3244/J XXVI. GP

Eingelangt am 04.04.2019
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Stephanie Cox BA, Mag.a Dr.in Sonja Hammerschmidt, Kolleg_innen

an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Univ-Prof. Dr. Heinz Faßmann

betreffend „Umstrukturierung der Förderprogramme für Frauen in der Wissenschaft: Elise-Richter-Programm und Hertha-Firnberg-Programm”

BEGRÜNDUNG

Sowohl das Elise-Richter-Programm, als auch das Hertha-Firnberg-Programm des Wissenschaftsfonds FWF sind international anerkannte Exzellenzprogramme zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft.

Aktuell ist die Umstrukturierung dieser beiden Programme im Gespräch. Demnach sollen die Programme für Männer geöffnet und 50% der Förderungen für Frauen reserviert werden, wie unter anderem aus der Parlamentskorrespondenz 262 (Wissenschaftsausschuss) hervorgeht: „Vielmehr sollen vier bestehende Programme in zwei neuen Programmschienen aufgehen, einem Early Post Doc und einem Advanced Post Doc Programm. Dabei werde aber auch eine Quote unterlegt, die einen Frauenanteil von 50% bei der Vergabe sicherstellen solle.“[1]

Das FWF hat nun einen „Dialog“ bis Ende des Jahres angekündigt.[2]

Dies hat in der wissenschaftlichen Community aus mehreren Gründen für Aufruhr gesorgt: Einerseits, da die beiden genannten Programme wie bereits eingangs erwähnt international große Anerkennung genießen, und mehrfach hervorragend evaluiert sind (https://repository.fteval.at/132/) und exzellente Frauen im Wissenschaftsbetrieb auszeichnen und fördern.

ANdererseits werden Frauen im Wissenschaftsbetrieb in Bezug auf ihre Karrierechancen nach wie vor benachteiligt - das leaky pipeline-Phänomen schlägt sich in Österreich noch stärker nieder als in anderen europäischen Ländern - je höher die Position, desto geringer der Frauenanteil. Während 52% der Studierenden und 59% der Erstabsolvent_innen in Österreich Frauen sind, liegt der Frauenanteil bei Assoziierten Professor_innen und Assistenzprofessor_innen lediglich bei 25% (im Vergleich dazu liegt er im EU-Durchschnitt bei 37%), bei Professor_innen sogar nur noch bei 20%.[3] Diese Benachteiligung versuchten dezidierte Frauenförderprogramme auszugleichen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

1.    Welche Programme zur Förderung weiblicher Jungwissenschafterinnen gibt es in Österreich? Bitte um Auflistung der Programme inklusive Förderzeitraum, Förderhöhe und Anzahl der geförderten Forscherinnen pro Jahr.

2.    Wie viele Projekte werden in den Programmen „Elise Richter" und „Hertha Firnberg" eingereicht? Wie viele davon wurden abgelehnt und wie viele wurden gefördert? Bitte um eine Auflistung pro Jahr ab 2010.

3.    In welcher monetären Höhe wurden im Rahmen der genannten beiden Programme Gelder beantragt, wie hoch waren die Förderzusagen pro Jahr? Bitte um Auflistung ab 2010. Geförderte Projekte: Welche Summe wurde tatsächlich ausbezahlt versus welche Summe wurde im Projekt beantragt? Bitte um eine Auflistung pro Jahr ab 2010.

4.    Mit welcher jährlichen Summe wurden die FWF-Programme „Elise Richter“ und „Hertha Firnberg“ von Seiten des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung ausgestattet? Bitte um eine Auflistung pro Jahr ab 2010.

5.    Was geschieht mit einem etwaigen Überschuss dieses Fördervolumens, also dem Betrag, welcher nicht als Fördergeld ausbezahlt wird? Ist ein Übertrag in das nächste Jahr möglich?

6.    Ist eine Einstellung, Streichung, Kürzung oder Umstrukturierung des Elise- Richter-Programmes und/oder des Hertha-Firnberg-Programmes geplant?

a)    Wenn ja, in welcher Form?

b)    Wenn ja, mit welcher Begründung?

c)    Wenn ja, wie werden die Betroffenen eingebunden?

7.    Wurden (in der Vergangenheit) oder werden (in der Zukunft) Gelder für das Elise Richter Programm, sowie das Hertha Firnberg Programm des FWF gekürzt?

a)    Wenn, ja um welche konkrete Summe wurde oder wird das Budget der Programme gekürzt?

b)    Wenn ja, mit welcher Begründung?

8.    Inwiefern wird für die genannten Programme konkret Ausgleich geschaffen? Wie, inwiefern und durch welche Programme wird im Falle einer Streichung, Kürzung oder Umstrukturierung des Elise-Richter-Programmes und des Hertha-Firnberg-Programmes sichergestellt, dass die folgenden Ziele der genannten Förderungen auch weiterhin abgedeckt werden:

a)    Die Erhöhung der wissenschaftlichen Karrierechancen von Frauen an österreichischen Forschungseinrichtungen

b)    Größtmögliche Unterstützung in der Postdoc-Phase am Beginn der wissenschaftlichen Laufbahn für Frauen

c)    Unterstützung hervorragend qualifizierter Wissenschaftlerinnen in ihrer Karriereentwicklung in Hinblick auf eine Universitätslaufbahn

d)    Unterstützung bei Wiedereinstieg nach der Karenzzeit



[1] https://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2019/PK0262/index.shtml.

[2] https://www.fwf.ac.at/de/news-presse/news/nachricht/nid/20190319-2373/?tx_rsmnews_detail%5Bref%5D=l&cHash=2238bdc3d373bb418818dcfa25e163d6.

[3] Wrobleski Angela/Striedinger Angelika (Institut für Höhere Studien - ihs), „Gleichstellung in Wissenschaft und Forschung in Österreich", Insitut für höhere Studien/ihs. Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBEF): Wien: 2018, 14.