14.21

Abgeordnete Klaudia Friedl (SPÖ): Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zu­se­herInnen auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Ich möchte mich auch gleich zu Beginn bei der Frau Volksanwältin und den Herren Volksanwälten bedanken, die in den Ausschüssen in der vergangenen Woche sehr ausführlich und vor allem auch sehr nachvollziehbar Einblick in ihre Arbeit gegeben haben. Das ist sehr wertvoll für unsere parlamentarische Arbeit. Ich bedanke mich aber nicht nur bei Ihnen, sondern auch bei Ihren vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die an der Erstellung dieser Berichte beteiligt waren.

Meine Vorrednerinnen haben schon darüber berichtet, dass wir seit 2017 die erste offizielle Studie haben, in der festgestellt wurde, wie es mit dem Übergewicht oder mit Adipositas bei unseren Kindern aussieht. Ich muss Ihnen ehrlich sagen, es ist eigent­lich sehr erschreckend. Wir nehmen natürlich wahr, dass es vermehrt Jugendliche und vor allem auch Kinder gibt, die übergewichtig sind – ich glaube, das geht uns im Privatleben, im Bekanntenkreis so –, aber dass die Zahlen schon dermaßen dra­ma­tisch sind, dass von den Acht- bis Zehnjährigen jeder dritte Bub, jedes vierte Mädchen übergewichtig ist und davon auch noch 10 Prozent fettleibig sind, das sind wirklich alarmierende Zahlen.

Es gibt auch sehr interessante Berichte darüber, dass ein Ost-West-Gefälle vor­herrscht, das heißt, die Ernährung und die Bewegungshäufigkeit ist im Osten anders als im Westen. Im Westen sind die Kinder weniger übergewichtig als im Osten, die Lebens­weisen in der Stadt und am Land sind also ganz divers.

Kinder bewegen sich zu wenig, sie essen Falsches – zu fett, zu süß –, der Anteil an gesunden Lebensmitteln wie Obst und Gemüse auf dem Speisezettel ist sehr gering, und vor allem ist Fast Food ein ganz großes und wichtiges Thema. Wir wissen aber auch, dass aus all diesen übergewichtigen Kindern übergewichtige Jugendliche und letzt­endlich übergewichtige Erwachsene werden. Zurzeit haben wir 41 Prozent über­gewichtige und adipöse Erwachsene, also jede Zweite und jeder Zweite von uns ist daran schon – ich sage es einmal so – erkrankt. Die Folgen kennen wir alle: 40 Pro­zent der Menschen, die jährlich sterben, sterben an den Folgen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Tendenz ist stark steigend. Trotz Körperbewusstsein, trotz verän­derter Einstellung zum Essen hat sich aber unser Essverhalten nicht wirklich verändert; deshalb, sehr geschätzte Damen und Herren, brauchen wir aufgrund dieser drama­tischen Zahlen ein Gesamtkonzept, beginnend bei den Kleinsten in der Kinderkrippe, über den Kindergarten bis zu den Schulen.

Was hat Übergewicht zur Folge? Wir wissen es genau: ein Leben mit Beschwerden. Wir müssen Medikamente einnehmen, wir können uns nicht bewegen, wir haben Kran­kenhausaufenthalte, wir haben psychische Probleme, wir müssen in den Krankenstand gehen, es droht der Verfall, es gibt Kündigungen, und letztendlich haben wir eine viel niedrigere Lebenserwartung als Menschen mit normalem Körpergewicht.

Die Auswirkungen auf das Gesundheitssystem und auf die Volkswirtschaft brauche ich Ihnen, geschätzte Damen und Herren, wohl nicht zu erklären. Maßnahmen, die bereits gesetzt wurden, greifen – aber nicht genug. Das Thema gesunde Jause wurde nach Ablauf des Projekts leider Gottes nur von vier Bundesländern weitergeführt, dem Burgenland, der Steiermark, Niederösterreich und Kärnten.

Fangen wir an: Die Kinder müssen wissen, was sie essen, wie viel sie essen, was gesund ist, was ihnen schadet, was Fett und Zucker mit ihren Organen anrichtet. Die tägliche Turnstunde, geschätzte Damen und Herren vor allem in der ersten Reihe, sollte auch über das Jahr 2019 weitergeführt werden. Das ist zusätzliche Bewegung und das ist gesund.

Wir müssen aber auch den Menschen und Familien mit niedrigen Einkommen helfen, um gesunde Nahrung, die teuer ist, niederschwellig zur Verfügung stellen zu können.

Wir alle haben diese Verantwortung jetzt, geschätzte Damen und Herren, aber auch für zukünftige Generationen. Sie sitzen in der Regierung, Sie sind dafür verantwortlich, dass aufgrund dieser alarmierenden Zahlen endlich etwas passiert. Wir stehen Ihnen zur Seite und werden das mittragen.

Ich möchte noch ganz kurz auf Kollegen Zanger eingehen: Ein Ordnungsruf, Herr Kollege, ist und bleibt ein Ordnungsruf, und der ist nicht schönzureden. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Zadić.)

14.25

Präsidentin Anneliese Kitzmüller: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeord­nete Mühlberghuber. – Bitte, Frau Abgeordnete.