15.00

Abgeordneter Mag. Dr. Matthias Strolz (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Regierungsmitglieder! Hallo (in Richtung des soeben den Saal betretenden Bun­desministers Faßmann), Herr Bildungsminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Bürgerinnen und Bürger, vor allem liebe Schülerinnen und Schüler, falls ihr mit dabei seid!

Circa 45 000 Schülerinnen und Schüler haben in diesen Wochen ihre Reifeprüfung. (Abg. Jarolim: ... der Herr Bundeskanzler auch?) – Der Herr Bundeskanzler hat sie hinter sich, das ist schon ein paar Jahre her, danke der Nachfrage! Diese teilzentrale Matura, die wir haben, feiert heuer das zehnjährige Jubiläum. Sie wurde 2008 ange­stoßen, und es hat dann einige Jahre gedauert, bis sie im Klassenzimmer ankam. Heuer geht sie faktisch als politisches Projekt in die Zweistelligkeit.

Man kann sich vorstellen: Es sind 45 000 Schülerinnen und Schüler pro Jahr. Die Eltern, die Geschwister und mitunter auch die Omas und Opas fiebern mit. Jedes Jahr sind also gut 200 000 Österreicherinnen und Österreicher in dieser Frage exponiert.

Es ist so, dass an und für sich, glaube ich, eine weite Übereinkunft besteht – auch in diesem Haus –, dass das Instrument einer teilzentralen Matura sinnvoll ist. Es ist aber auch so, dass viele von uns das Gefühl haben, die Zentralmatura ist nie so richtig angekommen. Wir merken auch in der öffentlichen Berichterstattung, dass nach wie vor sehr viel Verunsicherung vorhanden ist. Wir merken, dass auch sehr viel man­gelnde Akzeptanz im Raum ist.

Wenn wir das aufrechnen und sagen, dass das Ding nun seit knapp zehn Jahren unter­wegs ist und der nächste Jahrgang auch schon zittert, dann summiert sich das auf fast zwei Millionen Menschen in diesen zehn Jahren, die mit einem bildungspolitisch ausgerollten Instrument zu tun hatten, das nie so richtig in die Klarheit und in die Kraft gefunden hat.

Das möchte ich ein Stück weit mitbewegen, Herr Minister, liebe Kolleginnen und Kolle­gen, dass wir diesbezüglich – das halte ich für dringlich, das müssen wir unmittelbar nach einer Matura anstoßen, sonst kommt der nächste Jahrgang in die Verun­siche­rung – in größere Klarheit kommen, dass wir bei diesem Instrument nachschärfen.

Das ist, wenn man so will, ein Abschlusspaket, das ich schnüre, denn es ist ja bekannt, dass ich mich in einer geordneten Übergabe befinde. Ich spüre an manchen Ecken und Enden die Notwendigkeit, Dinge als Übergabepaket zusammenzubinden, die mir wich­tig sind und bei denen es mir zudem realistisch erscheint, etwas bewegen zu können. Und dann möchte ich es auch ordentlich sortiert übergeben. In diesem Fall übergebe ich dieses Paket diesem Haus und dem Bildungsminister.

Ich glaube, dass wir Mehrheiten für die Nachschärfung der Zentralmatura finden können. Ich glaube, dass wir es zügig angehen müssen, damit nicht der nächste Jahr­gang mit in die Verunsicherung hineinwächst – das wären wiederum mit den engsten Angehörigen 150 000 Menschen. Und ich glaube, dass wir einfach auch aus den Pannen der Vergangenheit lernen können, sollen und müssen, denn das ist unser Job.

Was ist heuer die mediale Zuschreibung? – Man liest vom „Fünfer-Debakel“ bei der Zentralmatura. Man liest: „Hinter vorgehaltener Hand wird [...] von einem ‚gewaltigen Chaos‘ [...] gesprochen“. Man liest: „Der Wurm ist drin“. – Solche Zitate werden auch medial ausgeschildert.

Wir hatten im letzten Jahr das Gefühl, dass sich die Aufregung vielleicht beruhigt und alles in geordnete Bahnen kommt. Heuer jedoch kam es wieder zu einem Punkt, an dem viele Beteiligte den Eindruck hatten, dass die Zentralmatura noch nicht dort ist, wo sie sein sollte.

Im Rückblick ist die Zentralmatura eine Geschichte vieler Pannen. Ich glaube zwar, dass die allermeisten nicht mutwillig passiert sind, aber sie sind halt passiert und es gab Betroffene. Schlussendlich ist ja auch die Geschäftsführung des Bifie, das früher mit der Abwicklung der Zentralmatura betraut war, über diese Pannen gestolpert und wurde abgelöst. Zuletzt wurde die Abwicklung wieder ins Bildungsministerium zurück­geholt.

Ich will die Pannenserie nun nicht im Einzelnen ausschildern, denn ich glaube, Sie haben es alle noch im Ohr, dass es die letzten Jahre einfach nicht rund gelaufen ist. Meines Erachtens ist das Fazit: Es reicht nicht, an kleinen Stellschrauben zu justieren, denn wir brauchen eine Generalüberholung, die Zentralmatura muss zum Service. Wir müssen grundsätzlich daran schrauben, sonst sollte sie für das nächste Jahr nicht mehr das Pickerl bekommen. – Das ist der Eindruck, den sehr viele teilen, weswegen ich der Meinung bin, dass wir es auch gemeinsam anpacken sollten.

Zuletzt sind auch die Lehrerinnen und Lehrer aufgestanden, die vor allem betreffend Mathematik ihre Beschwerden formuliert haben. Sie sprechen davon, dass sie das Instrument „in der gegenwärtigen Form für ungerecht [halten], ungeeignet, die mathe­matischen Kompetenzen angemessen abzubilden, ungeeignet, um die Studierfähigkeit in den MINT-Fächern [...] sicherzustellen, problematisch, was den Einfluss auf den Mathematikunterricht der Oberstufe insgesamt betrifft.“

Natürlich wird es bei solch einem Thema wie der Zentralmatura immer Beschwerden geben, das ist klar. Diese Art von Analyse, dass der allgemeine Glückszustand nicht ausbricht, werden sicherlich auch ehemalige Ministerinnen formulieren können. Man kann aber in andere europäische Länder schauen, die mit einer teilzentralen Matura schon länger Erfahrung haben. Man wird dann feststellen, dass diese in diesen Ländern als wichtiges Instrument umfassend gesellschaftlich anerkannt ist.

Es gibt zudem Länder, die dieses Instrument der Zentralmatura umfassend für Schul­entwicklungsprozesse nutzen, was mir, Herr Minister Faßmann, ein ganz besonderes Anliegen ist. Die Zentralmatura wurde vor zehn Jahren als ein Instrument angestoßen, und de facto hängt sie irgendwie ungenutzt und ein Stück weit orientierungslos im bil­dungspolitischen Raum. Es handelt sich um die größte strukturierte Evaluierung der maturaführenden Schulen Österreichs, die jedes Jahr wiederkehrend mit großem Aufwand gemacht wird. Wir bekommen immens viele Daten. Was machen wir damit? – Eigentlich nicht viel, um nicht zu sagen, nichts.

Das kann natürlich nicht sein. Ich kann es als Zwischenschritt akzeptieren, dass man sagt: Wir führen das Ding einmal ein und dann schauen wir weiter! – Im zehnten Jahr aber muss uns doch mehr dazu einfallen, als dass wir einen Datenfriedhof haben, der nicht einmal besucht und auch in keiner Art und Weise gewürdigt wird. Wir müssen einen Schritt weiterdenken, und zwar zum Wohle der Schülerinnen und Schüler, der Eltern sowie der Lehrerinnen und Lehrer.

Unsere Marschrichtung ist klar. Wohin wollen wir mit einer Zentralmatura Neu? – Wir wollen zu einer teilzentralen Matura. Diese soll erstens abgeschlankt sein, also schlan­ker als bisher sein. Zweitens soll sie wirklich einheitlich sein, denn das ist sie heute nicht. Drittens soll sie extern ausgewertet werden und nicht vom eigenen Lehrer oder von der eigenen Lehrerin. Viertens soll sie auch ein Sprungbrett für planvolle Schul­entwicklung sein.

Wir haben in Österreich wenig Tradition im Bereich der Schulentwicklung. Wir haben keine Tradition, das Schulsystem und die Schule selbst – jede einzelne – als lernende Organisationen zu begreifen. Ich sehe ein gewaltiges Weiterentwicklungspotenzial darin, wenn wir uns ein neues Mindset, eine neue Bewusstseinshaltung geben und sagen: Ja, eine Schule ist eine Organisation, und eine Organisation ist ein soziales Lebewesen! Ein soziales Lebewesen ist immer unterwegs, denn jedes Leben wandelt sich, und zwar hoffentlich zum Besseren! Man muss aber auch dranbleiben, denn wer stillhält, fällt zurück.

Machen wir einen Schritt zurück und fragen, was die Intention des Gesetzgebers war, was das Ziel der Reifeprüfung ist und wie dieses auf der Website des Bildungs­ministeriums ausgeschildert wird: „Höchstmögliche Objektivität, Transparenz und Ver­gleichbarkeit von Schüler/innenleistungen – Erhöhung der Aussagekraft von ab­schließenden Prüfungen im Sinne einer Ergebnisverantwortlichkeit“. – So steht es auf der Website. Das macht Sinn. Nun müssen wir das Instrument halt nachschärfen.

Ich gehe nun zu unseren Zielsetzungen. Abschlanken: Warum ist es uns derzeit zu breit? – Die Zentralmatura wird derzeit in zu vielen Fächern abgehalten. Sie wird in Mathematik, Deutsch und Englisch abgehalten – so weit sind wir einverstanden. Ich glaube, was wir nicht brauchen – lassen Sie uns gemeinsam darüber diskutieren, würde ich sagen –, sind die Fächer Französisch, Italienisch, Spanisch, Griechisch und Latein sowie die Minderheitensprachen Slowenisch, Kroatisch und Ungarisch – wir sind große Fans der Minderheitensprachen und haben ganz andere Vorschläge gemacht, um diese auch im Schulsystem entsprechend zu würdigen.

Ich glaube, wir sollten und können uns in einer teilzentralen Matura auf jene Fächer konzentrieren, die im Kern auch die allgemeine Hochschulreife darstellen. Man kann da einige Abwurfpakete formulieren, sodass wird die Matura Neu schlanker machen können.

Wir müssen sie auch, Herr Minister, in ihrer mannigfaltigen Ausgestaltung abschlan­ken, denn wenn sie wirklich vergleichbar sein soll, können wir nicht mit rund 70 Prü­fungsheften arbeiten, wie wir sie derzeit haben. Wir haben 70 verschiedene Ausformungen der Zentralmatura in den verschiedenen Fächern. Das ist halt nicht mehr einheitlich und wird dann auch dem Auftrag und dem Namen nicht mehr ganz gerecht.

Die Zentralmatura Neu soll entsprechend der Transparenz, Fairness und Vergleich­bar­keit einen gemeinsamen Kern formulieren, der wirklich zentral ist. Dieser soll einheit­lich, also unter Verzicht auf eine breite Ausfächerung nach Schultypen, und damit vergleichbar durchgeführt werden. Wichtig ist auch, dass extern ausgewertet werden soll, was in anderen Ländern völlig selbstverständlich ist.

Ich halte nichts von der internen Auswertung, also dass jener Lehrer, der die Schü­lerinnen und Schüler über Jahre begleitet hat und die Lernergebnisse gemeinsam mit ihnen erreichen soll, am Ende auch prüft. Um beim Pickerl zu bleiben - - (Abg. Hauser: Es gibt ja die Koprüfer!) – Ich stelle mir das Pickerl nicht selber aus. Das geht sich, glaube ich, nicht aus. Es gibt zwar die Anleitung, wie es zu machen ist, aber ich finde auch das problematisch. (Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek.)

Wenn ich mich in die Schuhe eines Lehrers oder einer Lehrerin stelle: Ich bekomme da allein für Deutsch einen elfseitigen Bogen, die Handreichung zum Beurteilungsraster. Man muss schon ein sehr gestandener Lehrer oder eine sehr gestandene Lehrerin sein, um davon nicht mehr verwirrt zu sein. (Zwischenruf der Abg. Hammerschmid.) Im Sinne der Vergleichbarkeit wird jeder diese elf Seiten ein Stück weit anders verdauen. Ich glaube, dass das im Sinne einer einheitlichen Auswertung natürlich zen­tral organisiert sein soll. Das halte ich für wichtig. Vergleichbarkeit ist also der Wunsch, auch das ist wichtig. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek.)

Ich bin nicht alleine mit diesen Vorschlägen. Rudolf Taschner – durchaus amtsbekannt hier im Haus, ÖVP-Bildungssprecher – hat in einem Interview gemeint: „Es wäre klug, wenn man die schriftliche Prüfung teilen würde. Die erste Hälfte sollte ein zentraler Teil sein, der von allen positiv bewältigbar ist.“ – Weiß ich nicht. Die Hosen müssen wir nicht unbedingt runterlassen, aber ich verstehe den Punkt. Vielleicht war es in diesem Interview unscharf rezipiert. – „Es sollte das Mindestmaß sein, das junge Leute erreichen müssen. Die zweite Hälfte sollte von Lehrern erstellt werden, die in diesem Teil zeigen können, was sie mit ihren Schülern gelernt haben und was diese besonders gut können. Es wäre damit ein Pflicht- und ein Kürteil.“

Ich bin einverstanden, wenn auch noch nicht in jedem Detail. Denken wir es im Sinne einer teilzentralen Matura: Es gibt einen zentralen Teil und einen Teil, der schul­typenspezifisch und standortspezifisch montiert werden kann. Das wäre das Ziel. Habe ich Sie richtig verstanden, Herr Taschner, sind wir Verbündete auf der Reise? (Abg. Taschner: Sie werden es noch hören!) – Eine gemeinsame Zielrichtung ist immerhin schon etwas. Es ist ja nicht immer der Fall, dass Herr Taschner und ich einer Meinung sind. Ich nehme das wohlwollend zur Kenntnis. Ich sehe auch, dass Sie einen Antrag in Vorbereitung haben, der in diese Richtung zielt.

Was uns auch wichtig ist, ist die Mitaufnahme der Medienkompetenz in eine Reife­prüfung, weil wir natürlich schauen müssen, dass aus einer Reifeprüfung kein Fall fürs Museum wird. Zu sagen, dass man keine Hilfsmittel verwenden darf, das Internet nicht verwenden darf, halte ich für zunehmend problematisch. Warum? – Weil es nicht den Lebensrealitäten entspricht.

Den Arbeitsplatz muss man mir zeigen, an dem ein junger Mensch in eine Bewäh­rungsprobe kommt und der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin sagt: Du, schau, dass du gute Ergebnisse erzielst, aber du darfst das Internet dabei nicht benutzen. – Das ist weltfremd. Wir müssen da schon auch moderne Konzepte integrieren, wie Open Book Testing und internetfähige Geräte.

Ein zentraler Auftrag des Schulsystems ist natürlich auch das, was Irmgard Griss immer als Kritikfähigkeit bezeichnet. In einer Reifeprüfung muss so etwas mitintegriert sein, das halte ich für essenziell.

Damit komme ich zu einem Bereich – schon ausgeschildert –, der mir im Sinne eines Übergabepakets immens wichtig ist, und ich hoffe, dass dieses Paket in den nächsten Jahren zur Entfaltung kommt, nämlich zum Thema Schulentwicklung. Es gibt so viele gute Geister, zum Beispiel die Leadership Academy, die von Ihren Amtsvorgän­gerin­nen angestoßen wurde. Das ist ein großartiger Beitrag zum Thema Schulentwicklung, es sind mittlerweile Tausende von Absolventinnen und Absolventen im Schulsystem verankert. Wir haben deswegen auch schon telefoniert, Herr Minister.

Diese Tradition darf nicht sterben, auch wenn Sie es budgetär nun irgendwie anders einhängen wollen. Schauen Sie, dass dieser Faden nicht abreißt, denn das wäre ewig schade! Nehmen Sie diese Tausenden von Menschen, die in ihre eigenen Leadership-Qualitäten, ihr organisatorisches Verständnis und ihr Verständnis für Schulentwicklung investiert haben, als Verbündete, denn diese warten darauf, sie wollen es und haben freiwillig bewiesen, dass sie bereit sind für mehr, dass sie MitunternehmerInnen im Schulsystem sein wollen. Nehmen Sie diese kreative Kraft und diese Kompetenz als Allianzpartnerin, geben Sie ihnen den Rahmen für gelingende Prozesse, denn das ist so wichtig!

Ich habe da ein echtes - - (Abg. Jarolim: Unterstützt der Herr Bundeskanzler diese Idee?) – Bitte? (Abg. Jarolim: Unterstützt der Herr Bundeskanzler ...?) – Der Herr Bun­deskanzler? Das weiß ich nicht. Die Frage war, ob der Herr Bundeskanzler diese Idee unterstützt. Das erschließt sich mir nicht ganz. Er ist darüber informiert, dass ich eine Passion für die Bildung habe. Er hat es an Herrn Faßmann delegiert, soweit ich es verstanden habe – und das ist schon einmal etwas. (Beifall des Abg. Jarolim. – Zwi­schenruf des Abg. Wöginger.)

Ich sehe ja, Herr Faßmann, dass Sie da mit großem Willen an die Dinge herangehen. Ich sehe, dass die Agenda, die Sie bisher bestritten haben, ein Stück weit sehr stark in der Logik dieser schwarz-blauen Regierung steht. Sie müssen halt Themen bewirt­schaften, die mit Ausländern zu tun haben – gekauft. Wir haben bei der Integration auch viele Themen, bei denen es Lösungen braucht, aber schauen Sie in den nächs­ten Monaten und Jahren bitte auch ein Stück weit über diese Ihnen auf den Weg mitgegebenen Schwerpunkte hinaus! Schauen Sie dorthin, wo es wirklich Hand­lungsbedarf gibt, nämlich in den Bereich der Schulentwicklung!

Wir sollten die Schule als lernende Organisation begreifen. Wenn man das macht, dann ist man wirklich in einer Sekunde an dem Eck, an dem man sagt: Wow, wir haben mit der Zentralmatura einen großen Schatz, einen riesigen Datenschatz. Wir haben von jeder maturaführenden Schule dieser Republik eine Batterie an Daten, und das ist doch ein wunderbarer Ausgangspunkt für Schulentwicklung. Warum nutzen wir ihn nicht? Wie kann man auf die Idee kommen, ihn nicht zu nutzen?

Ihre Amtsvorgängerin hatte schon einiges angestoßen, aber ich habe das Gefühl, dass das zuletzt wieder eingeschlafen ist. Die Frage ist: Wie gehen wir mit den Ergebnissen um? Dürfen Schulleitungen die Ergebnisse im Detail erfahren? – Ja, natürlich, darüber haben wir, glaube ich, Einvernehmen. Darf das auch der Schulgemeinschafts­aus­schuss, der SGA? – Ja, natürlich, würde ich meinen.

Diese Daten sind Daten der Republik, der Res publica, der gemeinsamen öffentlichen Sache, weil Bildung ein öffentlicher Auftrag ist. Das ist ein öffentliches Gut – ein merito­risches Gut, sagt der Volkswirtschaftler, ein öffentliches, sagt der Liberale. Wir müssen da öffentliche Gelder investieren. Wir stehen mit jeder Faser unseres Herzens dahinter – dann sind aber natürlich auch die Daten, die wir erheben, öffentlich. Natür­lich haben sie das Potenzial, die eine oder andere Schule zu beschämen – das ist mir schon klar und das muss man auch sehr ernst nehmen, denn das kann nie der Auftrag sein.

Finnland macht nicht alles richtig, aber Finnland lebt den Grundsatz, und insbesondere skandinavische Länder sagen im Schulsystem: Kein Kind beschämen! Das ist so ein wunderbarer kraftvoller Grundsatz, da können wir in Österreich noch ganz viel lernen. Jeder von uns weiß, dass er selber oder in seinem Umfeld Erlebnisse der Beschämung in der Schule hatte, die einen ein Leben lang nicht mehr loslassen. Ich treffe immer wieder Leute, die mir erzählen, dass sie auch mit 55 von dieser oder jener Prüfung träumen, und zwar nicht im Guten, sondern einen Albtraum, der sie offensichtlich bis ans Lebensende verfolgt. Das ist nicht die Abteilung Flügelheben, nicht die Abteilung Entfaltung, da ist etwas falsch gewickelt, da kann man anders damit umgehen.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Schlusssatz, bitte!

Abgeordneter Mag. Dr. Matthias Strolz (NEOS) (fortsetzend): Ich komme zum Schluss­satz: Ich bitte, dass wir hier eben die Daten der Zentralmatura nutzen, um auch in ge­deihliche Schulentwicklungen zu kommen, so wie die Niederlande – das wird ein langer Satz, aber ich komme zum Ende, Herr Präsident –, so wie Südtirol, die einen Auftrag haben, dass auf jeder Schulwebsite auch ein Entwicklungsplan für den Schul­standort steht, ich bitte um ein Bekenntnis: Wir wollen besser werden, und wir können, wenn wir wollen! (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Liste Pilz.)

15.21

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Bevor ich dem Bundesminister das Wort erteile, begrüße ich unsere Pensionisten der Polizei aus Mistelbach recht herzlich. Herzlich willkommen im Hohen Haus! (Allgemeiner Beifall.)

Herr Minister, Sie haben das Wort. – Bitte.