3246/J XXVI. GP

Eingelangt am 04.04.2019
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

des Abgeordneten Bruno Rossmann, Freundinnen und Freunde

an die Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz

betreffend Ursachen für den Fachkräftemangel

BEGRÜNDUNG

Die im Zuge der parlamentarischen Anfrage 2250/J[1] vom 08.11.2018 angestrebte tiefergehende Betrachtung zum Fachkräftemangel blieb sowohl in der Beantwortung als auch in weiterer Folge aus. Diese Betrachtung hätte das bestehende Fachkräftepotenzial hinsichtlich des Mismatch in seinen unterschiedlichen Dimensionen analysieren sollen. Unter Mismatch wird im Weiteren verstanden, dass den offenen Stellen durchaus Arbeitssuchende gegenüberstehen, jedoch die gegenseitigen Anforderungen nicht ausreichend erfüllt werden. Bezüglich qualitativem Mismatch, welches u.a. auch durch die Aufwertung der Lehre adressiert wird, beschränkt sich die Problemstellung nicht nur auf den Umstand, dass das von einem Unternehmen abrufbare Arbeitsangebot die dringend geforderten Qualifikationen vermissen lässt. Es wurzelt auch auf dem vorgelagerten Umstand, dass sich Fachkräfte für eine Beschäftigung abseits ihrer fachlichen Ausbildung entscheiden. Bei der Diskussion von lokalem Mismatch - d.h. wenn verfügbare Fachkräfte und offene Stellen örtlich auseinanderfallen - ist zu bedenken, dass die Entscheidung über die Annahme eines Anstellungsverhältnisses stets von den damit verbundenen Opportunitätskosten abhängt. Diese Opportunitätskosten sind nicht nur durch die gemäß Regierungsprogramm von Kürzungen bedrohten Sozialleistungen determiniert. In die Opportunitätskosten fließen alle Facetten der der Fachkraft alternativ zur fachlich adäquaten Jobannahme verfügbaren Optionen ein. Darunter fallen auch dem Heimatort nähere Beschäftigungen abseits der fachlichen Ausbildung sowie das aus einer solchen Beschäftigung erzielbare Einkommen.

In der Anfragebeantwortung 2206/AB[2] vom 21.12.2018 wird die unzureichende Analyse mit einem Mangel an Daten aus Verwaltungsregistern begründet. Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

1.    Wurden mittlerweile Anstrengungen unternommen, die zum Zeitpunkt der Anfragebeantwortung 2206/AB fehlenden, aber für die vollständige Beantwortung notwendigen Daten aus Verwaltungsregistern zu beschaffen bzw. anzulegen?

2.    Wenn nein (Frage 1), warum nicht?

3.    Wenn nein (Frage 1), ließen sich die Daten nicht durch entsprechende Verknüpfung von der Statistik Austria vorliegenden Registern bereitstellen?

4.    Wenn nein (Frage 3), welche zur Beantwortung notwendigen Daten liegen in Österreich keiner Behörde vor?

5.    Wenn nein (Frage 1), wurden irgendwelche Versuche unternommen, die fehlenden Daten über verwandte vorliegende Daten zu bekommen, anzunähern bzw. zu schätzen?

6.    Wenn nein (Frage 5), warum nicht?

7.    Wenn ja (Frage 5), bis wann werden diese Ergebnisse vorliegen?

8.    Wenn ja (Frage 1), bis wann werden diese vorliegen?

9.    Wenn nein (Frage 1), sind entsprechende Anstrengungen geplant oder gibt man sich mit der Unbeantwortbarkeit zentraler Fragen des Fachkräftemangels zufrieden?

So sich die Möglichkeiten zur Beantwortung der schon in der Anfrage 2250/J gestellten Fragen zum Positiven geändert haben bzw. für bereits beantwortete Fragen aktuellere Daten vorliegen:

Im Weiteren werden unter Fachkräften zumindest all jene Personen im erwerbsfähigen Alter verstanden, welche eine abgeschlossene Lehrausbildung oder einen Abschluss an einer (berufsbildenden) höheren Bildungseinrichtung vorweisen - unabhängig davon, ob die angeeigneten Kenntnisse und Fertigkeiten in der gegenwärtigen Beschäftigung zur Anwendung gelangen. Bitte um Berücksichtigung dieses Begriffsverständnisses und bei Bedarf um Detaillierung der der Beantwortung zugrundeliegenden Definition einer Fachkraft.

10. Wie viele Fachkräfte gelten in Österreich aktuell als arbeitslos?

11. Wie viele Fachkräfte sind am österreichischen Arbeitsmarkt aktuell in Beschäftigung?

12. Wie viele Fachkräfte sind in Österreich in einem Beruf abseits ihrer eigentlichen fachlichen Ausbildung tätig? Bitte um separate Angabe für unterschiedliche (Lehr‑)Ausbildungen und/oder Qualifikationen.

13. Worin liegen die Ursachen der vermeintlich ineffizienten Allokation der in Frage 12 adressierten Fachkräfte?

14. Welcher Anteil der in Frage 12 adressierten Fachkräfte arbeitet in Berufen, welche formal niedrigere Qualifikationen erfordern, als die von den Fachkräften vorgewiesenen? Bitte um separate Angabe für unterschiedliche (Lehr-)Ausbildungen und/oder Qualifikationen.

15. Worin liegen die Ursachen der vermeintlich ineffizienten Allokation der in Frage 14 adressierten Fachkräfte?

16. Welcher Anteil der in Frage 12 adressierten Fachkräfte arbeitet bei Großunternehmen (mit zumindest 250 Beschäftigten)? Bitte um separate Angabe für unterschiedliche (Lehr-)Ausbildungen und/oder Qualifikationen.

17. Zu welchem Anteil gelangen die in Frage 16 adressierten Arbeitgeber in den Genuss direkter oder indirekter Förderungen der öffentlichen Hand? Bitte um separate Angabe für unterschiedliche (Lehr-)Ausbildungen und/oder Qualifikationen.

18. Welcher Anteil der in Frage 12 adressierten Fachkräfte bezieht in der aktuellen Tätigkeit ein höheres Einkommen als durchschnittlich bei Ausübung der fachlichen Ausbildung zu erwarten wäre? Bitte um separate Angabe für unterschiedliche (Lehr-)Ausbildungen und/oder Qualifikationen.

19. Welcher Anteil der in Frage 14 adressierten Fachkräfte bezieht in der aktuellen Tätigkeit ein höheres Einkommen als durchschnittlich bei Ausübung der fachlichen Ausbildung zu erwarten wäre? Bitte um separate Angabe für unterschiedliche (Lehr‑)Ausbildungen und/oder Qualifikationen.

20. Worin liegen die Ursachen der vermeintlich ineffizienten Allokation der in Frage 18 und 19 adressierten Fachkräfte?

21. Wie groß ist die Überschneidung der in Frage 16 und Frage 18 adressierten Fachkräfte?

22. Wie groß ist die Überschneidung der in Frage 16 und Frage 19 adressierten Fachkräfte?

23. Wie groß ist die Überschneidung der in Frage 17 adressierten Arbeitgeber und in Frage 18 adressierten Fachkräfte?

24. Wie groß ist die Überschneidung der in Frage 17 adressierten Arbeitgeber und in Frage 19 adressierten Fachkräfte?

25. Welche Maßnahmen sind angedacht, um den in den Fragen 13, 15 und 20 erfragten Ursachen künftig zu begegnen?

26. Welcher Anteil der in Frage 12 adressierten oder arbeitslosen Fachkräfte lässt sich auf lokales Mismatch zurückführen? Bitte um separate Angabe für unterschiedliche (Lehr-)Ausbildungen und/oder Qualifikationen.

27. Wie viele in Österreich ausgebildete Fachkräfte stehen dem österreichischen Arbeitsmarkt aktuell nicht (mehr) zur Verfügung?

28. Aus welchen Gründen entscheiden die in Frage 27 adressierten Fachkräfte, sich dem österreichischen Arbeitsmarkt zu entziehen? Bitte um separate Angabe für unterschiedliche (Lehr-)Ausbildungen und/oder Qualifikationen samt quantitativem Effekt der angeführten Gründe.



[1]  https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVI/J/J_02250/index.shtml

[2]  https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVI/AB/AB_02206/index.shtml