Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Danke, Frau Abgeordnete.
Zu Wort ist Frau Abgeordnete Zadić gemeldet. – Bitte schön.
13.35
Abgeordnete Dr. Alma Zadić, LL.M (PILZ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Wir haben den Herrn Innenminister hier im Hohen Haus von Sicherheit sprechen gehört. Da drängen sich mir unweigerlich ein paar Fragen auf: Wie ist es um die Sicherheit des Büros des Vizekanzlers bestellt? – Offensichtlich nicht gut, denn diese Woche mussten wir in der Zeitung lesen, dass dort nicht nur eine Wanze gefunden, sondern auch eingebrochen wurde. (Zwischenruf des Abg. Neubauer.) Da frage ich mich natürlich schon: Wie ist es um die Sicherheit der anderen Ministerien und um die Sicherheit des Hohen Hauses, des Herzens unserer Demokratie, bestellt?
Leider ist das nicht das einzige sicherheitspolitische Thema, das uns letzte Woche beschäftigt hat. Sie ahnen vielleicht, wovon ich sprechen werde, nämlich von der Causa Landbauer. Mittlerweile wissen die meisten Österreicherinnen und Österreicher zwar von dieser abstoßenden Geschichte, aber lassen Sie mich dennoch kurz zusammenfassen: Der FPÖ-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Niederösterreich, Udo Landbauer, ist Mitglied der Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt. (Abg. Neubauer: War!) Besagte Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt hat sich mit einem widerlichen Liederbuch über die Grenzen unseres schönen Landes hinaus einen fragwürdigen Namen gemacht. Ich will den Inhalt, der ohnehin durch die Medien gegangen ist, hier aus Respekt vor dem Hohen Haus nicht noch einmal wiederholen.
Ich möchte aber an dieser Stelle ausdrücklich festhalten: Ich will nicht alle Verbindungsmitglieder in einen Topf werfen. Es gibt herausragende Persönlichkeiten, die Mitglieder einer Studentenverbindung waren. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ.) Ich weiß, die allermeisten Studentenverbindungen haben mit rechtsextremistischem, nationalistischem Gedankengut rein gar nichts am Hut, aber um diese Studentenverbindungen geht es hier nicht. (Ruf bei der FPÖ: Die allermeisten!) Es geht um die Causa Landbauer. Es geht um eine vergleichsweise geringe Zahl an rechtsextremistischen Burschenschaften, die ein mit unseren demokratischen Werten unvereinbares und verbrecherisches Weltbild vertreten. Deswegen begrüße ich das Vorgehen der Regierung und des Innenministers, die besagte Burschenschaft aufzulösen.
Ich frage mich: Wie kommen diese Burschenschaftler, denen ob ihrer Jugend die Grausamkeit des Krieges erspart geblieben ist, zu diesem Weltbild? Wie stehen sie zu unseren demokratischen Institutionen? Wie groß oder besser gesagt wie gering ist ihre Loyalität zu unserem demokratischen Nachkriegsösterreich?
Liebe FPÖ, lüften Sie Ihr Haus! Sie sind, und das haben Sie mir heute versichert, eine demokratisch gewählte Partei. Dann lüften Sie Ihr Haus bezüglich rechtsextremer Einflüsse! Vielleicht organisieren Sie für gewisse Kreise in Ihrem Umfeld eine Exkursion nach Auschwitz-Birkenau. Lassen Sie ihnen vor Augen führen, wie kleine Kinder ihren Müttern entrissen wurden und ins Gas geführt wurden! Können diese unbeschreiblichen Ereignisse jemanden kalt lassen? Diesen menschenverachtenden, gefühlskalten Außenseitern in manchen Burschenschaften müssen wir entschieden und mit der ganzen Kraft unseres Rechtsstaates entgegentreten.
Meine Damen und Herren! Geschätzte Regierungsmitglieder! Herr Innenminister! Nehmen Sie sich des Problems an, bevor Sie Burschenschaftler in hohe sicherheitsrelevante Positionen hieven! Schauen wir nicht zu, wie unsere Demokratie und unser Ansehen in der Welt noch weiter Schaden nehmen! – Vielen Dank. (Beifall bei der Liste Pilz und bei Abgeordneten der SPÖ.)
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