2591/J XXVI. GP

Eingelangt am 11.01.2019
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

der Abgeordneten Daniela Holzinger, Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz

betreffend „Jugendliche pflegen Angehörige"

„Young Carers" sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die einen Teil oder die ganze Pflege eines/einer nahen Angehörigen übernehmen müssen. Oft leben dabei die Eltern getrennt oder der gesunde Elternteil ist vollzeitbeschäftigt oder sie leisten diese Unterstützung aus finanziellen Gründen - und weil es ohne sie eben nicht geht.

In Österreich übernehmen rund 40.000 Kinder und Jugendliche einen Teil der oder die ganze Pflege ihrer Angehörigen. Das bedeutet konkret: bei der täglichen Körperpflege unterstützen, Medikamente richten, beim An- und Ausziehen helfen, Essen machen und geben, Verbände wechseln, aber auch und vor allem den moralischen und emotionalen Beistand leisten, der für die zu Pflegenden dringend notwendig ist.

Die körperliche, aber auch die psychische Entwicklung leiden unter solch einer Belastung. Kopfschmerzen, Rückenbeschwerden und Müdigkeit, sowie psychosomatische Erkrankungen kommen vor, oftmals, weil das Immunsystem durch die psychische Bewältigung der Situation geschwächt ist. All dies sind entwicklungsschädigende Tatsachen. Ohne engmaschige Begleitung von außen sind negative Ausnahmesituationen der Alltag - statt einer unbeschwerten Kindheit und Jugend. Dies geht aus einer vom Gesundheitsministerium durchgeführten Studie hervor, die 2015 veröffentlich worden ist (Quelle:

http://www.studienreihe.at/cms/Z02/Z02_2.a/1342558553555/bisherige-studien/studien- einzelband-uebersicht/band-19-kinder-und-jugendliche-als-pflegende-angehoerige).

Die Johanniter haben zur Unterstützung für betroffene Kinder und Jugendliche das Projekt „superhands" ins Leben gerufen (Quelle: https://www.superhands.at/). Damit bieten sie Hilfe und Rat per Telefon oder Online an. Doch laut einer von den Johannitern im Frühjahr 2018 über das Meinungsforschungsinstitut Integral durchgeführten Umfrage nehmen 35% der Kinder und Jugendlichen gar keine Hilfe von außen in Anspruch. Aus Scham, weil finanzielle Mittel oder einfach die Informationen fehlen.

Hinter den rund 40.000 Kindern und Jugendlichen stehen 40.000 Pflegefälle - Kurz- und Langzeit. Die Arbeit leisten die Kinder und Jugendlichen unentgeltlich. Sie zahlen sogar noch drauf, mit ihrer Kindheit, mit ihrer Jugend - mit ihrer psychischen und physischen Gesundheit. Diese Erfahrung prägt sie ein Leben lang. Durch die steigende Lebenserwartung und den hohen Personalmangel im Pflegebereich werden - so die Befürchtung - in Zukunft immer mehr Kinder und Jugendliche Angehörige pflegen und unterstützen müssen. Wenn die Politik nicht handelt.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher die folgende

Anfrage

1.       In welcher Höhe wird das Projekt „superhands" seitens des Ministeriums 2018 und 2019 jeweils unterstützt?

2.       Ist die Finanzierung von „superhands" über das Jahr 2019 sichergestellt?

3.       Welche Maßnahmen - über „superhands" hinaus - bietet das Sozialministerium derzeit zur Unterstützung pflegender Jugendlicher an?

4.       Welche Maßnahmen sind für die kommenden Jahre in Planung?