10.32.23

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP)|: Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrter Herr Dr. Kern! (Abg. Deimek: Er ist Magister und nicht Doktor!) Sie werden mir verzeihen: Ich werde mich auf den Gesetzentwurf betreffend Universitäten laut Ta­gesordnung, bei dem Studiengebühren nicht einmal genannt werden, konzentrieren.

Weil Sie fragten, was die Universitäten in Zukunft sollen: Einmal, als der berühmte Ma­thematiker Harold Davenport nach einem Kongress gefragt wurde, was er denn von dem Kongress halte, hat er geantwortet: Well, they did what could be done. – Auf Deutsch: Besonderes ist nicht herausgekommen.

Genau das ist bei der Wissenschaft der Punkt: Wissenschaft besteht darin, dass bei ihr das Unerwartete, das Besondere, das Außerordentliche herauskommt, und Universitä­ten sind der Ort, an dem dieses Besondere und Außerordentliche geschehen soll. Das ist das Wesen von Universitäten, und es ist tatsächlich die Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass dieses Wesentliche an Universitäten ermöglicht wird und dass die Grund­legung dafür geschaffen wird. Dafür steht dieses Gesetz.

Es gibt in der Geschichte sehr wohl Beispiele, dass das gelungen ist. Sie werden sich erinnern können: Als in deutschen Landen Kleinuniversitäten gegründet worden sind, etwa in Erfurt, in Tübingen, in Göttingen, in Mannheim, war das so geschickt gemacht, dass plötzlich, wie durch ein Wunder, Dichter wie Hölderlin und Schiller hervorgekom­men sind, dass Denker wie Fichte und Hegel hervorgekommen sind, dass Mathema­tiker wie Gauß und Dirichlet hervorgekommen sind, die uns heute noch etwas zu sa­gen haben.

Und das ist auch in diesem Lande geschehen: Mitte des 19. Jahrhunderts wurde durch die liberalen Ideen von Thun-Hohenstein die Möglichkeit geschaffen, die Universität frei für das Außerordentliche zu machen. Da sind plötzlich eine Schule der Nationalökono­mie durch Menger und Böhm-Bawerk, eine Medizinische Schule durch Rokitansky und Billroth und eine Schule der neuen Physik durch Mach und Boltzmann entstanden. Da­raus entwickelte sich der Wiener Kreis, daraus entstanden die großen philosophischen Ideen von Wittgenstein, von Gödel bis hin zu Lise Meitner, und all das ist aufgrund ei­nes klugen politischen Universitätsgesetzes gelungen. (Rufe und Gegenrufe zwischen SPÖ und FPÖ.)

Genau heute finden wir nunmehr wiederum ein Universitätsgesetz, das solche Freiräu­me schaffen wird. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

Wie gelingt es, solche Freiräume zu schaffen? – Ich will zwei Punkte hervorheben: Zu­nächst wird jetzt nicht mehr gezählt, wie viele Inskribenten wir haben, sondern es kommt darauf an, dass wir die Personen wirklich fordern und fördern, die für das Stu­dium geeignet sind und geneigt sind, ein Fach zu studieren. Genau diese Möglichkeit, dass man forschungsgeleitete Lehre durchführen kann, wird in diesem Gesetz von der Grundvorlesung an gegeben. (Zwischenruf des Abg. Knes.)

Sie müssen bedenken, meine sehr verehrten Damen und Herren: Der bedeutende Physiker Zeilinger, der wirklich Weltgeltung hat, ist sich nicht zu schade, eine Grund­vorlesung in Physik zu halten, und er hat, wenn dieses Gesetz durchkommt, Studieren­de vor sich, von denen wir wissen, dass sie geeignet und geneigt sind, ein entspre­chendes Studium zu absolvieren; und das sind diejenigen, von denen Sie sagen, dass sie an die Universitäten ja nicht mehr herankommen, dass sie Hörsäle nur sporadisch und Seminarräume nie erblickt haben.

Ein zweiter Punkt sei genannt: In diesem Gesetz wird die Möglichkeit des Opportunity Hiring geschaffen, die Möglichkeit, dass man auf kurzem Wege Spitzenkräfte hierher nach Österreich bringen kann. Diese sind tatsächlich interessiert, nach Österreich zu kommen, weil wir eine gute Universitätslandschaft haben, und diese Spitzenkräfte schnell zu uns zu bekommen, das ist eine wirklich besonders beeindruckende Maß­nahme, die gesetzt werden kann. (Beifall bei ÖVP, FPÖ und NEOS.)

Herr Dr. Noll! Sie werden sagen, dass damit ein Risiko verbunden ist. – Jawohl, es ist ein Risiko damit verbunden, aber das Risiko ist dazu da, dass die Universitäten die Möglichkeit haben, das Außerordentliche zu leisten, auf das es ankommt, und nicht nur zu tun, what could be done.

In der Politik ist es aber ein Lob, wenn man sagt: You did what could be done. Sie ha­ben wirklich das getan, was man machen konnte: Der Rahmen ist geschaffen worden. Der Rahmen ist geschaffen worden dafür, dass Universitäten hier in Österreich Au­ßerordentliches leisten, dass sie exzellent sein können. Der Rahmen ist durch diese Gesetzesvorlage geschaffen worden, und wir hoffen, dass dieses Gesetz ein Baustein ist, um die Universitäten zum Wohle unseres Landes weiterhin besser und attraktiver zu machen. – Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)

10.38

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka|: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Stepha­nie Cox. – Bitte.