15.54

Abgeordnete Dr. Brigitte Povysil (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minis­terin! Sehr geehrte Abgeordnete! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Es ist schon vieles über das Impfen gesagt worden. Ich möchte das aber, da es uns ein wirkliches Anliegen ist, auch noch verstärken. Wir diskutieren seit Wochen die unzweifelhaft schädliche Wirkung des Rauchens, wir sprechen über Schutz, über Aufklärung, über Prävention, dabei beachten wir aber zu wenig, dass eine der wirklich präventiven Errungenschaften der Medizin ins Hintertreffen gelangt, nämlich das Impfen, die Impfung.

Impfen ist die wichtigste Prophylaxe gegen Infektionskrankheiten. Schutzimpfungen schützen das Individuum und schützen die Gesellschaft. Das heißt, mit dem Impfen verhindern Sie die eigene Erkrankung, aber auch die Ansteckung mit und natürlich die Verbreitung von Krankheiten.

So ist es eben allen Staaten der Welt gemeinsam, gemeinsam auch mit der WHO gelungen, die Pocken auf der Welt auszurotten. Wichtig ist aber, dass eine hohe Durch­imp­fungsrate der Bevölkerung besteht. Das heißt, es müssen mehr als 95 Prozent der Bevölkerung geimpft werden, damit der Schutz wirklich wirksam ist, und wenn diese Durchimpfungsrate sinkt, dann wird der Schutz natürlich immer weniger.

Dieses Sinken der Durchimpfungsrate ist eine Tatsache, mit der wir derzeit konfrontiert sind, und eine weitere Tatsache, mit der wir konfrontiert sind, ist die weltweite Migra­tion. Das heißt, Flüchtlinge haben oft einen beschwerlichen Weg hinter sich, zum Teil unter katastrophalen hygienischen Bedingungen. Viele haben Infektionskrankheiten im Gepäck, die sich dann in Asylantenheimen oder im Bereich ihres Wohnorts ausbreiten können. (Abg. Rendi-Wagner: Werden alle geimpft!)

Das Ende 2013 in Österreich etablierte Polio-Screeningprogramm hat bei syrischen Flüchtlingen Polioviren – also Kinderlähmung, ich spreche von den Kinderlähmungs­viren – nachgewiesen. Es ist bekannt, dass in Syrien das Impfsystem während des Kriegs zusammengebrochen ist. Das heißt, dort war keine Durchimpfungsrate mehr vorhanden. Syrien galt 1999 als kinderlähmungs-, poliofrei, und die WHO wollte 2000 die ganze Welt kinderlähmungsfrei, poliofrei – so wie es bei den Pocken gelungen ist –, machen. Das ist nicht gelungen, weil die Durchimpfungsraten sinken und dadurch in den Ländern wieder versteckte Ansteckungsgefahr und erneute Erkrankungsgefahr besteht.

Aktuell wird in Österreich – und das kennen Sie alle aus der Presse – eine Zunahme der Masernerkrankung beobachtet, Tendenz steigend. Wir haben das höchste Niveau seit 2008. In Europa sind wir an zweiter Stelle, was die Anzahl an Masernerkrankungen betrifft, und von den an Masern Erkrankten sind 71 Prozent nicht geimpft und bei 20 Prozent, und das ist ganz wichtig, ist der Impfstatus unbekannt. Der Impfstatus, meine Damen und Herren, ist unbekannt.

Ich arbeite selbst als - - (Zwischenruf der Abg. Rendi-Wagner.) – Dazu komme ich ja, das möchte ich Ihnen gerade sagen, lassen Sie mich meine Ausführungen beenden, Frau Kollegin! (Abg. Heinisch-Hosek: Ich habe ja gar nichts gesagt!) – Nein, Ihre Kollegin hat etwas dazu gesagt, Sie nicht. Ich habe jetzt woanders hingeschaut.

Ich arbeite als Primarärztin in der Kinderklinik, und ich sehe, dass besonders Säug­linge, wenn sie von einer Maserninfektion betroffen sind, sehr gefährdet sind. Ich will jetzt nicht auf ein Horrorszenario wie beim Rauchen hinweisen, das ist nicht meine Art, aber es gibt eine wirklich schwere, langsam zum Tode führende Hirnentzündung bei Kindern, die bei einer Durchimpfungsrate verhindert werden kann.

Tatsache ist, wir haben einen österreichischen Impfplan. Wir haben einen klaren Plan, wer wann wie geimpft wird, aber wir haben keine klare Datenlage – und da bin ich bei Ihnen –, sodass damit die Durchimpfungsrate und der mögliche präventive Schutz der Bevölkerung nicht gewährleistet und auch nicht bekannt sind.

Daher haben wir gemeinsam mit Ihnen, mit allen Parteien in diesem Ausschuss, be­schlossen und haben auch die Unterstützung unserer Ministerin – und das ist ein weiterer großer Schritt in Richtung einer besseren Impflage und einer besseren Impf­möglichkeit bei uns –, dass wir im Rahmen von Elga einen elektronischen Impfplan implementieren, damit dann diese Raten und dieses Wissen elektronisch vorliegen.

Meine Damen und Herren! Wissen ist Macht – nützen wir diese Macht für die Gesund­heit unserer Kinder, unserer Schwachen, unserer gesamten Bevölkerung. (Beifall bei FPÖ und ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

15.59

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Verena Nussbaum. – Bitte.