Für die Zukunft möchte ich unserer Außenministerin Karin Kneissl, aber auch Ihnen, Herr Minister Blümel, Folgendes mitgeben: Ich bin stolz auf diesen eigenständigen und selbstbewussten Weg, den wir hier beschreiten werden. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)
11.35
Präsidentin Doris Bures: Nun ist das Mitglied des Europäischen Parlaments Dr.in Angelika Mlinar zu Wort gemeldet. – Bitte. (Abg. Belakowitsch: Jetzt wird das Niveau gleich wieder abfallen!)
11.36
Mitglied des Europäischen Parlaments Mag. Dr. Angelika Mlinar, LL.M (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Spoštovane dame in gospodje! 2018 ist ein herausforderndes und historisches Jahr für die Europäische Union, denn, wie schon von mehreren Vorrednern und Vorrednerinnen erwähnt, wir kommen zu den Schlussverhandlungen betreffend den Austritt Großbritanniens aus der EU. Dabei kommt Österreich während der Ratspräsidentschaft eine ganz zentrale Rolle zu.
Der Brexit ist für uns alle noch nicht wirklich greifbar, keiner weiß so recht, wie er vonstattengehen wird und was er für die EU bedeuten wird. Ein wichtiger Wirtschaftspartner, aber auch ein Vorbild für eine liberale, demokratische Politik, fällt aus dem EU-Gefüge. Es wird – dessen sind wir uns sicher – zu einer Verschiebung der Machtverhältnisse kommen.
Der Austritt Großbritanniens wird das für 28 Mitglieder ausbalancierte politische Machtgefüge der Europäischen Union nachhaltig verändern. Im Rat der EU wird sich das Quorum für Entscheidungen mit qualifizierter Mehrheit verschieben. Bisher bildete Großbritannien mit Ländern wie beispielsweise Schweden und Dänemark immer wieder ein Gegengewicht zur deutsch-französischen Achse. Londons Ausscheiden wird die Macht der beiden großen Mitgliedstaaten verstärken. Davon sind wahrscheinlich auch Österreich und weitere kleine Länder, die bisher oft als Zünglein an der Waage fungieren konnten, betroffen.
Es gibt aber auch gute Nachrichten: Von den 751 Abgeordneten werden künftig 705 Abgeordnete auf die 27 EU-Mitgliedstaaten verteilt werden. Österreich profitiert dabei von der sogenannten degressiven Proportionalität und bekommt ein Mandat mehr, statt 18 dann 19.
Der Verfassungsausschuss des Europäischen Parlaments hat letzte Woche das Antreten von europaweiten Listen bei der nächsten EU-Wahl beschlossen. Das ist eine große Chance für eine liberale, demokratische Europäische Union, denn durch das Ausscheiden Großbritanniens, durch die frei gewordenen Mandate könnten nun zum Teil europaweite Listen Anwendung finden. Das war schon immer eine europapolitische Forderung der Liberalen und auch von uns NEOS in diesem Haus. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Belakowitsch: Oh mein Gott! – Abg. Haider: Jetzt ist die ...! Der Bürger soll ja nichts zu reden haben!)
Ich appelliere daher an dieser Stelle an Bundeskanzler Sebastian Kurz und an Sie, Herr Europaminister Gernot Blümel, diesen Vorschlag im EU-Rat zu unterstützen. (Abg. Belakowitsch: Absolute Entmündigung!) Auch wenn die konservativen Parteien im Verfassungsausschuss vorerst gegen dieses Projekt gestimmt haben (Abg. Belakowitsch: Na Gott sei Dank!), wäre es ein wichtiges und richtiges Zeichen zum Ausbau der direkten Demokratie in der Europäischen Union. (Abg. Belakowitsch: Was hat das mit direkter Demokratie zu tun, wenn Sie die Menschen entmündigen?) Damit können Sie, Herr Bundesminister Blümel, erstmals aufzeigen, dass der österreichischen Regierung die propagierte demokratische Weiterentwicklung der Europäischen Union tatsächlich wichtig ist. (Abg. Belakowitsch: Genau das Gegenteil ist der Fall bei Ihrer ... Idee!)
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