1722/J XXVI. GP

Eingelangt am 20.09.2018
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

 

 

 

der Abgeordneten Claudia Gamon‚ MSc (WU), Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Bildung‚ Wissenschaft und Forschung

betreffend Genome Editing (CRISPR/Cas9)

 

Genome Editing bezeichnet neue Methoden, die es erlauben, zielgerichtete Eingriffe im Erbmaterial, dem Genom einer Zelle durchzuführen. Zukünftig können damit viele Bereiche der Grundlagenforschung beeinflusst werden und Anwendungen in der Medizin und darüber hinaus möglich werden. Im Moment wird das Genome Editing hauptsächlich im Zusammenhang mit medizinischen Anwendungen diskutiert, aber die Anwendung wird für die Pflanzenzüchtung als vielversprechend gesehen. Insbesondere die Methode CRISPR/Cas9, die genutzt wird, um Gene zielgerichtet zu verändern, steht im Mittelpunkt der wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion. Es geht darum, die Erbinformation zu verändern, in dem mittels CRISPR/Cas9 einzelne DNA-Bausteine ausgetauscht, entnommen oder hinzugefügt werden. In Bezug auf Pflanzenzüchtung ist umstritten, ob CRISPR/Cas9 als eine Form gentechnischer Veränderung zu behandeln ist oder aber als neue Züchtungsmethode. Forschende aus dem Feld fordern eine Gleichbehandlung von Genom-editierten und klassisch gezüchteten Pflanzen. Schwierig ist zudem, dass die editierten Pflanzen nicht unbedingt als solche identifiziert werden können.

Der im Juli 2018 veröffentlichte Entscheid des EuGH wird es in Europa schwieriger machen, neue Technologien in der Pflanzenzucht einzusetzen. Es wurde geurteilt, dass die neuen Pflanzen so zu behandeln sind wie solche, die mit klassischer Gentechnik erzeugt wurden. Das bedeutet für die Technologie, die in den USA, Kanada und vielen anderen Ländern schon ohne entsprechende Auflagen angewandt wird, in Europa das faktische Aus, auch für die Forschung.

Nicht betroffen von diesem Entscheid sind aber vielversprechende medizinische Anwendungen.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende


Anfrage:

 

1.    Können Sie einen Überblick geben, an welchen öffentlich finanzierten Institutionen zum Thema CRISPR/Cas9 geforscht wird und wo hier jeweils die Schwerpunkte der Forschung liegen?

2.    Welche Auswirkungen erwarten Sie durch den Entscheid des EuGH für die Forschung in Österreich?

3.    Seitens der Wissenschaft wird der Vorwurf erhoben, dass die Modernisierung der entsprechenden Richtlinie 2001/18/EG schon überfällig war und nun dieses für die Forschung problematische Urteil deswegen erfolgt wäre. Werden Sie sich auf europäischer Ebene dafür einsetzen, dass hier eine zeitnahe Überarbeitung erfolgt?

4.    Besonders vielversprechend neben der Pflanzenzucht scheint die medizinische Anwendung dieser Technologie zu sein. In welcher Form ist hier das Ressort eingebunden und welche Regulative kommen hier zur Anwendung?

5.    Wie ist die Position des Ressorts zu den neuen Möglichkeiten des Genome Editing?

6.    Wie ist die Zusammenarbeit des Ressorts mit der Bioethikkommission ausgestaltet und wurde diese schon mit dem Thema Genome Editing befasst und wenn ja: was sind die Ergebnisse?