16.30

Abgeordneter Dipl.-Ing. Christian Schandor (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen im Hohen Haus! Sehr verehrte Zuseher auf der Galerie und vor den Fernsehschirmen zu Hause! Wir haben zum Thema Zentralmatura schon eini­ges gehört, ich möchte hier aber trotzdem noch einmal darauf eingehen, was die Zentralmatura überhaupt ist – für all jene, die vor vielen Jahren oder Jahrzehnten eine Matura abgelegt haben, aber vor allem auch für unsere Zuseher.

Die Zentralmatura oder teilstandardisierte kompetenzorientierte Reife- und Diplom­prü­fung, wie sie genau heißt, besteht ja im Wesentlichen aus drei Säulen. Die erste Säule ist eine vorwissenschaftliche Arbeit, eine Präsentation und eine Diskussion bezie­hungs­weise an den berufsbildenden Schulen eine Diplomarbeit, die ebenso mit einer Präsentation und Diskussion verbunden ist. Die zweite Säule ist die Klausurarbeit und die dritte die mündliche Prüfung.

Sie ist modular aufgebaut, das bedeutet, dass ein Schüler trotz einer negativen Leis­tung in der ersten oder zweiten Säule zu einer mündlichen Prüfung antreten kann – das sind die Kompensationsprüfungen. Diese Kompensationsprüfungen sind tatsäch­lich eine wirkliche Chance, sich ein Nicht genügend auszubessern. Besonders viele, das haben wir heute schon gehört, nämlich österreichweit 18 Prozent, trifft dieses Schicksal im Fach Mathematik.

Ich habe Ihnen dazu einen Auszug aus einem Kommentar mitgebracht, den ich hier zum Besten geben möchte – der Titel lautet: „Die Gummibären sind nicht schuld“ –:

„Habe ich selbst immer einen Seiltanz zwischen Nicht genügend und dem positiven Jahresabschluss vollführt, stieg ich aus der diesjährigen Matura mit einem Gut aus – und das ohne Vorbereitung. Wenn ein Lehrer jetzt über schlechte Ergebnisse seiner besten Schüler klagt, hat er sie dann ausreichend vorbereitet? Oder hat er die Beur­teilungen in den letzten Jahren einfach nur verschenkt, um einen guten Notenschnitt zu erhalten? Wo liegen also die strukturellen Probleme, von denen in der vergangenen Woche gesprochen wurde? Bei den Schulen oder einer vom Niveau her überraschend einfachen Mathematikmatura?“

Ich selbst habe gestern noch bei mir in der Schule, in der HTL in Fürstenfeld, geprüft. Wir haben die Zentralmatura seit mittlerweile drei Jahren, und bei uns ist in Mathematik bis dato noch kein Schüler durchgefallen. Ich muss aber dazusagen, wir verlieren in den ersten beiden Jahren bis zu einem Drittel der Schüler, die diese HTL eben nicht abschließen, die nicht Techniker und nicht Ingenieure werden.

Ich möchte aber auch wie meine Vorredner all jenen, und das sind 82 Prozent, ganz herzlich gratulieren, die diese Mathematikmatura mit Erfolg gemeistert haben. Gratu­liere! (Beifall bei FPÖ und ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Dass die Mathematikmatura gerade auch im Hinblick auf die Punkteverteilung, den Notenschlüssel und die Art und Weise der Beurteilung evaluiert werden muss, liegt auf der Hand. Eine kritische Reflexion ist erforderlich, und ohne Verbesserungen wird es nicht gehen. Das orten nicht nur Elternvereine, sondern auch die betroffenen Mathe­matik­professoren. Ich kann daher das eine oder andere aus Ihrem Antrag, Herr Dr. Strolz, durchaus mitnehmen und ihm auch etwas Positives abgewinnen, wenn Sie von einer Korrektur durch eine externe Stelle sprechen, denn das entlastet die Kolle­ginnen und Kollegen, und genauso wenn Sie auf die Schwerpunktbildung für die jeweilige Schule und den jeweiligen Schultyp achten wollen.

Erlauben Sie mir, eine Zwischenbilanz aus drei Jahren Zentralmatura zu ziehen. Der erste Punkt ist: Die Zentralmatura ist mittlerweile angekommen; sie ist der Normal­zu­stand. Der zweite Punkt ist: Nach anfänglichen Startschwierigkeiten ist wieder eine organi­satorische Ruhe an den Schulen eingetreten. Drittens: Die Notenschwankungen werden ein Thema bleiben. Viertens: Im Bildungsministerium ist die Zentralmatura am richtigen Ort. Fünftens: Meine Damen und Herren, es gibt immer Verbesserungs­poten­zial, und auch die Kritik wird bleiben. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

16.35

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Dr. Griss. – Bitte.