12.55.19

Abgeordnete Mag. Ruth Becher (SPÖ)|: Frau Präsidentin! Herr Minister! Herr Staats­sekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zurzeit gilt das Budgetprovisorium. Im Verwaltungsrat wurden gestern die geplanten Kürzungen vorgestellt, das Förder­budget des AMS – wir haben es heute ja schon des Öfteren gehört – soll um fast 600 Millionen Euro gekürzt werden. Das zeigt, dass auch ein weiteres österreichisches Erfolgsmodell infrage gestellt wird – das ist bereits von Vorrednern angesprochen worden –: Mit den vorgesehenen Mitteln sind die überbetrieblichen Lehrwerkstätten weder in der bisherigen Qualität noch in der Quantität aufrechtzuerhalten. Einem jun­gen Menschen das Gefühl zu geben, dass er nicht gebraucht wird, ist eigentlich das Schlimmste, was man ihm antun kann. (Beifall bei der SPÖ.)

Im vorigen Jahr haben 40 Prozent aller Pflichtschulabgänger eine Lehrstelle gesucht. Für sie hat sich die Aufgabe gestellt, Bewerbungen zu schreiben, und auf diese jungen Menschen traf das zu; am Schreiben Dutzender Bewerbungen, Hunderter Bewerbun­gen zerbrechen sehr viele Menschen, auch Erwachsene. Wenn Sie zum AMS gehen und mit den Betroffenen sprechen: Die haben das Gefühl, in der Berufswelt nicht mehr gebraucht zu werden und keinen Platz zu finden. Das gilt auch für junge Menschen, und es gilt für jeden zehnten Jugendlichen, der keine Lehrstelle in der Privatwirtschaft findet. Wir als politisch Verantwortliche können diese Menschen in ein schwarzes Loch fallen lassen, wo es dann auch immer schwieriger wird, Anschluss zu finden und in die Berufswelt einzusteigen, oder wir sagen: Hier greifen die überbetrieblichen Lehrwerk­stätten!

Was will diese Regierung? – Diesbezüglich kann man nachlesen, der Blum-Bonus soll wieder hervorgeholt und neu gefördert werden. Er ist eigentlich 2008 eingestellt wor­den, weil er nicht mehr den Erfolg gebracht hat, den man sich vorgestellt hat. Grund­sätzlich geht es bei den Lehrlingsförderungen aber immer um die Frage, dass Geld in die Betriebe gesteckt wird, anstatt dass es den Menschen dort zugutekommt, wo sie jetzt sind, in den guten Einrichtungen. Sie beabsichtigen, das Geld aus diesen Ein­richtungen, die sehr viel Kompetenz und Leistungsfähigkeit aufweisen, zu nehmen. In meinem Wahlkreis gibt es eine Reihe solcher überbetrieblicher Lehrwerkstätten. Al­leine in einer, nämlich in jener in der Puchgasse, gibt es die Möglichkeit für die jungen Menschen, über 96 Lehrberufe abzuschließen. Die arbeiten dort mit großer Begeiste­rung, und die Hälfte schafft es auch in die Betriebe; die andere Hälfte macht ihren Lehrabschluss dort.

Ich weiß nicht, ob Sie, die Regierung, ein Bild davon haben, wenn Sie das zerstören. Die jungen Menschen bauen darauf, sie bauen auf diese Einrichtungen. Begehen Sie nicht den Fehler, diese überbetrieblichen Einrichtungen zu zerstören! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

12.58

Präsidentin Doris Bures|: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Mag.a Karin Grei­ner. – Bitte.