3648/J XXVI. GP

Eingelangt am 29.05.2019
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Sabine Schatz, GenossInnen

an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung

betreffend eine rassistische Bachelorarbeit an der Fachhochschule Joanneum in Graz

Die Internet-Plattform „Stoppt die Rechten“ und „Der Standard“ berichteten in den vergangenen Tagen von der Approbation einer offen rassistischen Bachelorarbeit an der Grazer FH Joanneum. Diese Arbeit, deren Titel "Innerartliche Variation des menschlichen Vokaltraktes und der Stimme" lautet, beruht auf "Rassentheorien" und rassistischen Zuschreibungen. Vom Erstgutachter wurde die Arbeit mit „Sehr Gut“ benotet, ein Zweitgutachter prüfte offenbar nur die formalen Anforderungen des wissenschaftlichen Arbeitens.[1] Dass eine solche Forschungsfrage nicht unter die Freiheit der Wissenschaft fällt, hielt etwa die UNESCO auf der Konferenz „Gegen Rassismus, Gewalt und Diskriminierung“ im Jahr 1995 fest: "Es wird nachdrücklich erklärt, dass es keinen wissenschaftlich zuverlässigen Weg gibt, die menschliche Vielfalt mit den starren Begriffen 'rassischer' Kategorien zu charakterisieren. Es gibt keinen wissenschaftlichen Grund, den Begriff 'Rasse' weiterhin zu verwenden. "[2]

Ein Mitglied der Prüfungskommission im Studiengang Logopädie meldete die Arbeit beim Rektor, der die Meinung des Dokumentationsarchives des österreichischen Widerstandes (DÖW) einholte[3].

Das DÖW befand den Inhalt der Arbeit zwar als „innerhalb des gesetzlichen Rahmens“, führte aber weiter aus, dass Konsequenzen aus dieser "skandalösen Arbeit" angemessen seien. Ein Experte des DÖW meint dazu: "Im Prinzip ist die Arbeit der Versuch, pseudowissenschaftliche rassistische Untersuchungen wieder zu rehabilitieren."[4]

Studierendenvertretern ist zudem aufgefallen, dass der Autor seine rassistische Arbeit in der Bibliothek der FH unter anderem mit den Stichworten „Rasse“ und „Rassenunterschiede“ beschlagworten konnte[5].

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende Anfrage:

1.    Wie der „Standard“ am 23.5. berichtete, hat ein Mitglied der Prüfungskommission schon 2018 heftig gegen die Approbation der Arbeit protestiert und Konsequenzen urgiert, die aber nicht erfolgten. Warum nicht?

a.    Hat dies Konsequenzen an der FH Joanneum?

2.    Welche formalen Schritte hat die Fachhochschule Joanneum in Graz eingeleitet, um auf die medial lautgewordene Kritik zu reagieren?

3.    Ist es dem Erstgutachter zukünftig weiter möglich, an der FH Joanneum als  Gutachter tätig zu sein?

4.    Ist es dem Erstgutachter zukünftig möglich, als Lektor an der FH Joanneum tätig zu sein?

5.    Ist es dem Zweitgutachter zukünftig weiter möglich, an der FH Joanneum als Gutachter tätig zu sein?

6.    Welche formalen Schritte hat die Karl-Franzens-Universität eingeleitet, um die Rolle des am Institut für Sprachwissenschaft angesiedelten Zweitgutachters zu prüfen?

7.    Läuft ein Aberkennungsverfahren gegen den Autor der rassistischen Bachelorarbeit?

a.    Wenn ja, seit wann?

b.    Wenn ja, wann ist mit einem Abschluss des Verfahrens zu rechnen?

c.    Wenn nein, warum nicht?

8.    Welche Maßnahmen wurden durch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung gesetzt, um die Qualitätssicherung von Bachelorarbeiten weiter auszubauen?

9.    Wurde die betreffende Bachelorarbeit aus der Bibliothek/den Bibliotheken der FH Joanneum entfernt?

a.    Wenn ja, wann?

b.    Wenn nein, warum nicht?

c.    Wenn nein, wurden die Stichwörter „Rasse“ und „Rassenunterschiede“ verändert?

d.    Wenn nein, wurde die allgemeine Zugänglichkeit zur Arbeit eingeschränkt?

                                          i.    Wenn ja, wann?

                                         ii.    Wenn nein, warum nicht?

10.  Ist in ihrem Zuständigkeitsbereich bekannt, ob die Arbeit auch in der Nationalbibliothek zu finden ist?

a.    Wenn ja, wird in ihrem Zuständigkeitsbereich beim entsprechenden Minister urgieren, die Arbeit aus der Nationalbibliothek aus der allgemeinen Verfügbarkeit zu entfernen?



[1] http://derstandard.at/2000103361623/Offen-rassistische-Bachelorarbeit-an-Fachhochschule-approbiert, abgerufen am 26. Mai 2019

[2] https://www.belltower.news/unesco-zum-rassebegriff-28754/, abgerufen am 26. Mai 2019

[3] https://derstandard.at/2000103654632/Affaere-um-rassistische-Bachelorarbeit-an-Grazer-FH-weitet-sich-aus, abgerufen am 26. Mai 2019

[4] http://derstandard.at/2000103361623/Offen-rassistische-Bachelorarbeit-an-Fachhochschule-approbiert, abgerufen am 26. Mai 2019

[5] https://www.stopptdierechten.at/2019/05/24/rassenforschung-an-der-uni-teil-2/, abgerufen am 26. Mai 2019