11.48.54

Abgeordnete Martina Kaufmann, MMSc, BA (ÖVP)|: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus! Aber vor allem: Liebe Zuseherinnen und Zuseher, die Sie heute der Plenarsitzung folgen! Ich freue mich als Grazer Abgeordnete, meine erste Rede hier zu einem Thema zu halten, das meine Heimatstadt als Studienstandort enorm betrifft.

Wir haben in Graz 51 000 Studierende an den vier Universitäten, daher ist natürlich dieses Thema für uns besonders wichtig. Die Lehrenden, die Studierenden und auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter prägen unseren Standort, aber natürlich auch un­seren Arbeitsmarkt. Mit dem vorliegenden Gesetz gelingt es, die Humanressourcen zu erhöhen. So kann auf der einen Seite den jungen Wissenschaftlerinnen und Wissen­schaftlern eine Karriereperspektive geboten werden, und auf der anderen Seite ist es durch die Änderung des Betreuungsschlüssels möglich, Qualitätsverbesserungen in der Lehre herbeizuführen.

Dies ist meiner Meinung nach besonders wichtig, denn wer von uns kennt das nicht, man hat eine Vorlesung in einem übervollen Hörsaal? Das ist etwas, was jeder Stu­dentin, jedem Studenten in Österreich geläufig ist. Man ist einfach eine Nummer, eine Nummer, die komplett anonym ist. Eine Nachfrage bei einer Professorin, bei einem Professor ist einfach unmöglich – auch kein Wunder, denn in Studienrichtungen wie Pädagogik haben wir einen Betreuungsschlüssel von 1 : 123, bei Fremdsprachen 1 : 73 und bei den Rechtswissenschaften 1 : 70. Dadurch haben wir, wie heute auch schon einige Male angesprochen, eine relativ hohe Drop-out-Quote, nämlich zum Beispiel 72 Prozent bei den Rechtswissenschaften und 68 Prozent bei den Fremdsprachen. Das sollte für uns klarer Auftrag sein, genauer hinzuschauen und den Betreuungs­schlüssel zu ändern und damit auch ein Mehr an Qualität herauszuholen – und nicht ein Weniger, wovon die Kolleginnen und Kollegen der SPÖ die ganze Zeit sprechen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Auch ich selbst war vor einigen Jahren Teil dieser Drop-out-Quote. Ich habe mich zum damaligen Zeitpunkt für ein effizienteres System entschieden, die Fachhochschule, nicht etwa weil ich an der Universität schlechte Lehrende hatte, sondern weil einfach die Zahl der Studierenden für die Kapazitäten zu hoch war. In der Fachhochschule war es möglich, dass wir konkret Themen und Fragestellungen mit unseren Vortragenden erörtern und diskutieren, und genau das muss uns auch an den Universitäten gelingen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Mir ist es gelungen, diese Bildungskarriere, ein Studium abzuschließen, nur die Frage, die wir uns hier alle stellen sollten, ist: Was passiert mit denjenigen, denen das nicht gelingt? Wir haben als Abgeordnete die Verantwortung, die Rahmenbedingungen für die Universitäten, die Lehrenden und die Studierenden zu schaffen, die dafür sorgen, dass eine Drop-out-Quote in dieser Höhe gar nicht erst zustande kommt. Mit dem Plus von 1 350 000 000 Euro gelingt es uns, 500 Professuren sowie Assistenzpersonal zu­sätzlich zu finanzieren. Das ist ein wichtiger Schritt, um die Ausstiegsszenarien zu ver­ringern und mehr prüfungsaktive Studierende in unserem Land zu haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Gerade junge Akademikerinnen und Akademiker haben gute Jobchancen in unserem Land, und das ist für uns besonders wichtig, dass wir auch gut ausgebildetes Personal für die Wirtschaft zur Verfügung stellen.

Abschließend möchte ich noch sagen: So kann Österreich in der Forschung und Ent­wicklung weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Schaffen wir mit diesem Gesetz die Rah­menbedingungen, die unsere Studierenden und Lehrenden in Österreich verdient ha­ben! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

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