1628/J XXVI. GP

Eingelangt am 07.09.2018
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Ing. Maurice Androsch und Dr. Hannes Jarolim, Genossinnen und Genossen
an die Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus

betreffend Handlungsbedarf angesichts des grausamen, internationalen Handels mit Pferdeblut für Schweinezuchten in Österreich und Europa

Im Zuge einer Recherche über Pferdefleischimporte aus Qualproduktion in Übersee sind TierschützerInnen der „Animal Welfare Foundation" auf das Geschäft mit Pferdeblut gestoßen. In Uruguay und Argentinien werden Blutfarmen geführt, wo unter Tierquälerei aus dem Blut trächtiger Stuten ein Hormon produziert wird, weiches in der europäischen Schweinezucht eingesetzt wird. Ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit und die der Fohlenföten wird schwangeren Stuten literweise Blut abgezapft, um aus dem Blutserum das Hormon PMSG (Pregnant Mare Serum Gonadotropin) zu gewinnen, das die Ferkelzucht beschleunigt.

Pferdeblut gilt jeher als wichtiger Rohstoff für die Pharmaindustrie. Die europäischen Ferkelproduzenten setzen dieses Hormon für die Brunstinduktion und -synchronisation von Sauen ein. Die Brunststimulation funktioniert durch die Verabreichung eines PMSG- Präparates an die betreffenden Sauen zum Zweck des Zyklusstartes 24 Stunden nach der Trennung von den Ferkeln. Diese industrielle Folter wird von europäischen Pharmakonzernen angetrieben, die mit Pferdeblut die Massentierhaltung noch beschleunigen wollen. Die Pharmakonzerne verkaufen das Hormon an Viehzüchter, damit diese bei ihren Tieren auf Abruf die Brunst einleiten können.

Noch ein weiterer Aspekt dieser schrecklichen Misshandlungsgeschichte. Trächtige Stuten werden mit Schlägen und Elektroschockern in die Blutentnahmeboxen getrieben und pro Tier würden 10 Liter pro Woche abgenommen werden. Ihnen wird solange Blut abgezapft bis sie anämisch werden und zusammenbrechen. Durch die ständige Blutabnahme erleiden viele Stuten Fehlgeburten und überlebende Stuten, die nicht mehr trächtig werden, werden in EU-zertifizierten Schlachthöfen getötet und ihr Fleisch landet auf unseren Tellern. Und weil nur das Blut trächtiger Stuten wertvoll ist, werden diese vom hohen Blutverlust entkräfteten Tiere zu wiederholten Schwangerschaften und systematischen Abtreibungen gezwungen. Eine gesetzliche Regelung, die den Import des Präparates verbietet, ist längst überfällig. Aufgrund Recherchen des Magazins „Fakt" des MDR kündigte zumindest die Pharmafirma IDT an, PMSG nur mehr aus europäischen Quellen zu beziehen.[1]

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus folgende

Anfrage:

1)      Was unternehmen Sie, Frau Bundesministerin, um den Import von Gütern nach Europa und insbesondere den Einsatz von Produkten in Österreich zu verbieten, wenn diese durch tierquälerische Methoden hergestellt wurden?

2)       Werden Sie, Frau Bundesministerin, Nachforschungen in Auftrag geben, ob das in Gütern enthaltene Hormon PMSG auch in Österreich in Umlauf ist?

3)       Gedenken Sie in der Landwirtschaft Kontrollen durchzuführen, um herauszufinden, ob diverse österreichische Schweinezüchter die genannten PMSG-Präparate verwenden und verwendet haben oder in sonstiger Weise betroffen sind?

4)       Wie kann das Ministerium sicherstellen, dass kein Viehzüchter in Österreich, insbesondere Ferkelproduzenten, seinem Vieh solche aus Pferdeblut produzierten pharmazeutischen Produkte verabreicht hat und künftig verabreichen wird?

5)       Gibt es bis heute Nachweise über die Verwendung derartiger PMSG-Präparate beispielsweise in österreichischen Schweinemastbetrieben bzw. Schweinzuchtbetrieben?

a.       Wenn ja, welche und wo? Und wie oft kommen diese zum Einsatz?

b.       Wenn nein, wieso nicht?

6)       Was macht ein österreichischer Landwirt, wenn der Zyklus eines Tieres in der Nutztierhaltung gestört ist?

7)       Muss der Einsatz von PMSG-Erzeugnissen in Österreich dokumentiert werden?

a.       Wenn ja, in welcher Form?

b.       Wenn nein, warum nicht?

8)       Gedenkt das zuständige Bundesministerium, vor allem auch aus ethischen Gründen, aktiv Maßnahmen in die Wege zu leiten, damit es keine Abnehmer dieses Erzeugnisses in Österreich gibt, welches durch systematische Tierquälerei im Ausland produziert wird?



[1] Vgl. Fakt vom 28.8., MDR.