die Entwicklung von Plänen schon in Auftrag gegeben, um dieser Problemlage allgemein und speziell gerecht zu werden?

3.    Gibt es aktuelle Untersuchungen und Studien zur Belastung der Gülle mit multiresistenten Erregern (d.h. innerhalb der letzten 5 Jahre)? Wenn ja, unter welchem Titel wurden diese wann, wo und von wem veröffentlicht?

4.    Gibt es aktuelle Untersuchungen und Studien zur Belastung der Gülle mit multiresistenten Erregern (d.h. innerhalb der letzten 5 Jahre)? Wenn ja, unter welchem Titel wurden diese wann, wo und von wem veröffentlicht?

5.    Die Wirkstoffgruppen Makrolide, Fluorchinolone und 3. und 4. Generation Cephalosporine werden auf Grund ihres Status als sogenannte Reserveantibiotika für die Humanmedizin, von der WHO als Highest Priority Critically Important Antimicrobials eingestuft. Laut dem Bericht der AGES zu den Antibiotika­Vertriebsmengen in der Veterinärmedizin[1] sind zwar die Mengen dieser Wirkstoffgruppen zurückgegangen, allerdings weisen sie nach wie vor einen hohen Anteil in Relation zur Gesamtmenge aus: Warum werden Wirkstoffgruppen wie Makrolide, Fluorchinolone und 3. und 4. Generation Cephalosporine in der Tierhaltung überhaupt eingesetzt, da sie doch als Reserveantibiotikum in der Humanmedizin gelten?

6.    Wie oft werden sog. Empfindlichkeitstestungen - zur Überprüfung ob das gewählte Antibiotikum wirksam ist - vor Verabreichung durchgeführt?

7.    Wird angedacht, verpflichtende Empfindlichkeitstestungen bei der Verabreichung von Antibiotika einzuführen?

8.    Laut dem „Nationaler Aktionsplan Antibiotikaresistenz“[2] sollen im Jahr 2018 Handlungsanweisungen für „Reserve-Antibiotika“ erarbeitet werden, die ihren Einsatz auf ein unbedingt notweniges Maß reduzieren:

a.      In welchen Anwendungsfällen wollen Sie in Zukunft den Einsatz von Reserve- Antibiotika zulassen?

b.      Welchen Grenzwert wollen Sie hier einziehen?

c.      Wie wird der Einsatz kontrolliert und ggf. sanktioniert?

d.      An welche Sanktionen denken Sie?



[1]

https://www.ages.at/download/0/0/7440f7d446bf88a0e93d4fef38acb5bladl27820/fileadmin/AGES2015/The men/Arzneimittel_Medizinprodukte_Dateien/AB_Mengen_AUT_Bericht_2016.pdf, Seiten 14f

2 https://www.bmgf.gv.at/cms/home/attachments/2/8/3/CH1318/CMS1409577636729/nap-
amr(stand_maerz_2018).pdf,
Seiten 56 ff