2249/J XXVI. GP

Eingelangt am 08.11.2018
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

des Abgeordneten Bruno Rossmann, Freundinnen und Freunde

an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort

betreffend Ursachen für den Fachkräftemangel

BEGRÜNDUNG

Der Fachkräftemangel findet sich weit oben auf der Agenda der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, und das ist gut so. Eine von Seiten der Bundesministerin auch in den letzten Wirtschaftsausschüssen immer wieder angekündigte Antwort auf den Fachkräftemangel ist die Aufwertung der Lehre. Die im Bericht zur Situation der Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung in Österreich (171 d.B.) zu findenden Zahlen und Empfehlungen unterstützen diesen Zugang.

Dennoch verdient auch das bereits bestehende Fachkräftepotenzial eine tiefergehende Betrachtung, insbesondere in Bezug auf das Problem des Mismatch in seinen unterschiedlichen Dimensionen. Unter Mismatch wird im Weiteren verstanden, dass den offenen Stellen durchaus Arbeitssuchende gegenüberstehen, jedoch die gegenseitigen Anforderungen nicht ausreichend erfüllt werden. Bezüglich qualitativem Mismatch, welches u.a. auch durch die Aufwertung der Lehre adressiert wird, beschränkt sich die Problemstellung nicht nur auf den Umstand, dass das von einem Unternehmen abrufbare Arbeitsangebot die dringend geforderten Qualifikationen vermissen lässt. Es wurzelt auch in dem vorgelagerten Umstand, dass sich Fachkräfte für eine Beschäftigung abseits ihrer fachlichen Ausbildung entscheiden. Bei der Diskussion von lokalem Mismatch - d.h. wenn verfügbare Fachkräfte und offene Stellen örtlich auseinanderfallen - ist zu bedenken, dass die Entscheidung über die Annahme eines Anstellungsverhältnisses stets von den damit verbundenen Opportunitätskosten abhängt. Diese Opportunitätskosten sind nicht nur durch die gemäß Regierungsprogramm von Kürzungen bedrohten Sozialleistungen determiniert. In die Opportunitätskosten fließen alle Facetten der der Fachkraft alternativ zur fachlich adäquaten Jobannahme verfügbaren Optionen ein. Darunter fallen auch dem Heimatort nähere Beschäftigungen abseits der fachlichen Ausbildung sowie das aus einer solchen Beschäftigung erzielbare Einkommen.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

Im Weiteren werden unter Fachkräften zumindest all jene Personen im erwerbsfähigen Alter verstanden, welche eine abgeschlossene Lehrausbildung oder einen Abschluss an einer (berufsbildenden) höheren Bildungseinrichtung vorweisen - unabhängig davon, ob die angeeigneten Kenntnisse und Fertigkeiten in der gegenwärtigen Beschäftigung zur Anwendung gelangen. Bitte um Berücksichtigung dieses Begriffsverständnisses und bei Bedarf um Detaillierung der der Beantwortung zugrundeliegenden Definition einer Fachkraft.

1.    Wie viele Fachkräfte gelten in Österreich aktuell als arbeitslos?

2.    Wie viele Fachkräfte sind am österreichischen Arbeitsmarkt aktuell in Beschäftigung?

3.    Wie viele Fachkräfte sind in Österreich in einem Beruf abseits ihrer eigentlichen fachlichen Ausbildung tätig? (Bitte um separate Angabe für unterschiedliche      (Lehr-)Ausbildungen und/oder Qualifikationen.)

4.    Worin liegen die Ursachen der vermeintlich ineffizienten Allokation der in Frage 3 adressierten Fachkräfte?

5.    Welcher Anteil der in Frage 3 adressierten Fachkräfte arbeitet in Berufen, welche formal niedrigere Qualifikationen erfordern, als die von den Fachkräften vorgewiesenen? (Bitte um separate Angabe für unterschiedliche (Lehr-) Ausbildungen und/oder Qualifikationen.)

6.    Worin liegen die Ursachen der vermeintlich ineffizienten Allokation der in Frage 5 adressierten Fachkräfte?

7.    Welcher Anteil der in Frage 3 adressierten Fachkräfte arbeitet bei Großunternehmen (mit zumindest 250 Beschäftigten)? (Bitte um separate Angabe für unterschiedliche (Lehr-)Ausbildungen und/oder Qualifikationen.)

8.    Zu welchem Anteil gelangen die in Frage 7 adressierten Arbeitgeber in den Genuss direkter oder indirekter Förderungen der öffentlichen Hand? (Bitte um separate Angabe für unterschiedliche (Lehr-)Ausbildungen und/oder Qualifikationen.)

9.    Welcher Anteil der in Frage 3 adressierten Fachkräfte bezieht in der aktuellen Tätigkeit ein höheres Einkommen als durchschnittlich bei Ausübung der fachlichen Ausbildung zu erwarten wäre? (Bitte um separate Angabe für unterschiedliche   (Lehr-)Ausbildungen und/oder Qualifikationen.)

10.  Worin liegen die Ursachen der vermeintlich ineffizienten Allokation der in Frage 9 adressierten Fachkräfte?

11.  Wie groß ist die Überschneidung der in Frage 5 und Frage 9 adressierten Fachkräfte?

12.  Wie groß ist die Überschneidung der bei in Frage 8 adressierten Arbeitgebern beschäftigten und der in Frage 9 adressierten Fachkräfte?

13.  Welche Maßnahmen sind angedacht, um den in den Fragen 4, 6 und 10 erfragten Ursachen künftig zu begegnen?

14.  Welcher Anteil der in Frage 3 adressierten oder arbeitslosen Fachkräfte lässt sich auf lokales Mismatch zurückführen? (Bitte um separate Angabe für unterschiedliche (Lehr-)Ausbildungen und/oder Qualifikationen.)

15.  Wie groß ist die Überschneidung der in Frage 5 und Frage 14 adressierten Fachkräfte?

16.  Wie groß ist die Überschneidung der in Frage 9 und Frage 14 adressierten Fachkräfte?

17.  Wie groß ist die Überschneidung der in Frage 5, Frage 9 und Frage 14 adressierten Fachkräfte?

18.  Wie viele in Österreich ausgebildete Fachkräfte stehen dem österreichischen Arbeitsmarkt aktuell nicht (mehr) zur Verfügung?

19.  Aus welchen Gründen entscheiden die in Frage 18 adressierten Fachkräfte, sich dem österreichischen Arbeitsmarkt zu entziehen? (Bitte um separate Angabe für unterschiedliche (Lehr-)Ausbildungen und/oder Qualifikationen samt quantitativem Effekt der angeführten Gründe.)