Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll7. Sitzung, 31. Jänner 2018 / Seite 92

HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Danke, Herr Abgeordneter.

Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Gamon. – Bitte.

 


13.24.27

Abgeordnete Claudia Gamon, MSc (WU) (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Wissenschaftsminister! Ich bin sehr froh, dass Sie die Dringlichkeit im Unisektor erkannt haben, gerade in Fragen des Budgets. Herr Taschner hat gesagt, dass jetzt neuerdings nicht das Einfache, sondern das Gute gemacht wird; da finde ich es natürlich problematisch, wenn ein Beschluss vom letzten Jahr, der zusätzliche 1,35 Milliarden Euro für die Unis gebracht hat, jetzt irgendwie als ein türkis-blauer Erfolg verbucht wird. Positiv ist, dass das Geld nicht mit der Gießkanne verteilt wird, sondern es einen klaren Plan dafür gibt, wie es auch bei der Lehre und bei den Forschenden ankommt.

Die Frage ist eher: Wie sind wir überhaupt an diesem Punkt angekommen? Die Bud­getsituation der Universitäten ist höchst dramatisch, und auch wenn 400 Millionen Euro im Jahr sehr viel Geld sind, ist es halt leider immer noch nicht genug Geld, um das Problem der Unis wirklich zu lösen.

Das liegt daran, dass wir jetzt im Endeffekt mit den Versäumnissen der letzten Jahr­zehnte zu kämpfen haben. Die Grundproblematik im Universitätssystem, wie das Geld verteilt wird und wie der Zugang zu den Universitäten geregelt wird, wird eben immer noch nicht gelöst. Jegliches zusätzliche Geld, das in den letzten Jahren an die Unis ge­gangen ist, ist quasi sofort verpufft, weil wir einfach einen rasanten Anstieg bei den Studierendenzahlen haben. Es ist an sich wunderbar, dass so viele Leute studieren wollen, aber wir schaffen es nicht, aus diesen StudienanfängerInnen AbsolventInnen zu machen. Das liegt auch an den fehlenden Mitteln. Es ist ein Teufelskreis.

In Österreich haben wir 300 000 Studierende und 3,8 Milliarden Euro, das sind 12 000 Eu­ro pro Kopf. In der Schweiz gibt es für 150 000 Studierende fast das Doppelte, das sind 50 000 Euro pro Kopf. Dort ist die Drop-out-Rate auch viel geringer. Man merkt halt auch, dass es, wenn die Ressourcen sehr knapp sind, wenn die Bedingungen sehr schlecht sind, umso schwieriger für junge Menschen wird, ein Studium auch abzu­schließen, aus dieser Ausbildung auch etwas machen zu können. In der Schweiz gibt es geringe Drop-out-Quoten, weil eben die Systematik eine andere ist.

Wenn man keinen finanziellen familiären Rückhalt hat, ist es bei diesen schweren Be­dingungen noch einmal schwieriger, ein Studium zu meistern. Man stiehlt jungen Men­schen im Endeffekt Zeit, weil sie relativ lange studieren, womöglich aber trotzdem zu keinem Abschluss kommen.

Was braucht es wirklich? – Es braucht eine kapazitätsorientierte Studienplatzfinanzie­rung, und zwar eine echte. Ich finde, dieser Vorschlag, der ja mehr oder weniger schon letztes Jahr auf dem Tisch gelegen ist, ist ein guter Start in diese Debatte. Es ist aber noch nicht die Studienplatzfinanzierung, wie sie sein sollte, unter anderem weil wir auch wissen, dass eine echte Studienplatzfinanzierung massiv mehr Geld kosten wird. Es muss auch die Uniautonomie gestärkt werden. Die Regelung, die jetzt für das Zu­gangsmanagement vorgeschlagen wird, ist unserer Meinung nach nicht ausreichend und entspricht auch nicht einer echten Uniautonomie.

Was es auch braucht, ist ein Ausbau des Stipendiensystems, und das hat in der De­batte in den letzten zwei Tagen schmerzlich gefehlt. Der Zugang zu den Unis ist in Ös­terreich sozial selektiv. Das liegt aber nicht an Zugangsbeschränkungen und wird da­durch auch nicht verschlechtert werden, sondern an der sozialen Lage der Studieren­den. Das kann man nur verbessern, indem man massiv in das Stipendiensystem in­vestiert, indem man sowohl Sozialstipendien als auch Leistungsstipendien aufstockt, damit junge Menschen auch wirklich die beste Ausbildung erhalten und diese aufgrund


HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite